9/11, Religion und der arabische Frühling

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Hamed Abdel-Samad / Foto: privat

(hpd) Philipp Möller im Gespräch mit Hamed Abdel-Samad: "Wenn die Religion sich zu einer großen Institution entwickelt, dann fängt für mich der Hamster an, rückwärts zu laufen. Da ist die Dynamik der Zerstörung einer Kultur vorhanden, weil mehr Unfreiheit als Kreativität vorhanden ist."

 

Im Gespräch berichtet der Politik- und Islamwissenschaftler von seinem 11. September 2001, spricht über Integrationspolitik in Deutschland und analysiert den aktuellen Stand des arabischen Frühlings.

Seine persönliche Erinnerung an an den 11. September 2001? Er studierte damals in Augsburg und als eine Studentin ihm aufgeregt mitteilte, dass die Zwillingstürme des Word Trade Center in New York angegriffen worden seien, habe er nur gedacht: „Oh Gott, lass es keine Muslime sein!“ Aber, wie so häufig, habe Gott auch damals nicht auf ihn gehört. Er wurde danach mehrmals von der Polizei vorgeladen und eine der Konsequenzen für ihn war die Veränderung seines Forschungsinteresses, das sich auf die Fragen von Religion und Politik verlagerte.

Seiner Ansicht nach nimmt die Religiosität ab, aber die öffentliche Präsenz von Religion wird deutlich stärker. Dies jedoch nur auf der Ebene der Macht, nicht der Spiritualität.

Natürlich spielt Religion eine Rolle für 9/11. Das kulturelle Klima, das Religion erzeuge, die Unantatstbarkeit der Texte,... aber eben nicht ausschließlich. Die geopolitische Lage, die Persönlichkeitsstruktur der Attentäter, die Gelegenheit der Nähe zu einer terroristischen Organisation, die Infrastruktur solcher Organisationen,... alles das spielte eine Rolle. Religionen eignen sich aber besonders für eine politische Instrumentalisierung, da sie anscheinend über rationale Elemete und Strukturen stehen und eine Sonderstellung in der Gesellschaft haben. Es sei weltweit noch nicht erreicht worden, Religionen zu relativieren und zu marginalisieren.

Der podcast ist hier zu hören. (19 Minuten)