Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) darf nicht an der Bremer Messe "Leben und Tod" teilnehmen: die evangelische Kirche soll das verhindert haben.
Die DGHS teilte laut TAZ mit, dass ihr "trotz frühzeitiger Anmeldung ... der Aufbau eines Standes nicht gestattet worden [sei] – ohne nähere Erläuterung. Nachfragen seien unbeantwortet geblieben."
Die Messe-Sprecherin Christine Glander begründete die Ablehnung mit den Worten: Sterbehilfe sei "nicht das Thema der 'Leben und Tod'."
Dabei ist das Thema "Patientenverfügung" auch eines für die Messe; die DGHS bietet auch hier Beratung und Hilfe an.
"Gerade in Bremen waren kürzlich auf einem palliativmedizinischen Kongress Stimmen laut geworden, die das Verbot des ärztlich assistierten Suizids scharf kritisieren. Kongressleiter Hans-Joachim Willenbrink, Chefarzt der Bremer Klinik für Schmerztherapie und Palliativmedizin im Klinikum Links der Weser, kritisierte in dieser Frage scharf den Chef der Bundesärztekammer: 'Mit welchem Recht schwingen Sie die rechtliche Keule über uns Mediziner?' Eine etwaige Suizid-Assistenz, so Willenbrink, müsse die Entscheidung des behandelnden Arztes bleiben." Diese Art Diskussion möchte der Messe-Veranstalter offenbar von vornherein unterbinden.
Denn die Messe "'Tod und Leben' ist zwar eine Eigenveranstaltung der Bremer Messe-Gesellschaft, aber sie hat einen Beirat, und den prägen Hospizverbände und kirchliche Vertreter." Und dieser Beirat hat durchgesetzt, dass die DGHS nicht an der Messe teilnehmen darf.
"Die Messe – als zu Hundert Prozent städtische Gesellschaft – dürfe sich nicht einem Beirat beugen, der 'eine Minderheitenposition' vertrete," sagt Evelyne Gläß, die als ehrenamtliche Mitarbeiterin des DGHS den Messestand beantragt hat. "'Minderheit' insofern, als laut einer Forsa-Umfrage 77 Prozent der deutschen Bevölkerung die Möglichkeit einer ärztlichen Suizidassistenz befürwortet."
3 Kommentare
Kommentare
Olaf Sander am Permanenter Link
Ich finde es gut, dass der Beirat sich durchsetzen konnte und den Stand der DGHS verhindert hat.
Warum? Weil sich das rumspricht und all jene Menschen empört, die für die Sterbehilfe sind. Die fassen sich nämlich wegen des widersprüchlichen Beschlusses nur an den Kopf und verfestigen ihren Beschluss, sich im Fall des Falles ihre letzte Hilfe zu holen - und vielleicht sogar jetzt schon Mitglied der DGHS zu werden.
Am Ende ist die Verhinderung des Standes eine Klasse Gratisreklame vom Bodenpersonal Gottes und ungewollte Schützenhilfe derer, die gegen die Sterbehilfe sind.
Deshalb finde ich den Beschluss des Beirates so gut.
omnibus56 am Permanenter Link
Im Sinne einer Streisand-Effekt-Variante mag die Ablehnung tatsächlich das Gegenteil des Beabsichtigten bewirken und daher ungewollt positiv sein.
Je mehr Bürger dem Glauben den Rücken kehren, desto aggressiver versuchen die Vertreter der Kirchen im Schulterschluss mit den durchreligiotisierten Politikern jede andere als die religiotische Sicht auf die Welt und die Menschen zu unterdrücken. Wenn ihnen selbst mal der Wind und sei es nur ganz sanft entgegen bläst, dann schreien sie aber gleich "Christenverfolgung"...
Atheist Steinbrenner am Permanenter Link
Letztlich würde ein Stand vor dem Messegelände, also im öffentlichen Raum, Fragen aufwerfen wieso man nicht auf der Messe ist.