Vom 18-jährigen Punker bis zur neugierigen Rentnerin

Erster Philosophischer Tisch in Heidenheim

Am 11. März 2020 fand das erste Treffen des Philosophischen Tischs in Heidenheim (Baden-Württemberg) statt. Der antizipierte Rahmen wurde an diesem geselligen Abend deutlich "gesprengt", nämlich insofern, als dass der hohen Teilnehmerzahl wegen nicht an einem runden Tisch, sondern an gleich zwei enormen philosophischen Tafelrunden diskutiert wurde.

Organisiert wird diese Initiative vom Humanistischen Freidenker-Verband Ostwürttemberg K. d. ö. R. (HFV). Ein wichtiges Ziel besteht darin, ein Forum zu schaffen, in dem der Austausch über humanistische und religionskritische Themen in ungezwungener Atmosphäre regelmäßig möglich wird.

Schon seit einiger Zeit wurde von Mitgliedern des HFV besprochen, dass es eigens im Kontext der zunehmenden Säkularisierung sinnvoll sein könnte, in der Region Ostwürttemberg ein Forum anzubieten, in dem über Humanismus, Aufklärung, Religions- und Glaubenskritik gesprochen werden kann. Realisiert wurde diese Idee jetzt, mit Startpunkt am 11. März 2020. Denn an diesem Datum fand die Premiere des Philosophischen Tischs in Heidenheim statt, der zukünftig turnusmäßig alle zwei Monate tagt.

Im Rahmen der Planungen wurde eine vergleichsweise verhaltene Resonanz erwartet, eine Teilnehmerzahl also, die an einem runden Tisch gut Platz finden würde. Erfreulicherweise verhielt es sich ganz anders und die erwartete Anzahl wurde mit insgesamt etwa 40 Personen um ein Vielfaches überstiegen. Aufgrund der unterschiedlichen Provenienz Einzelner ergab sich eine sehr heterogene Gruppe: vom 18-jährigen Punker bis hin zur neugierigen Rentnerin!

Mobilisiert wurden die meisten Anwesenden durch einen zuvor veröffentlichten Artikel der lokalen Zeitung. Die darin angedeuteten Themen wie das Gesetz zur Organspende, die Verwobenheit von Staat und Kirche, Mitgliedschaften in Glaubensgemeinschaften, die nur aus Tradition heraus fortbestehen oder die Überzeugung, dass der Mensch auch ohne Religion das Potential habe, eine bessere Welt zu schaffen, trafen offenbar den Nerv der Zeit. "Vieles wird nur aus Gewohnheit gedacht", heißt es ferner in diesem Artikel. Und dass es "lohnt, Dinge zu hinterfragen."

Hinterfragt und diskutiert wurden an diesem ersten philosophischen Abend daneben auch andere Themenfelder. Zum Beispiel verschaffte sich zwischenzeitlich Epikur Gehör und auch traditionelle Gebiete der Philosophie wie die Willensfreiheit, Sinn im Weltall ohne Sinn oder das Problem der Theodizee wurden angesprochen. Ohne Agenda – alles was unter den Nägeln brannte!

Für die Zukunft gab es nach diesem ersten Treffen mehrere Wünsche vonseiten der philosophierenden Gemeinschaft. Nach deren Ansicht wären etwa auch Impulsvorträge oder Erfahrungsberichte von Teilnehmenden, Buchbesprechungen oder themenspezifische Abende bereichernd. Geplant waren vom HFV bislang auf alle Fälle ein bis zwei Vorträge von Experten pro Jahr, wenngleich auch die anderen Wünsche vielversprechend klingen. Wie auch immer. Vor dem Hintergrund der nachhallenden Eindrücke lässt sich zumindest festhalten: gut, dass der Philosophische Tisch ins Leben gerufen wurde – und wohin die Reise führt, das wird sich noch zeigen!

Wer Lust hat, sich diesem Treffpunkt für humanistische, frei- und querdenkende Menschen sowie für alle anderen Interessierten anzuschließen, ist herzlich eingeladen. Das gilt für Leute der Region und Reisende gleichermaßen. Der nächste Termin ist am 6.5.2020 um 20 Uhr im Café Swing, Bergstraße 4, 89518 Heidenheim (danach: 1.7., 2.9. 4.11.). Nähere Informationen unter bei Facebook @philosophischerTischHeidenheim oder auf der Internetseite des HFV www.dhubw.de.

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