USA

Kreativer Protest gegen Anti-Schwulen-Video der Zeugen Jehovas

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Screenshot aus dem Video "One Man, One Woman" der Zeugen Jehovas
Screenshot Zeugen Jehovas

BERLIN. (hpd) Die Zeugen Jehovas sind nicht nur bekannt für ihre Überraschungsbesuche an der Haustür, sondern auch für die gewöhnungsbedürftigen grafischen Adaptionen ihrer Lehren. In den USA haben sie nun einen Zeichentrickfilm veröffentlicht, der Kinder darüber aufklärt, dass Schwulsein in den Augen Jehovas Sünde ist.

Das Video der Zeugen Jehovas trägt den Titel "Ein Mann, eine Frau". Sein Inhalt: Ein kleines Mädchen kommt aus der Schule nach Hause und berichtet der Mutter, dass eine ihrer Klassenkameradinnen zwei Mütter hat.

"Mein Lehrer sagt, alles was zählt, ist, dass Menschen einander lieben und dass sie glücklich sind", erzählt das Mädchen.

Die Mutter kontert: "Nun ja, Menschen haben ihre eigenen Vorstellungen von gut und böse – aber was zählt ist, wie Jehova die Sache sieht. Er möchte, dass wir glücklich sind und er weiß, wie wir am glücklichsten werden können. Darum hat er die Ehe genauso erfunden, wie er es getan hat."

Nämlich – darüber lässt das Video keinerlei Zweifel – als Ehe von einem Mann und einer Frau. Während die Bildsprache des Videos noch gewagter wird als zuvor, folgen Ausführungen darüber, dass die Sache mit Mann und Frau ja schon bei Adam und Eva so gewesen sei und dass auch Jesus die Dinge nicht anders gesehen habe. Dass Letzterer nach biblischen Überliefungen selbst unverheiratet war und mit seinen männlichen Freunden im besten Mannesalter durch die Lande zog, verschweigt das Video freilich.  

Da noch immer die pikante Frage nach den beiden Müttern der Klassenkameradin im Raum steht, holt die Mutter zu einem höchst bemerkenswerten Vergleich aus.

"Das ist, als ob man in ein Flugzeug steigen will. Was würde passieren, wenn jemand etwas in dieses Flugzeug mitnehmen will, das dort nicht erlaubt ist?", fragt sie ihre Tochter.

"Man darf nicht rein!" antwortet diese.

"Ganz genau", sagt die Mutter. "Genauso ist das mit Jehova. Er möchte, dass wir seine Freunde sind und im Paradies für immer leben. Aber wir müssen seine Regeln befolgen, um dort hin zu kommen. Um dort hineingelassen zu werden, müssen wir einige Dinge hinter uns lassen. Nämlich alles, mit dem Jehova nicht einverstanden ist."

"Aber ich möchte, dass jeder ins Paradies kommt", ruft die Tochter besorgt aus. Ihre Mutter kann sie beruhigen:

"Das möchte Jehova auch! Und weißt du was: Menschen können sich ändern. Darum verkünden wir seine Botschaft."

Auf die suggestive Frage, was ihre Tochter denn nun der Klassenkameradin mit den gleichgeschlechtlichen Eltern mitzuteilen gedenke, weiß diese nach erfolgreicher Indoktrination die rechte Antwort:

"Ich könnte ihr vom Paradies erzählen. Ich könnte ihr von den Tieren erzählen. Und der Auferstehung von den Toten."

"Das ist großartig!" ruft die Mutter begeistert aus und belohnt die Tochter mit einer Bibelstunde.

Das vor wenigen Tagen veröffentlichte Video der Zeugen Jehovas verbreitete sich schnell in der amerikanischen LGBT-Szene und erfuhr dort umgehend einen kreativen Umschnitt:

Als das Mädchen berichtet, dass ihr Lehrer sagt, alles was zähle sei, dass Menschen einander liebten und dass sie glücklich seien, springt die neue Schnittfassung ans Ende des Videos, wo die Mutter begeistert ausruft: "Und weißt du was: Das ist großartig!".