USA

Segen auf AR-15 soll Weltfrieden bringen

Das 5. Gebot Gottes besagt: "Du sollst nicht töten." Eigentlich sollte Moon Hyung-jin als studierter Theologe das wissen. Dennoch ließ er jetzt in einer Messe seiner Religionsgemeinschaft "World Peace and Unification Sanctuary" in Pennsylvania das Sturmgewehr AR-15 segnen.

Es muss ein surreales Bild gewesen sein, das die Gläubigen dieser "Weltfrieden"-Kirche am Mittwoch in der Stadt Newfoundland im US-Bundesstaat Pennsylvania abgegeben haben. Im Vorfeld waren sie aufgefordert worden, ihre halbautomatischen Sturmgewehre des Typs AR-15 mitzubringen. Dazu trugen manche der Anhänger Kronen aus Patronen, als Zeichen ihrer Auserwähltheit. Allerdings gab es auch Gottesdienstteilnehmer mit Kappen der amerikanischen Waffenlobby NRA.

Die World Peace and Unification Sanctuary ist eine Abspaltung der Unification Church des Koreaners Moon Sun-myung. Nach dessen Tod sollte eigentlich sein Sohn die Leitung der religiösen Gruppe übernehmen. Durch einen Streit mit der Mutter kam es aber nicht dazu, weswegen Moon Hyung-jin seine eigene Kirche in Pennsylvania gründete. Beide Kirchen sehen sich dem Christentum nahe, wobei sie sich damit rühmen, eine völlig andere Bibelauslegung zu betreiben. Daher wurde gerade die Unification Church von protestantischen Gruppierungen als häretisch verurteilt, nicht selten werden sie als Sekten eingeordnet.

Damit nicht genug. Beide Bewegungen gelten auch als offen rassistisch, antisemitisch und homophob. Wie homophob, bewies Moon Hyung-jin, als er den Gottesdienst mit Sturmgewehr ankündigte. Denn dazu waren 250 ausschließlich heterosexuelle Paare eingeladen. Beide Glaubensgemeinschaften behaupten nämlich, dass wahre Liebe nur durch die Verbindung von Männlichkeit und Weiblichkeit möglich ist.

Und so kamen die Paare mit der Behauptung, dass dieser Waffentyp den "Herrscherstil der eisernen Faust" zelebriere, wie er in der biblischen Johannesoffenbarung in Psalm 2, Vers 9 dargestellt werde. Ausgerechnet der Waffentyp, der durch Amokläufen Bekanntheit erlangt hat. Zuletzt an einer Schule in Parkland, Florida. Die Veranstaltung sei aber schon Monate vorher geplant gewesen. Warum die fragwürdige Zeremonie dann nicht kurzfristig abgesagt wurde, weiß wahrscheinlich nur Reverent Moon Hyung-jin. Die Unification Church hat sich inzwischen von der Veranstaltung distanziert.

Wenn ein Paar übrigens noch kein Sturmgewehr besaß, durfte dieses trotzdem an der Messe teilnehmen. Sie mussten dem Reverent, der Theologie in Harvard studiert hatte, lediglich ein Pfand von 700 Dollar hinterlegen und ihm versichern, dass sie sich das AR-15 so bald wie möglich kaufen.

Warum aber nun dieses obszöne Schauspiel? Das erklärte die Weltfriedenkirche laut Welt in ihrer Einladung dazu: "Souveränität bedeutet, dass wir im Notfall in der Lage sind, uns gegen eine aggressive, satanische Welt zu verteidigen." Demnach versinke die Erde gerade in Chaos und als einziger könnte ihr geistiger Führer Moon Hyung-jin sie aus dieser ausweglosen Lage bringen. Mit der AR-15 könne die göttliche Nation auf Erden beschützt werden.

Und damit sich ihre Anhänger beschützen können, hat der ältere Bruder des Reverend, Moon Kook-jin, seine Waffenfirma "Kahr Arms" in die Nähe von Newfoundland gelegt. Außerdem gibt es ein Trainingsprogramm, wo der religiöse Führer seine Gläubigen selbst in die Kunst der Martial Arts sowie den Umgang mit Messern oder Sturmgewehren einweihte. Weltfrieden also durch Kampf.

Übrigens nicht so Lust hatte die Glaubensgemeinschaft auf ein Massaker im eigenen Gotteshaus. Deshalb waren nur ungeladene Gewehre erlaubt. Sie wurden beim Einlass geprüft, die Magazine wurden mit Kabelbindern verplombt.

Der Gottesdienst war begleitet von Protesten von Waffengegnern.