Der radikale Glauben einer Schokoladen-Fabrikanten-Familie

Warum die Fluggesellschaft Swiss genug hatte

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Zukünftig landet auch dieser Airbus A319-100 der Swiss ohne Läderach-Schokolade an Bord.
Zukünftig landet auch dieser Airbus A319-100 der Swiss ohne Läderach-Schokolade an Bord.

Die Fluggesellschaft Swiss hat die Läderach-Pralinés aus dem Sortiment genommen. Nicht ohne Grund, wie ein genauer Blick auf den fundamentalistischen Hintergrund der Läderachs zeigt.

Die bekannte Schokolade-Fabrik Läderach in Ennenda GL ist in die Schlagzeilen geraten. Der Grund: Die Fluggesellschaft Swiss hat ihre Pralinés aus dem Sortiment geworfen, weil die christlich-fundamentalistischen Besitzer gegen Abtreibung und Homosexuelle kämpfen.

Laut Medienberichten soll es in verschiedenen Läderach-Läden zu Vandalenakten gekommen sein. Läderachs Mediensprecher erklärte danach, die Firmenleiter seien weder homophob noch frauenfeindlich.

Weshalb plötzlich der Protest gegen den Schokoladenhersteller, der in 14 Ländern rund 1000 Mitarbeiter beschäftigt?

Engagement beim Verein "Marsch fürs Läbe"

Verwaltungsratspräsident Jürg Läderach und sein Sohn Johannes, seines Zeichens CEO der Schokoladenfabrik, engagieren sich beim Verein "Marsch fürs Läbe". Hauptaktion ist eine jährliche Demonstration freikirchlicher Exponenten gegen die Abtreibung. Vater Jürg Läderach ist Vorstandsmitglied.

Es hat viele Jahre gedauert, bis die Läderach-Bosse für ihre radikalen religiösen Aktionen abgestraft wurden. Der Protest von Homosexuellen – vor allem auch von Mitarbeitern der Swiss – führten nun zur Auflösung der Geschäftsbeziehungen.

Dabei ist schon lange bekannt, dass die bekannten Chocolatiers eine fragwürdige Rolle im freikirchlichen Umfeld spielten und spielen. Ich prangerte diese schon vor dreizehn Jahren in Zeitungsartikeln an. Der Grund: Die Läderachs waren die treibenden Kräfte im Missionswerk Kwasizabantu (KSB), das im abgelegenen Hof Oberkirch bei Kaltbrunn SG ein freikirchliches Zentrum und die Schule Domino Servitute (Dienet dem Herrn) führte.

Schon damals kämpften die Läderachs und das Zentrum mit missionarischem Eifer für das Gebot der Keuschheit. Die Sexualität ausserhalb der Ehe sei als Einfallspforte des Satans in die göttliche Ordnung bezeichnet worden, berichteten Aussteiger. Ausserdem hätten KSB-Seelsorger in jener Zeit oft die Ehen von Gläubigen arrangiert.

Keinen persönlichen Kontakt vor der Hochzeit

"Ich bin die eheliche Verbindung im Dienst des Glaubens eingegangen", sagte eine Aussteigerin. KSB-Gläubige hätten vor der Hochzeit keinen persönlichen Kontakt zu ihrem zukünftigen Ehepartner pflegen dürfen. Manchmal sei es auch darum gegangen, durch die Heirat die Aufenthalts- oder Arbeitsbewilligung des ausländischen Partners zu erschleichen.

"Die moralische Keule, der Glaubensdruck und die Unterdrückung haben mich gebrochen", sagte damals eine Aussteigerin, die das Knabeninternat der KSB geleitet hatte. "Das ging so weit, dass ich meine eigenen Kinder auf Anweisung der KSB-Seelsorger schon im Alter von einem Jahr geschlagen habe, um sie zu züchtigen. Und zwar so lang, bis sie keinen Ton mehr von sich gaben. Dabei liebte ich sie doch."

Auch andere ehemalige KSB-Mitglieder richteten schwere Vorwürfe an die geistlichen Führer und Pastoren von KSB. Sie sprachen von Psychoterror, seelsorgerischem Missbrauch, Unterdrückung der Frauen, Bespitzelung und Denunzierung. Die körperliche Züchtigung nach biblischer Anleitung ("Wer seine Kinder liebt, der züchtigt sie") sei als wichtiges erzieherisches Mittel erklärt worden.

Jürg Läderach als prägende Figur des fundamentalistischen Missionswerks

Schon vor 20 und mehr Jahren war der Glarner Jürg Läderach die prägende Figur bei Kwasizabantu. Er trat nicht nur als Aushängeschild und grosszügiger Mäzen auf, sondern gab den Ton an vorderster Front an.

Er sass im Vorstand des Vereins KSB, war Mitglied des Schulrates von Domino Servite und amtete als Prediger. Seine Frau unterrichtete viele Jahre an der Schule. Weiter engagierte sich Jürg Läderach bei verschiedenen freikirchlichen Aktionen, zum Beispiel als Präsident von "Christen für die Wahrheit".

Freikirchliches Glaubensimperium mit 100 Ablegern

Das Glaubensimperium Kwasizabantu war 1970 von den beiden deutschstämmigen Brüdern Erlo und Friedel Stegen im Zululand, Südafrika, gegründet worden. Mit fragwürdigen Erweckungsritualen und angeblichen Wunderheilungen zogen sie die Massen an. Der Erfolg erlaubte ihnen, ihr Missionswerk auf die Schweiz, andere europäische Staaten und Australien auszuweiten. Bald hatte es über 100 Ableger mit schätzungsweise 40’000 Gläubigen.

Südafrikanische Zeitungen erhoben in den letzten Monaten schwere Vorwürfe gegen Erlo Stegen. Er und seine Familie lebten in grossem Luxus, während die rund 800 Mitarbeiter ausgebeutet würden, berichteten sie. Zudem seien umgerechnet über acht Millionen Euro der Glaubensgemeinschaft spurlos verschwunden.

Die Skandale veranlassten die Leitung von Kwasizabantu in Kaltbrunn, den Namen zu ändern. Neu heisst die Freikirche Evangelische Gemeinde Hof Oberkirch. Auch die Schule wurde in den unverfänglichen Namen Christliche Schule Linth umgetauft.

Trotz der Namensänderung weht weiterhin ein christlich-fundamentalistischer Wind durch Hof Oberkirch.

Christianity for today legt Wert auf folgende Präzisierung:

"Jürg und Johannes Läderach engagieren sich nicht direkt beim Marsch für's Läbe, sie sind weder im Vorstand noch im OK. Es stimmt aber, dass Jürg Läderach früher Kassier des Marsch fürs Läbe war. Er ist von diesem Amt zurückgetreten, weil er nicht den Anschein erwecken möchte, dass er einen namhaften Teil der Aufwendungen trägt, was nicht stimmt und auch nie der Fall war."

Die Christliche Gemeinde Hof Oberkirch streitet ab, dass die Schweizer KSB-Gemeindeleitung Ehen arrangiert, Druck auf Menschen ausgeübt, zur körperlichen Züchtigung aufgerufen und zu Psychoterror ausgeübt habe.

Übernahme mit freundlicher Genehmigung des Autors von watson.ch.

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