Saudi-Arabien: Diskussion um Kino-Verbot

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Nur eines von vielen schamlosen Dingen im Kino: "Pop"corn
Popcorn

Als die Regierung Saudi-Arabiens im vergangenen Jahr umfangreiche kulturelle Reformen ankündigte, hofften saudische Filmfreunde, dass in ihrem Land auch endlich das Kino-Verbot fallen könnte. Doch der religiöse Führer des Landes hat entsprechende Pläne nun scharf kritisiert.

In den 1970er Jahren gab es in Saudi-Arabien viele Kinos. Doch mit dem Erstarken des konservativen Islams während der 1980er Jahre wurden sie von der Regierung geschlossen, da man sie für unislamisch hielt. In den letzten Jahren regte sich bei saudischen Filmfreunden jedoch zunehmend Kritik am Verbot von Kinos. In der Stadt Dammam veranstalteten sie mehrfach ein Filmfestival - aufgrund der geltenden Verbote wurden die Filme in einem Kunst-Zentrum vorgeführt.

Als König und Regierung im vergangenen Jahr mit dem Plan "Vision 2030" umfangreiche Reformen auf kulturellem und wirtschaftlichen Gebiet ankündigten, schöpften auch die saudischen Filmfreunde Hoffnung. Denn der Leiter der staatlichen Unterhaltungs-Behörde Amr al-Madani hatte im Rahmen der Reformen tatsächlich eine Diskussion um die Wiedereinführung von Kinos angestoßen.

Den Bestrebungen, das Kinoverbot aufzuheben, setzte der religiöse Führer des Landes Großmufti Sheikh Abdulaziz al-Sheikh nun ein religiöses Machtwort entgegen. Nach übereinstimmenden Berichten verschiedener Medien verkündete der Großmufti im Januar während einer Fernsehsendung, dass Kinofilme "schamlos, unmoralisch, atheistisch oder verdorben" sein könnten und dass die Öffnung von Kinos geradezu eine Einladung sei, dass sich die Geschlechter untereinander mischten. "Ich hoffe, dass jene, die in der Unterhaltungs-Behörde das Sagen haben, vom Bösen zum Guten geleitet werden und dem Bösen nicht Tür und Tor öffnen werden."

Großmufti Sheikh Abdulaziz al-Sheikh wurde im Westen vor allem bekannt durch seine im Januar 2016 geäußerte Fatwa gegen das Schachspielen, das er für unislamisch hielt, weil es eine Verschwendung von Zeit und Geld sei und Hass zwischen den Spielern schüre. Erlaubt hatte der Großmufti hingegen im April 2012 die Verheiratung von jungen Mädchen im Alter von 10 bis 12 Jahren, da eine gute Erziehung ein Mädchen bereits in diesem Alter auf die Erfüllung aller ehelichen Pflichten vorbereite.