Orang-Utans setzen Werkzeuge intelligent ein

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Junger Orang-Utan im Leipziger Zoo
Junger Orang-Utan im Leipziger Zoo

Orang-Utans sind uns Menschen in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich. Ihre DNA stimmt zu 97 Prozent mit unserer überein und sie verfügen über ein Langzeitgedächtnis. Dass sie darüber hinaus auch in der Lage sind, Werkzeuge je nach Situation zielführend einzusetzen, konnte ein Forscherteam der Uni Wien nun im Versuch zeigen.

Flexibler Werkzeuggebrauch zeichnet sich durch geplantes Handeln aus und dadurch situative Entscheidungen zu treffen. Etwa, wenn die Wahl zwischen Nahrungsquellen besteht, die mit unterschiedlich großem Aufwand zugänglich sind. Ist es besser, das leicht verfügbare Futter sofort zu fressen, oder lohnt es sich, ein Werkzeug einzusetzen, um an eine andere, bessere Nahrung zu gelangen? Und: Kann das vorhandene Werkzeug in dieser speziellen Situation überhaupt angewandt werden?

Genau diese Entscheidungen mussten die Orang-Utans treffen, um in den Versuchen von Kognitionsbiologin Isabelle Laumer erfolgreich zu sein. Zur Verfügung standen zwei Futtersorten, Bananen-Pellets, die absolute Lieblingsspeise der Tiere. Außerdem Apfelstücke, die dann verspeist werden, wenn keine Bananen-Pellets vorhanden sind. Das Futter war entweder frei verfügbar oder steckte in einem von zwei verschiedenen Apparaten, die sich mit unterschiedlichen Werkzeugen bedienen ließen. Der eine Apparat funktionierte, wenn die Tiere ein Stöckchen hineinsteckte, beim zweiten mussten sie einen Ball hineinwerfen.

Laumer fasst ein Kern-Ergebnis zusammen: "Wenn das Apfelstück (gutes Futter) oder das Bananen-Pellet (Lieblingsfutter) in der Apparatur außer Reichweite war und die Tiere die Wahl zwischen dem Bananen-Pellet und einem Werkzeug hatten, nahmen sie das Futter und nicht das Werkzeug, auch wenn das Werkzeug mit der Apparatur funktionierte."

Die Mühe des Werkzeugeinsatzes investierten die Tiere dann, wenn zwar das Apfelstück frei verfügbar war, sie aber durch Auswahl des passenden Werkzeugs an die Bananen-Pellets gelangen konnten.

Selbst wenn sie sich in einer Aufgabenstellung zwischen beiden Apparaten, beiden Werkzeugen und beiden Speisen entscheiden mussten, gelang ihnen das optimale Ergebnis. In dieser Hinsicht waren die Primaten einer anderen, ebenfalls für enorme kognitive Leistungen bekannten Tierart überlegen: den Goffinkakadus. Zwar bewältigten die Papageienvögel die einfacheren Aufgaben ebenfalls erfolgreich. Bei der kompliziertesten jedoch fanden sie nicht die optimale Lösung.

Dass sich die Fähigkeit zum flexiblen Werkzeuggebrauch bei ganz verschiedenen Tierarten unabhängig voneinander entwickelt hat, ist seit längerem bekannt. Offenbar erwies sie sich im Laufe der Evolution als vorteilhaft fürs Überleben.

In früheren Versuchen von Isabelle Laumer hatten sich Orang-Utans als intelligente, innovative Werkzeughersteller erwiesen. So konnten sie ein Drahtstück zu einem Haken biegen, um damit Futter aus einer Röhre zu ziehen. Sie taten dies spontan, also ohne sich den Trick von anderen abzuschauen. Achtjährige Kinder scheitern in der Regel an dieser Aufgabe.

Isabelle Laumer, Alice Auersperg, Thomas Bugynar, Josep Call: Orangutans (Pongo abelii) make flexible decisions relative to reward quality and tool functionality in a multi-dimensional tool-use task - DOI: 10.1371/journal.pone.0211031 - https://www.nature.com/articles/s41598-018-34607-0