Jugendfeier 2011: „Bleibt euch treu!“

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Im Kulturzentrum Rathenow / Fotos © Evelin Frerk

RATHENOW. (hpd) Die Jugendfeiern sind auch für den Humanistischen Freidenkerbund Havelland (HFH) einer der Höhepunkte des Jahres. 500 Jugendliche nehmen dort dieses Jahr an den Feiern teil. Der Festredner der ersten Feierstunde in Rathenow war der Bundestagsabgeordnete mit dem Direktmandat des Wahlkreises.

Der strahlende Sonnenschein am Samstag entsprach der Stimmung der meisten Jugendlichen, Freunde, Eltern und Großeltern, die im Kulturzentrum Rathenow an der ersten Jugendfeier des Jugendfeierzyklus 2011 des Humanistischen Freidenkerverbund Havelland teilnahmen.

500 Jugendliche im Alter von um die 14 Jahre sind es dieses Jahr allein im Havelland westlich von Berlin. Verteilt auf drei Wochenenden veranstaltet der HFH dieses Jahr elf Jugendfeiern, sechs in der Aula der Grundschule der Wustermark und fünf im großen Saal des Kulturzentrums in Rathenow.

Protokollarisch geregelt ist die Reihenfolge der FestrednerInnen. In Wustermark war es die Bundestagsabgeordnete Angelika Krüger – Leißner (SPD), die 2009 das Direktmandat des Wahlkreises Oberhavel/ Havelland II bekommen hat, und dann Silvana Uhlrich, Präsidentin der International Humanist and Ethical Youth Organisation (IHEYO). In Rathenow ist der Festredner der ersten Jugendfeierstunde ebenfalls der Abgeordnete mit dem Direktmandat des Walkreises (Brandenburg, Mittelmark, Havelland III, Teltow-Fläming), Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD, 32,8 %), während die Festrednerin der zweiten Feierstunde die im Wahlkreis an Wählerstimmen Zweitplatzierte der Bundestagswahl 2009 ist, Diana Golze (Die Linke, 28,5 %).

Seit 2009 ist Frank-Walter Steinmeier im Wahlkreis vor Ort und hat als Abgeordneter mit dem Direktmandat bereits im vergangenen Jahr die Festrede gehalten.

[video:http://www.youtube.com/watch?v=PJmVy1S4Shk]

Hinsichtlich der Frage, ob es denn passen würde, dass Frank-Walter Steinmeier, der selbst evangelisch-reformierter Christ ist, auf einer Feierstunde der säkularen, humanistischen Freidenker spreche, sieht die 2. Vorsitzende des Freidenkerverbundes, Gisela Gerlach, keinerlei Probleme. „Humanismus ist das menschliche Miteinander. Das schließt Christen nicht aus. Sie können sich gerne einreihen.“

Steinmeier sprach den Jugendlichen Mut zu, ihre Träume zu bewahren und mutig zu bleiben. Dafür sei es auch wesentlich, seinen Kompass nicht zu verlieren, einen Kompass, den jeder brauche, um einigermaßen durchs Leben zu kommen. Was auf einem solchen Kompass stehen könnte? Dafür hatte er Vorschläge mitgebracht. Es könnte zum Beispiel darauf stehen: „Es gibt keine Freiheit ohne Verantwortung“, denn wer von seiner Freiheit rücksichtslos Gebrauch mache, der schade anderen. Oder es könnte darauf stehen: „Es gibt keine Freundschaft ohne Ehrlichkeit“, also so zu leben, dass Eltern, Verwandte und Freund sich auf einen verlassen können. Drittens: „Es gibt kein Recht auf Nehmen, wenn man nicht bereit ist auch zu geben“ oder salopp gesagt: „Die Spielregeln von ‚Germanys next Top-Model’, die taugen nicht für’s Leben. Helft denen, die schwächer sind.“. Und viertens könnte auf dem Kompass stehen: „Es gibt keine Persönlichkeit ohne Selbstbewusstsein und auch nicht ohne eigene Anstrengung.“ Wer nur anderen nachlaufe, der werde nicht reif für das Leben. Steinmeier ermunterte die Jugendlichen, nicht denjenigen zu glauben, die einfach nur eine dicke Lippe riskieren oder rücksichtsloser auftreten. Reif für das Leben sei derjenige, der sich eine eigene Meinung bilde, wisse, was sie für andere bedeute und dafür seinen eigenen Kopf gebrauche, denn dafür sei der da. Und letztlich könnte auf dem Kompass stehen: „Es gibt kein Zusammenleben ohne Respekt voreinander.“ Jeder von uns wisse, dass das Zusammenleben nicht jeden Tag einfach sei, aber es komme gar nicht darauf an, dass wir alle einer gleichen Meinung seien, sondern es komme darauf an, andere Meinungen zu ertragen, jedenfalls dann, wenn diese andere Meinung keinen Schaden anrichtet. Schließlich ermunterte Steinmeier die Jugendlichen, sich eine eigene Meinung zu bilden und Respekt vor anderen Überzeugungen zu haben: „Bleibt euch treu!“

 

Den festlichen Mittelteil dieser ersten Feierstunde für fünfzig Jugendliche bildeten dann die Glückwünsche und Übergabe der Urkunden durch den Festredner, das Buchgeschenk und die Blumen des Freidenkerverbundes.

C.F.