Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt mit rechtsradikalem Hintergrund?

Woher hat Pegida-Bachmann Täterwissen?

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Gegenwärtig verdichten sich die Hinweise, dass der Tunesier Anis Amri der Fahrer des Trucks gewesen sein könnte, der am Montagabend in den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gerast ist. Alles was wir über ihn erfahren, spricht dafür, dass er ein Verbrecher und ein Feind der offenen Gesellschaft ist. Er soll sich sogar als Selbstmordattentäter angeboten haben. Ein Fanatiker, gewiss. Aber ist damit schon Klarheit geschaffen: war er am Montag der Täter - der Fahrer, handelte er allein oder gemeinsam mit anderen? Nein, noch ist gar nichts geklärt.

Lassen wir die Polizei ihre Arbeit machen, halten wir uns vor voreiligen Schuldzuweisungen zurück, behalten wir einen kühlen Kopf, aber nehmen wir Fakten zur Kenntnis. Und da vernehmen wir heute von einem sehr seltsamen Vorgang.

Nicht seltsam, aber pietätlos und moralisch verkommen ist, dass der Mordanschlag von rechter Seite sofort für Propaganda gegen Bundeskanzlerin Merkel, die Flüchtlingspolitik (denken wir nur an Seehofer), darüber hinaus gegen Flüchtlinge schlechthin und gegen die freiheitliche Gesellschaft instrumentalisiert wurde. Denken wir an den Tweet von Pretzell am Montagabend, denken wir an das scheinheilige Spektakel verschiedener AfD-Größen vor dem Kanzleramt und den Aufmarsch der NPD-Kameraden in der Nähe der Gedächtniskirche.

Damit nicht genug: Auch der bekannte Pegida-Frontmann, der vorbestrafte Lutz Bachmann, hat sich frühzeitig am Montagabend zu Wort gemeldet. Bereits um 22.16 Uhr - nur zwei Stunden nach dem Anschlag - teilte er bei Twitter mit:

Bachmann behauptet, seine Informationen aus Polizeikreisen erhalten zu arbeiten. Seitens der Behörden wurde jedoch dementiert, dass er solche Informationen aus Polizeikreisen erhalten habe. Nun, das alles wäre noch nicht seltsam, gibt es bekanntlich doch immer wieder "undichte Stellen", aus denen Insiderwissen verbreitet wird.

Seltsam aber ist dies: Die Berliner Polizei hat erst im Laufe des Dienstag die Fahrerkabine des Trucks durchsucht und dabei ein Portemonnaie mit den Ausweispapieren des Anis Amri gefunden. Zuvor gab es keinen Hinweis auf eine mögliche Täterschaft eines Tunesiers. Plausibel sind auch die Polizeiangaben für die späte Durchsuchung erst am Dienstag: es wurden zunächst Spürhunde eingesetzt, die den Geruch des Fahrers aufnehmen sollten. Jegliche Beeinträchtigung dieses Vorgangs durch den Geruch von Polizeiermittlern, die die Kabine durchsucht hatten, sollte und musste aus polizeitechnischen Gründen vermieden werden.

Eine Frage, die sich stellt: Woher hatte der Rechtspopulist Lutz Bachmann sein Wissen am Montagabend über einen Tunesier; Stunden bevor die Polizei überhaupt Hinweise auf den Tunesier Anis Amri entdeckte. Weitere Fragen drängen sich auf: hat Lutz Bachmann, haben Rechtsradikale etwas mit dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt zu tun?

Die Polizei wird jetzt auch in diese Richtung ermitteln müssen.

In das rechtspopulistische und rechtsradikale Kalkül passt der Terroranschlag an der Gedächtniskirche allemal: Unsicherheit und Angst verbreiten, Stimmung gegen Flüchtlinge machen, Hetze betreiben, Merkel politisch zu Fall bringen - das sind bekanntlich einige ihrer Ziele. Hat da vielleicht jemand einem "islamistischen Anschlag" nachgeholfen, dem es zu lange dauerte, bis es tatsächlich zu einem solchen Anschlag kommen würde?