Nachdem in der Bundeshauptstadt Berlin bereits einige Schul- und Verwaltungsgebäude Toiletten eingerichtet haben, die nicht nur auf zwei Geschlechter ausgerichtet sind, planen auch Schulen in Bayern und Nordrhein-Westfalen Rücksicht auf Menschen zu nehmen, die sich nicht als weiblich oder männlich einordnen können oder wollen. Das Medienecho ist groß, die Weltuntergangsstimmung in den Kommentarspalten ebenfalls.
Wie der Bayerische Rundfunk berichtete, enthalten die Baupläne der neuen Grundschule in Garching bereits eine zusätzliche Toilette, die sich nicht am binären Geschlecht orientiert und sowohl eine Toilette und ein Urinal enthalten soll. In Pullach und Taufkirchen wird die Möglichkeit einer Unisex- oder Diverstoilette, die alle Menschen benutzen können, im Falle von Neubauten diskutiert. Nach Angaben der TZ ist die Bauamtsleitung im Kontakt mit dem Bundesverband "Intersexuelle Menschen", um zu klären, ob ein separates WC nicht für ungewollte Aufmerksamkeit für Kinder und Jugendliche sorgt.
Köln geht noch einen Schritt weiter als Garching und so sehen die Pläne für eine neue Grund- und Gesamtschule auf dem Heliosgelände in Ehrenfeld nach Informationen des Express Unisex-Toiletten vor, die von SchülerInnen und LehrerInnen gemeinsam benutzt werden sollen. Damit soll eine potentielle Diskriminierung oder Belastung von Trans- und Interpersonen verhindert werden. Den Ängsten von Eltern, die um die Sicherheit von Mädchen und die Sauberkeit der Toiletten besorgt sind, soll durch die Toiletten-Mitbenutzung durch das Lehrpersonal entgegengetreten werden. Immerhin haben diese ein Auge auf das Verhalten der Kinder und Jugendlichen. Die Rheinische Post berichtet, dass die Helios-Schulen zur inklusiven Universitätsschule der Stadt Köln gehören. Das bedeutet, dass LehrerInnen dort, unter Einbeziehung von Studien und Erfahrungen in anderen Ländern, Fort- und Weitergebildet werden.
Und während täglich unzählige Menschen aus vermeintlich falsch gewählten WCs verwiesen werden, sich wegen Dokumenten mit Behörden abmühen und die selben persönlichen Fragen immer und immer wieder gestellt bekommen, ernten die neuen WC-Pläne und diverse Denkanstöße zur Vereinfachung von komplizierten Alltagssituationen für nicht binäre Personen in den Kommentarspalten der Medien Abwertung, Häme und Hass. Weil nur ein geringer Teil der Bevölkerung sich nicht in ein System zweier Geschlechter einordnen wolle oder könne, seien die Bedürfnisse dieser Menschen zu ignorieren, ist ein häufiger Einwand. Ein sehr seltsamer Einwand. Haben wir doch alle, zumindest Phasenweise, Bedürfnisse, die nicht von der Mehrheit geteilt werden. So sind wir doch über Kinderwagen-Rampen froh, wenn der Nachwuchs noch klein ist, über Fahrstühle, wenn wir dank gebrochenem Bein an der Treppe verzweifeln oder geduldige Einheimische, wenn wir versuchen am Schweizer Fahrkartenautomaten das richtige Zugticket zu finden.
14 Kommentare
Kommentare
Frank am Permanenter Link
Männer sollte es nicht erlaubt sein die Umkleideräume und Duschen zu benutzen die für Frauen bestimmt sind. So etwas wollen sogenannte Transgender durchsetzen.
Willie Stenzel am Permanenter Link
Lassen wir den 2 Meter großen, barttragenden Mann mal außen vor, dann berichtet der Artikel doch letztendlich davon, dass man des mit Baumaßnahmen eben nicht geschehen lassen will.
M. Becker am Permanenter Link
Eine gemeinsame Toilette für alle wäre doch schön. Das würde auch gleich noch weitere Probleme lösen.
Sim am Permanenter Link
Und da es so viele Leute gibt die dagegen stänkern möchte ich hier einfach mal die Gelegenheit nutzen und sagen: Ich finds gut wenn man Menschen auf diese Weise entgegen kommen kann.
marlene am Permanenter Link
"Und während täglich unzählige Menschen aus vermeintlich falsch gewählten WCs verwiesen werden, sich wegen Dokumenten mit Behörden abmühen und die selben persönlichen Fragen immer und immer wieder gestellt bekomm
TÄGLICH
UNZÄHLIGE MENSCHEN
Habe noch nicht von einem einzigen Fall gehört.
"nicht als weiblich oder männlich einordnen können oder wollen"
Aha. Genau da liegt das Problem. Einige Wenige WOLLEN sich nicht einordnen. Warum denn nicht? Die überwältigende Mehrheit wird nun mal als klar weiblich oder männlich geboren. So etwas kann man nicht, wie im Artikel im letzten Absatz, mit Aufzügen für Menschen mit einem gebrochenen Bein vergleichen.
Willie Stenzel am Permanenter Link
"Habe noch nicht von einem einzigen Fall gehört. "
=> Daran sieht man aber nur, wie ignorant die Gesellschaft, und damit auch die Medien, damit umgehen. Ich habe einen solchen Menschen in der nahen Bekanntschaft und da hört man dann doch sehr oft von solchen Geschichten.
Abgesehen davon, verstehe ich die ganze Diskussion um die Toiletten nicht. Warum sollten/müssen Frauenkabinen von Männerkabinen generell getrennt sein? Und warum müssen Pissoirs auf (Schul-)Toiletten öffenlich meist ohne Trennung hängen? Kurz: Wenn man da baulich eine recht einfach Lösung findet, warum dann nicht umsetzen?
Hermaphrodit am Permanenter Link
Das ist für mich täglich Brot. Oftmals ein Spießrutenlauf. Ich wurde weiblich zugewiesen und werde in Damentoiletten regelmäßig angesprochen. So, jetzt haste mal direkt von so nem Fall gehört. Mach n Kopf auf.
Hans Mustermann am Permanenter Link
Die wirklich schlimm drängenden Probleme liegen ganz wo anders: Als meine Frau und ich uns im Regierungsviertel zum Zwecke des Besuchs der Reichstagskuppel aufhielten, brauchte meine Frau dringend ein WC.
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Komisch, dieses Problem kennt die Bahn überhaupt nicht. Oder hat schon jemand in einem Zug getrennte Toiletten gesehen? Was soll der ganze Zirkus!
Fredrit Beman am Permanenter Link
Ganz egal wie ich mich gerade fühle, ob ich Männlein oder Weibchen bin, manchmal weiß ich gar nicht mehr, ob ich der eine oder die andere oder sonstwas bin, ist neben Unisex-, Damen/Herrentoiletten eine weitere Toilet
Natascha am Permanenter Link
Ich erkenne Ironie, wenn ich auf sie gestoßen werde!
Unechter Pole am Permanenter Link
Wie ist das aber - bezogen auf Lehrkräfte - mit der Arbeitsstättenregel ASR A4.1 in Einklag zu bringen?
M. Becker am Permanenter Link
Ich bin mal einem männlichen Kollegen am Waschbecken der Damentoilette begegnet. Der putzte sich dort nach dem Mittagessen die Zähne, weil die Herrentoilette wegen Überfüllung geschlossen war.
HuGo am Permanenter Link
Die Kirche ist in diesem Lande schon länger nicht mehr im Dorf oder, um es mit H. Broder auszudrücken, "Deutschland ist ein Irrenhaus"!