Erneut Tötung "überzähliger" Paviane im Tiergarten Nürnberg geplant

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Guinea-Pavian im Zoo Nürnberg
Guinea-Pavian im Zoo Nürnberg

15 Monate nachdem die Pläne des Nürnberger Tiergartens erstmals ruchbar geworden waren, einen Teil seiner vorgehaltenen Pavianherde im Namen des "Populationsmanagements" zu töten – es waren über die Jahre hinweg unkontrolliert weit mehr Guinea-Paviane "nachgezüchtet" worden, als der Zoo auch nur einigermaßen den Bedürfnissen der Tiere entsprechend unterzubringen in der Lage war –, diese Pläne aufgrund massiver öffentlicher Kritik aber nicht umgesetzt werden konnten, steht die angeblich "notwendige" Tötung der Tiere nun erneut im Raum.

Schon Anfang 2024 hatte der Tiergarten Nürnberg verlautbart, aus Gründen des "Populationsmanagements" einen Teil seiner Herde an Guinea-Pavianen töten zu wollen. Die mit seinerzeit 45 vorgehaltenen Tieren viel zu beengten Unterbringungsverhältnisse – das Innengehege bot und bietet allenfalls 25 Tieren Platz – erforderten aufgrund massiver Spannungen und Beißereien beziehungsweise Verletzungen innerhalb der Herde deren deutliche Reduktion. Tatsächlich waren über Jahre hinweg unkontrolliert weit mehr Paviane "nachgezüchtet" worden, als der Tiergarten auch nur einigermaßen den Bedürfnissen der Tiere entsprechend und tierschutzkonform unterzubringen in der Lage war.

Überlegungen zu einer Erweiterung der Gehegekapazitäten seien nach Angaben des Tiergartens als nicht umsetzbar verworfen worden und Versuche, die Gruppenstruktur und -größe durch die zeitweise Empfängnisverhütung einzelner weiblicher Tiere stabil zu halten, hätten nicht den gewünschten Effekt gebracht. Insofern sei eine – vorwiegend tiergartenintern besetzte – "Tierschutzkommission" zu dem Schluss gekommen, es stelle "bei den Guinea-Pavianen die Tötung eine vernünftige Lösung" dar.

Tatsächlich vertritt der Nürnberger Tiergartendirektor und Zooverbandsfunktionär Dr. Dag Encke seit je die Position, es sei das Töten "überzähliger" Zootiere aus Gründen des "Populationsmanagements" allemal gerechtfertigt. Da indes deutsche Zoos gemäß den Bestimmungen des Tierschutzgesetzes keine gesunden Tiere töten dürfen – mit Ausnahme eigens gezüchteter "Futtertiere" (Mäuse, Hamster, Kaninchen, Schafe, Ziegen etc., auch größere Huftiere und bestimmte Vögel), die alljährlich in hunderttausendfacher Zahl in den Zoos getötet werden –, fordert Encke seit Jahren eine rechtliche Befugnis, "überzählige" Tiere auch anderer Arten nach Bedarf und Gutdünken töten und gegebenenfalls auch verfüttern zu dürfen.

Aufgrund massiven öffentlichen Protests zog der Tiergarten die seinerzeitigen Pläne, die "überzähligen" Paviane zu töten, vorläufig zurück. Hinfort war die Rede von einer Option, einen Teil der Pavianherde an einen Privatzoo in Indien überstellen zu wollen.

Nachdem diese Option sich indes nach über einem Jahr vorgeblicher Verhandlungen als nicht umsetzbar erwiesen hat, steht nunmehr die "sachliche Erfordernis", einen Teil der in Nürnberg vorgehaltenen Pavianherde zu töten, wieder oder weiterhin zur Debatte: Immer noch werden viel zu viele Tiere auf viel zu beengtem Raum zusammengepfercht.

Ein seinerzeit schon dem Tiergarten Nürnberg unterbreitetes Angebot der international tätigen Tierschutzorganisation Great Ape Project (GAP), die Paviane umgehend – und sofern nötig komplett auf eigene Kosten und transportiert über einen europaweit als Quarantäne-Fahrzeug zugelassenen Wildtiertruck – in das dem GAP zugehörige und in Großbritannien staatlich anerkannte "Wales Ape and Monkey Sanctuary" zu übernehmen, wo bereits zahlreiche veterinäramtlich beschlagnahmte und/oder aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr gewollte Primaten (auch Paviane) aus deutschen Zoos, Pharmalaboren, schlechter Privathaltung etc. leben, war vom Tiergarten Nürnberg ohne nähere Begründung zurückgewiesen worden. (Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle, dass erst kürzlich zehn für weitere Pharmaforschung "nutzlos" gewordene Labor-Makaken des Bundesinstituts für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel in Frankfurt am Main in das Sanctuary nach Wales verbracht werden konnten.)

Aktuellen Pressemeldungen zufolge stehen 15 Monate nach der ersten Veröffentlichung des Nürnberger Tiergartens, die "überzähligen" Paviane töten zu wollen, diese Pläne immer noch (oder wieder) zur Debatte.

Das Great Ape Project hat das Angebot an den Tiergarten, die Paviane in das Waliser Sanctuary zu übernehmen, umgehend erneuert. Eine Antwort des Tiergartens steht noch aus.

Selbstredend wird das Great Ape Project Strafanzeige gegen die Verantwortlichen des Nürnberger Tiergartens und der Stadt Nürnberg stellen, sollte auch nur einer der Paviane aus Gründen des sogenannten "Populationsmanagements" getötet werden: selbst wenn die Pläne des Tiergartens von der Stadt Nürnberg als dessen Trägerin gebilligt würden, stellte solche Tötung doch einen eklatanten Verstoß gegen geltendes Tierschutzrecht dar.

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