Kenia

Sektenführer wegen Mord, Kindesmisshandlung und Terrorismus vor Gericht

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Mackenzie bei einer Predigt auf seinem illegalen Sender im Jahr 2012.

2003 gründete der selbst ernannte Pastor Paul Nthenge Mackenzie in Kenia seine Good News International Ministries Kirche. Aus der Mini-Kirche entwickelte sich eine größere Gemeinde mit eigenem Landbesitz. Im April 2023, nach dem Hilferuf des Angehörigen zweier Kirchen-Anhängerinnen, untersuchten die Behörden das Land und fanden zahlreiche Gräber. Sektenführer Mackenzie leugnete jede Schuld. Nun steht er wegen zahlreichen Anschuldigungen vor Gericht, unter anderem 191-fachem Mord, Kindesmisshandlung und Terrorismus.

Insgesamt 429 Tote fanden die Behörden auf den 324 Hektar Land der Sekte Good News International Ministries ("Internationale Kirche der Frohen Botschaft") nahe der Küstenstadt Malindi. Die meisten von ihnen waren verhungert. Einige jedoch, vor allem Kinder, waren auch erwürgt, totgeschlagen oder erstickt worden. Nach Angaben Überlebender hatte Pastor Mackenzie seinen Gläubigen bereits im Januar 2023 befohlen, sich zu Tode zu hungern, um Jesus treffen zu können.

Für die Behörden, die Mackenzie im April 2023 nach den ersten Leichenfunden festnahmen, war der Kirchengründer kein Unbekannter. Bereits 2017 war er bestraft worden, weil ihm Radikalisierung und illegaler Unterricht vorgeworfen worden war. Mackenzie erkannte den offiziellen Lehrplan nicht an, da er nicht mit der Bibel vereinbar sei. 2019 folgte die nächste schwere Anschuldigung. Ihm wurde die Mitschuld am Tod zweier Kinder gegeben. Diese waren ausgehungert und erstickt und anschließend im Shakahola-Wald begraben worden. Im Shakahola-Wald wurden später auch die weiteren Leichen gefunden. Mackenzie kam auf Kaution frei und wartete zum Zeitpunkt seiner Verhaftung im April 2023 noch auf den Prozess.

Zu der Verhaftung kam es, nachdem sich ein Mann an die Behörden gewandt hatte, dessen Frau und Tochter sich der Sekte angeschlossen hatten. Bei der Suche nach Mutter und Tochter fanden die Behörden auf dem Gelände der Sekte flache Gräber mit ganzen Familien oder einem Dutzend Kindern darin. Zudem hungernde und sterbende Menschen, die zunächst alle Sanitätern übergeben wurden.

Mackenzie wurde verhaftet, leugnete jedoch jegliche Schuld und erklärte, seine Kirche bereits 2019 geschlossen zu haben. Untersuchungen zeigten, dass zahlreichen Leichen Organe fehlten, weshalb zunächst von Organhandel ausgegangen wurde. Dieser Verdacht hat sich jedoch nicht bestätigt. Im Laufe der Untersuchungen wurden neben Mackenzie 95 weitere Personen identifiziert, die am Tod der Opfer beteiligt gewesen sein sollen

Da Mackenzie sich bereits seit April im Gefängnis befindet, musste seine Untersuchungshaft regelmäßig verlängert werden, um den Behörden Zeit zur Untersuchung von Gelände, Leichen und Aussagen zu geben. Daher wurde Mackenzie im November 2023 zunächst für den illegalen Betrieb eines Fernsehsenders zu 18 Monaten Haft verurteilt. Den Sender sowie seine Predigten soll der Pastor genutzt haben, um Kinder wie Erwachsene gegen vermeintlich westliche Einflüsse zu radikalisieren. Deshalb steht er nun neben Kindesmisshandlung und 191-fachem Mord auch wegen Terrorvorwürfen vor Gericht.

Im September 2023 hatte Kenias Präsident William Ruto Konsequenzen angekündigt und fünf Kirchen verboten, die mit Mackenzies Sekte in Verbindung stehen. Allerdings gilt Ruto selbst als sehr religiös und steht im Verdacht, Menschen zu Mord, Vertreibung und Verfolgung angestiftet zu haben.

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