Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung ruft am Samstag, den 17.09.2016 zum bundesweiten Aktionstag gegen den "Marsch für das Leben" in Berlin am Brandenburger Tor auf. Mit Reden, Musik und kreativen Aktionen soll für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch demonstriert werden.
"Seit einigen Jahren erleben wir Angriffe aus der so genannten Lebensschutzbewegung auf Ärzt*innen, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen, auf Beratungsstellen oder gar auf hilfesuchende Frauen, denen quasi vor der Praxis aufgelauert wird", beschreibt Ines Scheibe, Bündniskoordinatorin und selbst für den Humanistischen Verband in der psychologischen Beratung tätig, die immer problematischer werdende Situation in Deutschland.
Der Druck auf die sexuelle Selbstbestimmung wächst
Die selbsternannten "Lebensschützer" marschieren jährlich durch Berlin und fordern, Schwangerschaftsabbrüche grundsätzlich zu verbieten. Zu ihren Unterstützer*innen zählen christlich-fundamentalistische Gruppen und Vertreter*innen aus dem rechten und konservativen Spektrum der Politik. Die Berliner Landesvorsitzende der AfD, Beatrix von Storch, führt seit einigen Jahren den Demonstrationszug an. Auch aus der CDU/CSU und deren Christdemokraten für das Leben (CDL) kommt Unterstützung für den Marsch.
Selbsternannte "Lebensschützer" organisieren militante Aktionen wie "Gehsteigberatungen" vor medizinischen Einrichtungen und schüchtern Frauen ein, die Hilfe suchen. Sie verbreiten Lügen über den Schwangerschaftsverlauf, über biologische Fakten und die psychischen Folgen eines Schwangerschaftsabbruchs. Sie diffamieren Mediziner*innen als "Massentöter", verleumden Fachkräfte auf Internetseiten. Sie üben – wie in Nordrhein-Westfalen – Druck auf Kliniken aus, sodass nach einer Vergewaltigung weder Untersuchungen noch ein Schwangerschaftsabbruch vorgenommen werden.
In Deutschland sind Schwangerschaftsabbrüche nur unter bestimmten Bedingungen straffrei. Frauen müssen sich vorab beraten lassen und drei Tage Bedenkzeit einlegen, bis ein Abbruch erfolgen kann. "Wir als Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung fordern darum den uneingeschränkten Zugang zu einem legalen Schwangerschaftsabbruch und die Streichung des Paragraphen 218 aus dem Strafgesetzbuch." erklärt Scheibe.
Die internationale Situation ist repressiv
"Die Folgen dieser Angriffe sind europaweit und weltweit zu beobachten", ergänzt Ines Scheibe." Restriktive Gesetze und die Illegalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen sind eine direkte Gefahr für Leib und Leben der Betroffenen sowie des fachlichen Umfelds. Unter unsicheren Bedingungen durchgeführte Abbrüche bedrohen die gesundheitliche Unversehrtheit der Frau – von Lebensschutz kann da nicht gesprochen werden."
In über 60 Ländern haben Frauen nur bei der Gefahr des eigenen Todes das Recht, ihre Schwangerschaft abzubrechen. Vor fünf Jahren starb laut WHO weltweit noch alle sieben Minuten eine Frau an den Folgen eines illegalen und unter unsicheren Bedingungen durchgeführten Schwangerschaftsabbruchs. 222 Millionen Frauen haben keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu modernen Verhütungsmitteln.
Deswegen raus auf die Straße am 17.9. für ein Leben ohne Bevormundung!
Sexuelle Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht!
Pressemitteilung des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung
3 Kommentare
Kommentare
Gerhard am Permanenter Link
Ich finde es sehr befremdlich, dass zu den Unterstützern des selbsternannten "Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung" Organisationen und Personen gehören, die sich für die Legalisierung der Genitalverstümmelu
libertador am Permanenter Link
In den demokratischen Parteien gibt es verschiedene Meinungen zu dem von Ihnen herangezogenen Thema (Leider kam es nicht zum Schutz vor Beschneidung) Die Grünen z.B.
Asinello am Permanenter Link
Gruppen, die vorgeben, Leben schützen zu wollen - sei es am Anfang in der Schwangerschaft, sei es am Ende im Siechtum - interessieren sich meiner Meinung nach bestenfalls sehr theoretisch für das Leben:
Ihr Tun hat ein gemeinsames Ziel: anderen Menschen vorzuschreiben, sich nach den Moralvorstellungen der Fordernden zu richten. Es geht darum, wildfremden Menschen etwas zu verbieten.
Diese Sorte Moralapostel schwingt sich zu Herrschern über Leben und Tod Anderer auf. Aber nicht, wie gemeine Totschläger, indem sie Leben nehmen, sondern, indem sie lebendiges Dasein erzwingen wollen.
Der "Schutz menschlichen Lebens" ist ein so edles Ziel, dass es wohl hoffentlich niemand wagen wird, unter dieses Mäntelchen zu schauen - und dort eine weit weniger edle Gesinnung zu erblicken.
P.S.:
Das Vorstehende passt auf den ersten Blick zum Brauchtum, Vertreter unliebsamer Positionen mit Anwerfungen zu bedenken.
Der Unterschied ist, dass den Gemeinten nicht etwa anderweitig Unlauterkeit vorgeworfen wird, sondern der Blick direkt auf das Wesentliche ihrer Bestrebungen gerichtet ist.