Eine Stadt wird von einer Riesengiraffe angegriffen, Flughäfen schließen wegen mysteriöser Geräusche aus dem All und ein Computerhirn versklavt die Menschheit – diese und andere absurde Vorhersagen bestimmten die Prognosen von Wahrsagern für 2024. Doch wie erwartet trat kaum eine ihrer Vorhersagen ein, wie der aktuelle Prognosencheck der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) zeigt.
Das GWUP-Team um Dr. Nikil Mukerji und Dr. Timur Sevincer prüfte zahlreiche Jahresprognosen von selbsternannten Experten, Kartenlegern, Verschwörungstheoretikern, Astrologen, spirituellen Beratern, Esoterikern, Numerologen, Wahrsagern und Hellsehern. Seit 20 Jahren ergibt sich dabei das gleiche Bild: Es gibt keinen Hinweis auf echte hellseherische Fähigkeiten. Auch bedeutende Ereignisse wie der Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad oder die Gründung des Bündnisses Sahra Wagenknecht wurden nicht vorhergesagt und auch eine Wiederwahl Donald Trumps sahen nur wenige kommen.
Manche Treffer lassen sich durch Statistik erklären. Dazu bedarf es keiner übersinnlichen Kräfte. Doch ist jede Form der Prognose Unsinn? Nein, meint Nikil Mukerji. "Esoteriker könnten von evidenzbasierten Methoden wie Superforecasting oder Vorhersagemärkten lernen," so der wissenschaftliche Leiter der GWUP.
Bereits seit 20 Jahren führt die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) Prognosenchecks durch. Bisher hat sich in jedem Jahr das gleiche Bild ergeben: "Die Vorhersagen von Wahrsagern und Astrologen taugen nichts. Es gibt keinen ernstzunehmenden Anhaltspunkt dafür, dass sie wirklich in die Zukunft sehen können – und schon gar nicht mithilfe irgendwelcher übersinnlichen Kräfte."
Die "Hitliste des Absurden" führte im Jahr 2024 die Prognose an, dass eine gigantische Giraffe eine Stadt angreifen werde. Auch der Hai, der in einem Schwimmbad von einer Billardkugel getötet werden sollte, lebt vermutlich noch. Eichhörnchen haben – soweit bekannt – in diesem Jahr keine Universität angegriffen und auch der Eiffelturm brach nicht in der Mitte durch. Und kein Bauer fand ein Raumschiff auf seinem Grundstück. (Erinnert nur mich das an den Film "Men in Black"?) Es gab auch keine weltweiten Flughafenschließungen wegen "komischer Geräusche" aus dem Weltall. (Die vollständige Prognoseauswertung kann hier nachgelesen werden.)
Das ist nur die Spitze des Eisbergs. Man fragt sich: Wie kommt jemand darauf, solch einen Unsinn "vorherzusagen"? Und noch schlimmer: Wie kommen Menschen darauf, jemanden zu glauben, der solch einen Unfug verbreitet?
Und ja, es gab auch Voraussagen, die eingetreten sind. Es ist allerdings kein "Wunder", sondern schlichte Wahrscheinlichkeitsrechnung, wenn Seebeben vorhergesagt werden oder, dass Menschen in Florida und Louisiana von Schlangen angegriffen werden. Das passiert ständig. Ein Wunder wäre, wenn dies auf Grönland passieren würde.
Vereinzelte Treffer in den Prognosen selbsternannter Hellseher lassen sich leicht erklären, ohne auf die Existenz übernatürlicher Kräfte zu schließen. Besonders gut funktioniert dies bei Ereignissen, die viel Aufmerksamkeit bekommen. So lag die kanadische "Hellseherin" Nikki Pezaro richtig mit der Voraussage, dass es ein Attentatsversuch auf Donald Trump geben wird. Allerdings prophezeite sie noch weitere zehn Attentate (u. a. auf Wladimir Putin, Rishi Sunak, Joe Biden und Kim Jong-un), die allesamt nicht eintraten. Das nennt man dann Dynamit-Fischen.
Die GWUP wird auch im kommenden Jahr die Vorhersagen selbsternannter Propheten wieder kritisch prüfen und die Öffentlichkeit über die Ergebnisse informieren. "Unser Ziel ist es, aufzuklären und zu zeigen, dass seriöse Prognosen nur durch kritisches Denken, evidenzbasierte Methoden und offenen, sachbezogenen Diskurs möglich sind," so Mukerji abschließend.