Berlin

Gegendemonstranten blockierten "Marsch für das Leben"

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Auch der HVD Berlin-Brandenburg und die Partei der Humanisten Berlin beteiligten sich an der Demonstration des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung
Gegendemo zum Marsch für das Leben des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung

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Besonders kreativ protestierten die Teilnehmer gegen das Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche, unter das auch Informationen darüber fallen
Gegendemo zum Marsch für das Leben des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung

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Besonders kreativ protestierten die Teilnehmer gegen das Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche, unter das auch Informationen darüber fallen
Gegendemo zum Marsch für das Leben des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung

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In der ersten Reihe lief auch Gisela Notz (rote Haare) mit, langjährige Vorsitzende von pro familia und Beirätin der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs)
Gegendemo zum Marsch für das Leben des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung

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Die Spree trennte Abtreibungsgegner und Selbstbestimmungsbefürworter
Gegendemo zum Marsch für das Leben des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung

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Gegendemo zum Marsch für das Leben des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung

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Bild vom Aktionstag 2019
Gegendemo zum Marsch für das Leben des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung

In Berlin trafen wie jeden September "Lebensschützer" und Selbstbestimmungsaktivisten aufeinander. Der "Marsch für das Leben" kam diesmal jedoch nicht weit: Eine Sitzblockade des "What the Fuck"-Bündnisses zwang die Teilnehmer, ihre Route massiv zu verkürzen. Am gleichen Tag fanden außerdem zwei Demonstrationen statt, die eine Legalisierung von Abtreibungen forderten.

Vergangenen Samstag zogen die selbsternannten "Lebensschützer" wieder mit weißen Kreuzen durch Berlin: Der Bundesverband Lebensrecht hatte zum alljährlichen "Marsch für das Leben" aufgerufen, der sich gegen Schwangerschaftsabbrüche, Sterbehilfe und einige Formen der Pränataldiagnostik richtet, und an dem sich nach Veranstalterangaben über 8.000 Menschen beteiligten. Unter ihnen waren mehrere Kirchenvertreter, neben ein paar Bischöfen auch der Vorsitzende der evangelikalen Deutschen Evangelischen Allianz, deren Ableger in Gießen derzeit auf drei Stadtbussen Werbung für eine umstrittene Schwangerenkonfliktberatungsstelle geschaltet hat. Doch was personelle Präsenz angeht, bleibt man in kirchlichen Kreisen insgesamt eher auf Distanz zu der jährlich stattfindenden Kundgebung. Grußworte kamen in diesem Jahr unter anderem von Papst Franziskus und einigen Abgeordneten der Unionsfraktion, unter ihnen Philipp Amthor. Auch der Bundesvorsitzende der, WerteUnion, einer konservativen Gruppierung innerhalb der CDU/CSU, unterstützte die Demonstration genauso wie die konservative Publizistin Birgit Kelle. Erstmals gab es einen "Pro-Life-Poetry Slam", bei dem Katharina Otto unter dem Titel "Aller guten Dinge sind drei" über Kinder mit Trisomie 21 sprach. Was im eigenen Bericht nicht erwähnt wird: Auch die AfD beteiligte sich am "Marsch für das Leben", Beatrix von Storch veröffentlichte bei Twitter ein Video, das sie bei der Kundgebung auf der Reichstagswiese zeigt. Die Christen in der AfD wurden auch nicht bei den Grußworten aufgelistet.

Früher am Tag hatten bereits zwei Demonstrationen für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen und geschlechtliche Vielfalt stattgefunden: Das queer-feministische Bündnis What the Fuck protestierte unter dem Motto "Antifeminismus sabotieren, Abtreibung legalisieren". Anschließend folgte die Demonstration des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung "Leben und Lieben ohne Bevormundung". Letztere wurde unter anderem von den Jugendorganisationen von SPD, Grünen und Linken sowie vom Humanistischen Verband Deutschlands (HVD) Berlin-Brandenburg und der Partei der Humanisten (PdH) Berlin unterstützt. Beide Veranstalter gaben an, dass an diesem Tag etwa 5.000 Menschen für ihre Anliegen auf die Straße gegangen seien. Die Teilnehmerzahl des "Marsches für das Leben" schätzten sie hingegen nur auf 4.000. Die Polizei Berlin geht für beide Seiten von einer Teilnehmerzahl "im unteren vierstelligen Bereich" aus.

Gegendemonstranten warten auf "Marsch für das Leben"
Die Gegendemonstranten warten schon, diesen Punkt der Route sollte der "Marsch für das Leben" aber nicht mehr erreichen (Foto: © Gisa Bodenstein)

What the Fuck hatte außerdem dazu aufgerufen, den Schweigemarsch der "Lebensschützer", mit dem sie der abgetriebenen Embryonen gedenken wollen, lautstark zu stören und die Strecke zu blockieren. Gegendemonstranten stürmten die Bühne vor dem Reichstag und die Abtreibungsgegner konnten aufgrund von Sitzblockaden nur etwa zwei von fünf Kilometern ihrer Route zurücklegen, obwohl die Polizei den Streckenverlauf massiv abgeriegelt hatte und sich alle Mühe gab, ein Aufeinandertreffen der beiden Lager zu verhindern. An den Stellen, wo man sich – getrennt durch die Einsatzkräfte und ein Absperrgitter – dann doch gegenüberstand, war die Stimmung der Gegendemonstranten gegenüber "Lebensschützern" und Polizisten aggressiv aufgeladen, wie das Video am Ende dieses Artikels veranschaulicht. Doch auch die Einsatzkräfte fassten die Selbstbestimmungsaktivisten nicht mit Samthandschuhen an. Die Marschierenden winkten betont freundlich zurück oder lächelten entrückt. Nach Angaben der Pressemitteilung des queer-feministischen Bündnisses sei der "Marsch für das Leben" eine Stunde lang nicht vorangekommen, "dabei standen sie der parallel stattfindenden Gegendemonstration des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung mit 1.500 Teilnehmer*innen an der Spree gegenüber".

"Marsch für das Leben" und Gegendemo
Der "Marsch für das Leben" und Gegendemonstranten stehen sich auf beiden Seiten der Spree gegenüber (Foto: © Sabrina Gröschke/Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung)

"Wir freuen uns, dass die Protestaktionen heute so erfolgreich waren und der 'Marsch für das Leben' seine reaktionären und antifeministischen Inhalte nicht ungestört verbreiten konnte", zeigte sich Lili Kramer, Pressesprecherin des What-the-Fuck-Bündnisses, sichtlich zufrieden. Die Polizei räumte die Blockade schließlich und trug die Protestierenden weg. Die Bilanz: 140 Fälle von Platzverweisen beziehungsweise Festnahmen sowie elf Strafanzeigen unter anderem wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und Sachbeschädigungen. Von alldem findet man im Bericht auf der Internetseite des Bundesverbands Lebensrecht jedoch nichts.