Wie ein Traum Realität wurde: CSD in Sonneberg

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CSD in Sonneberg, 2024
CSD in Sonneberg, 2024

In Sonneberg, der Stadt. in der der erste AfD-Landrat gewählt wurde, fand in diesem Jahr ein Christopher Street Day statt. Gastautor Frederic Forkel berichtet darüber für den hpd.

Vor etwas über einem Jahr wurde Deutschland in Schockstarre versetzt, als Robert Sesselmann zum ersten AfD-Landrat in Sonneberg gewählt wurde. Ist das nun die Zukunft? Gewinnt die AfD die Oberhand, und wird dies in naher Zukunft in vielen Regionen unser Schicksal sein? Die von Campact aufgedeckten Deportationspläne der AfD haben diese Ängste weiter geschürt und eine deutschlandweite Bewegung gegen Rechtsextremismus ausgelöst.

Bei einer Runde Bowling diskutierte ich mit einigen Parteikollegen aus der Partei der Humanisten (PdH), und wir beschlossen, mehr zu tun als nur Demonstrationen gegen Rechtsextremismus zu organisieren. So entstand die Idee eines Christopher Street Day (CSD) in Sonneberg. Schnell bekamen wir Unterstützung, insbesondere von Fridays For Future und der Linken. Gemeinsam konnten wir ein deutschlandweites Netzwerk aufbauen, einen fünfstelligen Betrag an Spenden- und Fördergeldern akquirieren sowie viele Personen und Organisationen von unserem Traum überzeugen.

Foto: © Frederic Forkel
Foto: © Frederic Forkel

Zunächst war es als kleines Projekt gedacht. Wir hatten nie damit gerechnet, dass es wirklich einmal groß werden würde, weshalb wir auch nur 200 Personen bei der Versammlungsbehörde anmeldeten. Doch das Ganze entwickelte eine extreme Eigendynamik. Aus einem fünfköpfigen Orga-Team zu Beginn wurde schließlich ein dreißigköpfiges Team. Mit dieser personellen Unterstützung sowie der unglaublichen Spendenbereitschaft der Menschen und unterstützenden Firmen vor Ort war es uns möglich, jegliche Vorstellung zu übertreffen. Aus 200 erwarteten Personen wurden 650. Aus ursprünglich einer initiierenden Partei wurden mehr als zehn teilnehmende Organisationen. Und was noch wichtiger ist: Aus der Erwartung einer großen Gegendemo wurde schließlich ein fast komplett friedlicher CSD.

Ja, es gab am Rande Beleidigungen, obszöne Gesten und auch ein paar verfassungsfeindliche Zeichen. Doch jeder Teilnehmer blieb von physischer Gewalt verschont, und bei der Parade jubelten uns mindestens genauso viele Personen aus ihren Fenstern zu, wie uns kritisch beäugten.

Bei der Kundgebung am PIKO-Platz hatten wir ein breites politisches Bündnis von Parteien sowie Künstlern. Der Höhepunkt war neben dem Auftritt des Sängers Yu vor allem die Performance von Maurice Conrad und Bruneau mit ihrem ein Jahr zuvor veröffentlichten Lied "CSD in Sonneberg".

Foto: © Frederic Forkel
Foto: © Frederic Forkel

Und was wirklich bemerkenswert ist: Die Zusammenarbeit mit der Stadt Sonneberg, der Versammlungsbehörde sowie der Polizei verlief so gut, wie sie es nur konnte. Die Teilnehmer fühlten sich stets sicher, und auch die Beamten hatten sichtlich gute Laune!

Manche mögen Sonneberg als Mahnmal sehen, doch ich sehe Potenzial. Sonneberg ist nicht verloren. Zusammen können wir eine breite, überparteiliche Zivilgesellschaft aufstellen und dem Rechtsextremismus aktiv etwas entgegensetzen.

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