Rückgang von Tierbewegungen in menschlich beeinflussten Landschaften festgestellt

Menschen schränken Tierwanderungen ein

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Zebras legen bis zu 500 Kilometer zurück – so weit wie kein anderes Säugetier auf der Erde. Menschen schränken den Bewegungsradius der Zebras und anderer Tiere jedoch immer mehr ein. So blockierte beispielsweise von 1968 bis 2004 ein Zaun die Wanderung der Zebras im Okavango-Delta in Botswana. Nachdem das Hindernis entfernt worden war, nahmen die Tiere ihre Wanderungen wieder auf.
Zebras legen bis zu 500 Kilometer zurück

Der Mensch greift in die Landschaft ein – durch Städtebau und Straßen, landwirtschaftliche Nutzflächen sowie den Abbau von Rohstoffen. Welche Auswirkungen hat dieser menschliche Einfluss auf Tiere und ihre Lebensräume? Mit Hilfe von GPS-Bewegungsdaten von mehr als 800 Tieren wiesen Wissenschaftler nun weltweit einen Rückgang von Tierbewegungen in Gebieten fest, die vom Menschen beeinflusst sind. Im Schnitt bewegen sich Säugetiere in Landschaften, die vom Menschen kultiviert wurden, nur ein Drittel bis halb so weit wie in freier Wildbahn. Die Studie wurde von Biologen der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Universität Frankfurt in enger Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell und der Universität Konstanz durchgeführt.

"In zunehmender Nähe zum Menschen und ihrer Infrastruktur nimmt die Raumnutzung der Arten ab", fasst Martin Wikelski, Direktor des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Radolfzell, die Ergebnisse der Studie zusammen. Ein Rückgang von Tierbewegungen kann deutliche Auswirkungen auf Ökosysteme haben, zum Beispiel eine geringere Verbreitung von Pflanzensamen, Veränderungen in den Nahrungsketten und abnehmende Tierzahlen.

Die Biologen um Martin Wikelski sehen verschiedene Ursachen für diese Entwicklung: Für wildlebende Tiere entstehen durch die menschliche Infrastruktur Hindernisse und Störungen, die ihre freie Bewegung einschränken. Die Biologen vermuten, dass sich Tierarten wie Rehe und Wildschweine zunehmend in vergleichsweise kleine Waldstücke zurückziehen, die von menschlicher Infrastruktur eingekesselt sind. "Arten wie Zebras, die wirklich große Räume beanspruchen, können schlicht nicht mehr in der Nähe des Menschen vorkommen. Die räumliche Einschränkung und die Fragmentierung ihres Lebensraums führen in vielen Fällen dazu, dass die Zahl der Tiere abnimmt", schildert Kamran Safi, Biologe am Max-Planck-Institut für Ornithologie.

Eine zweite mögliche Ursache sehen die Biologen in der Änderung von Verhaltensmustern durch die Anwesenheit des Menschen. So finden Tiere wie Stadtfüchse in menschlicher Umgebung schneller Nahrung und müssen daher nur kürzere Strecken zurücklegen. Auch das menschliche Jagdverhalten, aber auch Freizeitaktivitäten wie Joggen haben deutliche Auswirkungen auf Verhaltensmuster der Tiere: Forschungsergebnisse zeigen, dass Wildschweine und andere Tierarten ihre Aktivitätszeiten und Territorien ändern, um dem Menschen auszuweichen. Ebenso gibt es Hinweise, dass Tiere wie Raufußhühner Gebiete mit Skianlagen, Seilbahnen und Bergsport gänzlich meiden.

Datenbank der Tierbewegungen

Die Forscher griffen für ihre Erhebung auf Bewegungsdaten von über 800 Landtieren aus 57 Arten zurück, die mit GPS-Sendern bestückt wurden. Anschließend glichen sie die GPS-Daten mit dem "Human Footprint Index" der Gebiete ab, durch die sich die Tiere bewegten. Dieser Index ist ein Maß für die menschliche Einflussnahme auf Landschaften.

Eine globale Datenbank der Tierbewegungen, "Movebank", machte den weltweiten und artenübergreifenden Vergleich möglich. "Movebank" wurde von Biologen um Martin Wikelski geschaffen, um Bewegungsmuster von Tieren weltweit aufzuzeichnen. Die Datenbank ist frei zugänglich und ermöglicht Wissenschaftlern, Bewegungsdaten von Tieren zu teilen, zu vergleichen und daraus Rückschlüsse über die Entwicklung des Ökosystems unseres Planeten zu ziehen. (JG/HR)