Interview

Gottlose Lieder

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Mai Horlemann
Mai Horlemann

Mai Horlemann – Sängerin, Texterin, Sprecherin, Humanistin, Mutter, Berlinerin, Zweifelnde, singt wieder. Nach einer längeren Pause ist sie wieder auf den Bühnen Berlins. Sie singt ihre gottlosen Lieder, in denen es um das Mensch-Sein geht, um das Alltägliche, das Besondere, das Peinliche, das Geheime und das Tiefe. Sie ist die Tochter von politischen und schreibenden Menschen und singt und schreibt dennoch über sich und private Angelegenheiten. Dem hpd erklärt sie, warum.

hpd: Du bist Sängerin und Schauspielerin. Gab es einen besonderen Moment, in dem du wußtest, dass das deine Berufung ist?

Mai Horlemann: Es gab einige solcher Momente. Das erste Mal fühlte ich mich berufen als ich im Fernsehen einen wirklich schlechten Sänger sah, der ein wirklich schlechtes Lied sang und dachte: Das kann ich besser! Dann war da mein erster Auftritt im Fischlabor in Schöneberg mit meinem damaligen Freund und Gitarristen B.Heyer. Ich habe damals noch auf Englisch gesungen. Schon bald jedoch habe ich gemerkt, dass meine Stärke darin liegt, deutsche Texte zu schreiben. Ich wollte und will verstanden werden. Dabei ging es mir schon früh eher um die Texte als um den Gesang, ich schreibe auch für KollegInnen, maßgeschneidert Texte.

Nach einem Seminar an der Cellerschule fiel endgültig meine Entscheidung: Nicht Publizistin, nicht Psychologin, sondern Sängerin und Texterin zu werden.

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Der Titel deiner neuen Show klingt ernst, was bedeutet "endlich allein" ?

Der Titel ist vieldeutig, genau wie viele der Lieder. Endlich allein bezieht sich natürlich auf die Freiheit, die sich einstellt, wenn man sich nicht von wie auch immer gearteten übernatürlichen Kräften heimgesucht fühlt (Götter aller Art). Aber das war tatsächlich noch nie ein großes Problem für mich. Es gibt viele Situationen, in denen es gut ist allein zu sein. Man kann auch zu zweit allein sein wollen, oder merken, besser allein sein zu wollen als zu zweit. Es geht aber auch darum, als Mutter, als Partnerin, als Freundin, als Mitbewohnerin und so weiter mal endlich allein am Schreibtisch sitzen zu dürfen und zu schreiben. Denn Schreiben kann ich am besten allein. Denken im übrigen auch.

Deine neue CD soll mit Crowdfounding finanziert werden. Wie bist du darauf gekommen?

Die Möglichkeit, sich Projekte von einer großen Gruppe von überzeugten und solidarischen Menschen finanzieren zu lassen ist einfach wunderbar. Es ermöglicht mir und Frank Helfrich, meinem begnadeten Pianisten, Komponisten und Arrangeur, unseren Traum von einer eigenen CD, die wir mit noch anderen MusikerInnen und Instrumenten aufnehmen wollen, bald wahr werden zu lassen. Hoffentlich.

Natürlich gibt es Momente, in denen ich mich frage, ob in diesen Zeiten so etwas wie meine Lieder wichtig sind. Ist es vermessen um Unterstützung zu bitten für Lieder über Liebe, oder das Ende der Liebe, über Kinder und wo ich überall singen möchte? Ich bin ein Kind der 68er, aufgewachsen in einer sehr politischen Familie. Das Private ist politisch. Und so haben auch die menschlichen Stärken und Schwächen, um die es geht in meinen Liedern, eine politische Dimension, auch wenn sie leiser klingt und oft selbstironisch inszeniert wird.

Kann sich eine Gottlose vorstellen, Göttin zu sein? Falls dem so ist, was würdest du tun?

Als Göttin würde ich den Menschen die Ängste nehmen.

Mai Horlemann singt am 22.6.2017 im BKA.