BERLIN. (hpd) Den heutigen Internationalen Frauentag nahm die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Maria Böhmer, zum Anlaß, um über die Bedeutung von Außenpolitik für eine geschlechtergerechte Welt nachzudenken: "Wo wollen wir international hin? Welche Erfolge haben wir bereits erzielt? Was müssen wir noch tun?"
Auch wenn sie resümiert, "dass Deutschland zu den aktivsten Unterstützern einer geschlechtergerechten Welt zählt" und die Forderung nach gleiche Rechten, gleichen Pflichten, gleichen Chancen und gleicher Macht für Frauen und Männer ein wichtiger Leitsatz der Außenpolitik sei. Es bleibt noch ungeheuer viel zu tun.
Zum Beispiel sollte man Frau Böhmer danach fragen, weshalb Deutschland mit dem Königreich Saudi Arabien gute Geschäfte macht, während dort Frauen gar keine Rechte haben. Frauen, die in diesem Land beim Fahren eines Kraftfahrzeugs erwischt werden, werden als Terroristinnen angesehen - und entsprechend "behandelt". Wie ist das vereinbar mit dem Leitsatz der Außenpolitik?
"Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist ein wichtiger Faktor für die nachhaltige ökonomische, ökologische und soziale Entwicklung unserer Welt. Auf dem UN-Gipfel im September 2015 ist es uns gelungen, Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für Frauen und Mädchen als eines der 17 globalen Ziele der Agenda 2030 für eine Nachhaltige Entwicklung zu verankern" heißt es weiter in der Pressemitteilung der Staatsministerin.
Dabei hat bislang noch kein einziges Land auf der Welt eine echte Gleichberechtigung für Frauen erreicht. Das statistische Bundesamt in Deutschland wies aus aktuellem Anlass erneut darauf hin, dass der Frauenanteil in den Führungsetagen deutscher Unternehmen immer noch unter dem EU-Durchschnitt liegt.
Krisenprävention, Konfliktbewältigung und Friedenskonsolidierung, die wir insbesondere in der Ukraine, in Syrien, in Libyen und an vielen anderen Orten der Welt so dringend brauchen, können nur gelingen, wenn sie Geschlechtergerechtigkeit und geschlechtsspezifische Perspektiven beachten.
Frauen brauchen besonderen Schutz vor Gewalt in bewaffneten Konflikten. Wir müssen den Kampf gegen sexuelle Kriegsführung intensivieren. Wir müssen die Straflosigkeit beenden und die Täter wegen Kriegsverbrechen zur Verantwortung ziehen.
Frauen müssen zudem an der Krisenbewältigung beteiligt werden, weil der Wiederaufbau nur mit dem Beitrag von Frauen gelingen kann. Frauen müssen noch besser in politische Prozesse und Institutionen, bei der Planung und personellen Ausgestaltung von Friedensmissionen und bei der Verhandlung von Friedensabkommen eingebunden werden.
Das 15-jährige Jubiläum der Agenda der Vereinten Nationen für Frauen, Frieden und Sicherheit wurde deshalb zum Anlass genommen haben, um das Engagement der Bundesrepublik zu intensivieren. Unter anderem wurde das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) beim Kampf gegen sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten im Jahr 2015 mit einer Million Euro unterstützt. Dieses humanitäre Hilfsprogramm wird auch im Jahr 2016 erneut gefördert.
"Eine geschlechtergerechte Welt kann es nur geben, wenn alle an einem Strang ziehen. Staaten, Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Bürger müssen zusammen daran arbeiten, dass gleiche Rechte, gleiche Pflichten, gleiche Chancen und gleiche Macht für Frauen und Männer nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch Realität werden." Bis dahin ist es noch ein langer Weg
2 Kommentare
Kommentare
Atheist Steinbrenner am Permanenter Link
Die Gleichstellungspolitik ist der Betrug an den Zielen der Emazipationsbewegung die ja nicht dafür eintrat dass Frauen wenn Sie sich wie Männer entscheiden und Verhalten gleichgestellt sind.
Typisch weibliche Biographien die ob der biologischen Möglichkeit etwa auch die Entscheidung zu Gebähren einschliessen, führen zu einer Benachteiligung. Nicht zuletzt dadurch dass die Entscheidung zur Reproduktion - die auch im gesamtgesellschaftlichen Interesse sein dürfte - ein Armutsrisiko erster Güte ist. Auch eine berufliche Laufbahn im Care Bereich führt in Umstände die nicht erstrebenswert scheinen. Durch die Vorherrschaft der Kirchen als größte Arbeitgeber in diesem Bereich (wenngleich die Mittel für die leistungen aus allgemeinen Steuereinnahmen oder Sozialversicherungen stammen oder direkter Zahlung der Kunden stammen und daher von einer Mildtätigkeit der Kirchen auf deren Kosten keine Rede sein kann) müssen viele Frauen Diskrimminierung aufrgund persönlicher Lebensentscheidungen durch Ihren Arbeitgeber hinnehmen. Zudem ist Arbeit am Wochenende normal. Die Ausgleichstage unter der Woche sind faktisch aber keinen freien Tage, da oftmals wegen zu geringer Personaldecken die Mitarbeiter kurzfristig dennoch zur Arbeit gerufen werden. Ein entgelt für diesen faktischen Bereitschaftsdienst wird regelmässig nicht bezahlt. Die Persönliche Lebensführung wird aufgrund der Unvorhersehbaren Arbeitseinsätze zu einem massiven Problem sobald Partner oder Kinder ebenfalls zu berücksichtigen sind. Diese Härte bei mässiger Bezahlung ist in typisch männliche besetzen Berufen nicht vorhanden.
Falsch wäre es jedoch die Dichotomie von Männern und Frauen auf zu machen. Die Grenze läuft vielmehr zwischen dem typisch Weiblichen und dem typisch Männlichen Verhaltenn und Lebensentscheidungen. Ein Krankenpfleger wird sich in derselben Situation wiederfinden wie seine Kolleginnen. Die Ingenieurin findet sich in derselben besseren Position wie ihre Kollegen. Zumal hat es auch früher im Patriarchat nicht ausgereich einen Penis zu besitzen um in den Genuss der Privlegien zu kommen, sondern das Verhalten musste ebenfalls anerkannt männlichen Sterotypen entsprechen. Insofern hat sich die Grenze der Dichtomie nicht vom biologischen auf das soziale Geschlecht verschoben, sondern stellt sich nur durch genauere Betrachtung heute anders dar.
Das Patriarchat hat es durch das verlockende Angebot der Gleichstellung geschaft der Emanzipationsbewegung soviel an Fahrt zu nehmen, dass das Ziel der echten Gleichwertigkeit zwischen männlichen und weiblichen Entscheidungen und Biographien dabei auf der Strecke geblieben ist, und es leider lange dauern wird ein neues Bewusstsein zu schaffen um eben diese mangelde Gleichwertigkeit wirkungsvoll einzufordern.
Atheist Wolfgang am Permanenter Link
Chancengleichheit in allen Facetten zwischen Mann und Frau scheitert immer noch an der Angst und der Überheblichkeit der Männer vor den Frauen.