Dawkins gegen Bibeln

WASHINGTON. (hpd) Humanisten in den USA machen sich auch in diesem Jahr wieder für einen „Nationalen Tag der Vernunft” stark. Eine Petition soll US-Präsidenten Barack Obama zur offiziellen Anerkennung dieses Gedenk- und Feiertages bewegen.

Seit neun Jahren wird in den Vereinigten Staaten der Tag der Vernunft begangen. Jeweils am ersten Donnerstag im Monat setzen sich Humanistinnen und Humanisten dafür ein, dass sich die Menschen an die bedeutende Rolle der menschlichen Vernunft erinnern.

Veranstaltet werden an diesen Tagen unter anderem Aktionen, die zum Blutspenden ermuntern, Speisen für arme Menschen sammeln oder bei denen im Austausch gegen Bibeln wissenschaftlich fundierte Bücher wie Charles Darwins Werk „Die Entstehung der Arten“, Carl Sagans „Cosmos“ oder Richard Dawkins neueste Schrift „The Magic of Reality“ verschenkt werden. Der diesjährige Tag der Vernunft fällt auf den 3. Mai.

Der bisher inoffizielle Gedenk- und Feiertag, der auch als Erinnerung an die Verfassungswidrigkeit des „Nationalen Tag des Gebets“ dient, soll nach dem Vorschlag der American Humanist Association nun auch vom US-Präsidenten Barack Obama zum offiziellen Feiertag erklärt werden.

Die Ernsthaftigkeit vieler Probleme mag Menschen zum Gebet inspirieren, heißt es deshalb in einer an Obama gerichteten Petition. Doch die zahlreichen Probleme des Landes könnten durch die Anwendung von Vernunft gelöst werden, betonen die Humanisten in ihrem Plädoyer an den Staatschef.

Christliche Gruppierungen versuchen dagegen am gleichen Tag traditionell in der Öffentlichkeit auf die Macht ihres Gottes und die Bedeutung des christlichen Glaubens an Jesus Christus hinzuweisen. Das Motto des Gebetstags im vergangenen Jahr lautete: „Unser Gott ist eine mächtige Festung“.

In der Petition, die jetzt am kommenden Tag der Vernunft auf Barack Obamas Schreibtisch landen soll, heißt es hingegen weiter: „Wir glauben, dass der rationale Diskurs die Kraft zur Lösung der herausforderndsten Probleme hat und dabei intelligente, moralische und ethische Interaktionen zwischen Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Glauben kultiviert.“

Die Petition fordert den US-Präsidenten dazu auf, durch eine offizielle Anerkennung des Tags der Vernunft die Werbung für die Idee zu unterstützen, dass Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten ohne religiösen Glauben nicht weniger gute Taten als religiöse Menschen vollbringen. Verschiedenen Untersuchungen und Umfragen zufolge glauben zwischen 40 und 110 Millionen US-Amerikaner nicht an den persönlichen Gott, wie er im Mittelpunkt des christlichen Glaubens steht.

Die offizielle Bekanntmachung des Tags der Vernunft soll deshalb die Bedeutung der praktischen und menschlichen Vernunft in einer Weise würdigen, die den säkularen und nichtreligiösen Bürgerinnen und Bürgern des Landes das gleiche Gefühl der Anerkennung gibt, wie es religiöse Menschen bisher durch die Anerkennung des nationalen Gebetstags erhalten haben.

Die säkulare US-Organisation Freedom from Religion Foundation erlitt im vergangenen Jahr eine Niederlage bei ihrem ersten Versuch vom Jahr 2008, gegen den verfassungswidrigen Gebetstag auf gerichtlichem Weg vorzugehen. Die erstinstanzlich entscheidende Richterin Barbara Crabb bestätigte zwar die Verfassungswidrigkeit des Gebetstages, ihr Urteil wurde aber vom Berufungsgericht mit Verweis auf die Freiwilligkeit bei der Teilnahme und auf das Verfügungsrecht des US-Präsidenten aufgehoben.

Arik Platzek