Lästerlich, froh und gut aufgeklärt...

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Fotos © Evelin Frerk

MÜNCHEN. (hpd) Im Rahmen der Religionsfreien Zone München 2010 gab es zur Einstimmung eine fröhliche „Frohe Prozession“ am Donnerstag vergangener Woche und am Freitag und Samstag folgten eine Reihe von Veranstaltungen ernster, heiterer, informativer und unterhaltsamer Art.

Das Drittel der Konfessionslosen zeigte sich an Christi Himmelfahrt mit einer „Frohen Prozession“ rund um die Münchner Innenstadt, damit der „2. ökonomische Kirschentag“ nach ihrem Geschmack abgerundet wurde. An die 250 bis 300 bunte, fröhliche und musizierende Gestalten waren der Einladung des bfg mÜnchen (gemeinsam mit dem bfg Bayern, der GBS, dem IBKA, dem Anderen Bayern, u.v.a.m.) gefolgt und zeigten Flagge (hpd-video und Bericht). 

Neben dem „Heidenspass statt Höllenqual“ ist es den veranstaltenden Organisationen mit dem bfg mÜnchen, die die „Religionsfreie Zone München“ parallel zum christlichen Groß-Ereignis wieder auflegten, auch wichtig, zu zeigen, dass säkulare Humanisten nicht nur fröhliche Prozessionen veranstalten, sondern mit Lesung, Vortrag, Diskussion, Musik und Kabarett die humanistischen Werte vorstellen und inzwischen fester Bestandteil der deutschen Kulturlandschaft sind. Hilfreich zur Seite dabei standen wie schon so oft Colin Goldner, Michael Schmidt-Salomon und Carsten Frerk, alle Giordano Bruno Stiftung.

Colin Goldner hatten den sehr ernsten Teil, in dem er zum Thema „Kirche und Tierrechte“ sprach und die christlichen Grundlagen der Missachtung von Tierrechten schilderte, die Ignoranz der Kirche und das Leiden vieler Tiere in manchen Zoologischen Gärten und Versuchslaboren.

Schmidt-Salomon las aus den von ihm geschriebenen Kinderbüchern „Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel“, aus „Der freche Hund“ und aus „Susi Neunmalklug“ und hat im Anschluss daran mit dem interessierten Publikum über humanistische Werte und deren sinnvolle Vermittlung diskutiert. Und auch zu ergründen versucht, warum das „Ferkelbuch“ auf dem Index landete und verboten werden sollte.

 

Carsten Frerk arbeitet ja aktuell an der Neu-Auflage der „Finanzen und Vermögen der Kirchen“ und nahm dies zum Anlass, die Subventionen der beiden Kirchen durch den Staat – passend aus gegebenem Anlass - wieder einmal ins rechte Licht zu rücken. Etwas, was auf dem Kirchentag sicherlich nicht thematisiert wurde und nicht nur Ungläubige interessieren dürfte, was aus allgemeinen Steuergeldern so alles zugunsten der Kirchen aufgewendet wird. Auf seiner Lesereise zur Vorstellung der Neuauflage wird er im November auch wieder in München sein.

Keinen Meister und keinen Herrn

Mit der niederbayrischen Akkordeonistin, Sängerin und Kabarettistin Michaela Dietl ging der erste Abend im Anschluss an die Lesung weiter. Sie bezauberte die Zuhörer mit einer frechen, von Musik umrahmten Erzählung ihres Lebens als Straßenmusikantin, das sie lange Jahre durch ganz Europa führte. „Von der Hand in den Mund“ hat sie da ganz selbst bestimmt gelebt und feststellen können „i brauch koan Meister, i brauch koan Herrn, i muß bloß mir selber ghörn. Ich hab ein Hirn und zwoa Händ, i merk scho selber, wenns wo brennt!“ Eine Künstlerin ohne angetrauten Ehegatten, ohne Festanstellung, ohne religiöse Bindung. Ganz klar: sie hatte ein passendes musikalisches Angebot für die anwesenden Freigeister!

 

Das Münchner Urgestein Eisi Gulp, inzwischen aus Rosenheim angereist, fühlte sich unter den „Gottlosen“ ziemlich wohl. Schließlich ist er mit der Szene inzwischen fast schon gut bekannt! „Gott, die Welt und unser Oberbene“... ihnen widmete er seine kabarettistischen Ansichten, was über zweieinhalb Stunden Erkenntnis und Erheiterung brachte. Der ehemalige Tänzer, Clown und Fernsehmoderator band das Publikum gekonnt mit ein und hüpfte durch den Saal genauso munter und sprunghaft wie durch sein Programm. Glaube, Religion, Gott und Kirche lägen ihm schon länger am Herzen, erzählte er. Doch erst die Anfrage des bfg mÜnchen zur Gestaltung einer Feier zum 200. Geburtstag von Charles Darwin im letzten Jahr ermutigte ihn, ein ganzes, abendfüllendes Kabarettprogramm diesem Thema zu widmen. Die Besucher der „Religionsfreien Zone München 2010“ dankten ihm mit anhaltendem Applaus!

Assunta Tammelleo

Dazu ein hpd-video mit kurzen Ausschnitten (jeweils ca. zwei Minuten) zu den angesprochenen Veranstaltungen.