Der Weltuntergang fiel wieder einmal aus

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Rathausuhr Ulm / Foto: Uwe Steinbrich (pixelio.de)

ROSSDORF. (hpd/gwup) Für die Prognosenauswertung zum Jahr 2011 hat die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) über 160 Prognosetexte und rund 80 namentlich bekannte Agenturen ausgewertet. Das Ergebnis dieser Überprüfung ist tatsächlich vorauschaubar.

Am 21. Mai 2011 sollte es losgehen mit dem Weltuntergang. Harold Camping, Prediger und Betreiber eines christlich-fundamentalistischen Radiosenders in Kalifornien, hatte diesen Termin „berechnet“ und erwartete die völlige Zerstörung der Erde spätestens zum 21. Oktober. Damit reihte sich Camping schon zum 2. Mal in die schier endlose Reihe von Weltuntergangspropheten ein, die sich mit einer solchen Prognose vor der Öffentlichkeit blamieren – denn schon sein für 1994 vorausgesehener Weltuntergang war ausgefallen.

Für die GWUP sammelt der Mathematiker Michael Kunkel seit Jahren solche Voraussagen von Astrologen, Wahrsagern und anderen vermeintlich Zukunftskundigen und prüft, inwieweit diese tatsächlich eingetroffen sind. Wie in den Vorjahren ist das Fazit für die Augurenzunft auch 2011 katastrophal.

Schwarzseher ohne Realitätsbezug

Traditionell erweisen sich die selbst ernannten Propheten überwiegend als Schwarzseher. Jede Art von Naturkatastrophe, Terroranschlag, Flugzeugabsturz und Schiffsunglück: das Standardrepertoire der Katastrophenpropheten war auch 2011 in vielen Prophezeiungen und Welthoroskopen (z.B. bei Elfriede Schilddorfer, Dr. Harald Geir und Christiane Durer oder – seitenweise – im astrologischen Almanach des Allgeier-Verlags) zu finden. „All diese Prophezeiungen nennen weder Ort noch Zeit des prognostizierten Geschehens und sind damit absolut wertlos“, konstatiert Kunkel. „Unspezifische Naturkatastrophen, Terroranschläge oder Unfälle vorauszusagen, ist so sinnvoll wie die Warnung vor drohender Kälte im Dezember. Beides ist in jedem Jahr zu beobachten.“

Die tatsächlichen Katastrophen des Jahres 2011 fehlten indes in den Prognosen der Auguren – es sei denn, man möchte den allgemeinen Satz „Die Uranus-Pluto-Verbindung lässt hinkünftig vermehrt auf Vulkanausbrüche und Erdbeben schließen“ (Susanne Eder) als Voraussage für die Fukushima-Katastrophe gelten lassen. Im Nachhinein wussten es insbesondere Astrologen wie Christa Heidecke dann plötzlich ganz genau und erklärten anhand diverser Horoskopbilder, warum alles so kommen musste, wie es bereits gekommen war. Ihr Kollege Frank Felber verstieg sich sogar zu folgender Aussage: „Prinzipiell ist es schon so, dass man auch Erdbeben mit Hilfe der Astro-Kartographie voraussagen kann“. Den Beweis für seine Behauptung bleibt der Mann allerdings bis heute schuldig. Für Kunkel ist das reine Leichenfledderei: „Hier wird auf dem Rücken zigtausender Toter das eigene Marketingsüppchen gekocht. Wenn solche Prognosen möglich sind, dann sollte man das auch öffentlich zeigen!“ Nebenbei würden Herrn Felber mindestens eine Million Dollar Preisgeld ausgeschrieben von der James Randi Educational Foundation in den USA) winken, wenn er seine Behauptung denn ordentlich belegen könnte.

Promiprognosen

Eine höhere Trefferwahrscheinlichkeit haben die in der Regenbogenpresse häufig zu findenden Promiprognosen. Es reicht schon ein profaner Schnupfen, um die Prognose „…könnte mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen haben“ für einen beliebigen Promi zu verifizieren. Wer allerdings auch für 2011 anstehende Eheschließungen für den Britenprinzen William und den Monegassenfürst Albert II. wiederholte (Nikki Pezaro), disqualifizierte sich quasi selbst: In beiden Fällen waren die Hochzeitstermine schon vor Ende des Vorjahres bekannt gegeben worden. Ob es für die Prognose einer in der nahen Zukunft zu erwartenden Schwangerschaft bei Kate Middleton (Nikki Pezaro, Casia Cheyenne) tatsächlich übersinnlicher Fähigkeiten bedarf, darf ebenfalls bezweifelt werden.

Wieder daneben lagen all jene, die - wie in den Vorjahren - Hochzeit samt Vaterschaft für George Clooney voraussahen (Nikki Pezaro), oder bei Angelina Jolie und Brad Pitt (Astrologin Aylin Bulanik), Helene Fischer und Florian Silbereisen (Casia Cheyenne) sowie Tom Cruise und Katie Holmes (Nikki Pezaro, Aylin Bulanik) die endgültige Trennung erwarteten. Starastrologe Winfried Noé wurde gar selbst zum Thema in der Regenbogenpresse: Erst nachdem sich seine Frau von ihm getrennt hatte, entdeckte er in ihrem Horoskop - wenig galant - „übersteigertes Triebleben, wollüstiges Begehren, Unsittlichkeit und Ehebruch“. Hätte er das nicht vorher sehen müssen?

Der Titel für die falscheste Promiprognose dürfte 2011 allerdings an Elisabeth Teissier gehen. Sie hatte dem über eine Sex-Affäre gestrauchelten ehemaligen IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn „ein geniales Jahr“, gar das „Jahr seines Lebens“ prophezeit. Im Gegensatz dazu war die richtige Prognose des Abtritts von Guido Westerwelle als Parteichef wenig spektakulär – immerhin hatten Mona Stein und Aylin Bulanik auch diese Prognose vorab veröffentlicht.

Nachfolger des „WM-Orakels“ Paul

An der Nachfolge des legendären WM-Orakels Paul versuchten sich während der Frauen-Fußball-WM gleich acht seiner Artgenossen. Mehr als unspektakuläre 4 Treffer bei 6 Versuchen schaffte keiner. Ein wenig besser lag eine junge Elefantendame namens Nelly, (5 Treffer bei 7 Versuchen), aber ob das reicht, um sich für die 2012 anstehende EM als Turnierorakel zu bewerben? Auch mit dem bei der Rugby-WM in Neuseeland zu einiger Berühmtheit gelangten Schaf „Sonny Wool“ dürften bei der Fußball-EM keine überragenden Prognoseergebnisse zu erwarten sein. Alle 7 Treffer erzielte Sonny Wool bei Spielen der Gastgeber, versagte aber bei Spielen anderer Mannschaften auf ganzer Linie.

Mit Prognosen zur Fußball-Bundesliga lehnte sich – nicht zum ersten Mal – die Astrologin Iris Treppner weit aus dem Fenster: Borussia Dortmund könne mit Trainer Klopp nicht Meister werden und Borussia Mönchengladbach müsse absteigen, las sie zu Jahresbeginn aus den Sternen. Beides ebenso falsch wie ihre Anfang Herbst geäußerte Prognose, Dortmund werde in der Champions League mit 3 Siegen und 3 Unentschieden die nächste Runde erreichen. Auch mit ihren Börsenprognosen versagte sie: ab Juli sollte der 3 Monate lang steigen und am Ende des Jahres bei ca. 8000 Punkten liegen. Bei ihrem Kollegen Frank Felber waren die exakten Prognosen nicht nur falsch, sie widersprachen sich sogar. Erst sollte der DAX bis zum Jahresende auf 8000 Punkte steigen, dann ab dem 25. November auf 4000 bis 4500 Punkte fallen. Noch ist Zeit, dass sich wenigstens eine der beiden Prognosen erfüllt – die für vergangenen Sommer prognostizierte Staatspleite Spaniens steht allerdings als Fehlprognose fest.

Für 2012 wagt Kunkel selbst eine Prognose: „Den deutschen Fußballern werden mehrere Astrologen und Wahrsager den EM-Titel prophezeien, und die Welt wird auch 2012 nicht untergehen.“ Angesichts des 2012-Mayakalenderende-Wahns scheint es wichtig, daran zu erinnern, dass sich bisher alle Weltuntergangsprognosen als grottenfalsch entpuppten. Wer diesen Unfug für möglich hält, der sollte konsequenterweise auch den von Thomas Ritter glauben. Ritter will aus altindischen Palmblättern herausgelesen haben, dass 2012 in der Schweiz und in Australien die Möglichkeit von Zeitreisen entdeckt werden wird. Damit könnte man dann ja dem bösen Weltende-Datum entfliehen.

GWUP