Besorgnis erregendes Toleranz- und Demokratieverständnis

Wenn ein katholischer Erzbischof von der Kanzel predigt, dass Kirchenkritik und das Hinterfragen von Religion intolerant und undemokratisch sei, dann zeugt das von einem äußert Besorgnis erregenden Toleranz- und Demokratieverständnis.

AHA verbietet niemandem, eine Kirche zu besuchen, zu beten oder an die Existenz von Phantasiegeschöpfen zu glauben. AHA macht lediglich Gebrauch vom Grundrecht auf freie Meinungsäußerung.

Darüber hinaus stellen Kirchen- und Religionskritik keine Gefahr für die Demokratie dar, sondern sind per se eine gesellschaftliche Bereicherung, da die Voraussetzung für jedweden Fortschritt im Hinterfragen des Bestehenden liegt. Und gerade wenn Religion vom Staat finanziert wird, d.h. der Steuerzahler für deren Unterhalt aufkommen muss, ist es selbstverständlich, dass dieser die Religion auch kritisch hinterfragen darf.

Selbstverständlich verfügt auch Herr Hollerich über dasselbe Recht, seine Meinung frei zu äußern: Er darf und soll die Positionen von AHA oder anderen kirchen- und religionskritischen Organisationen nach Lust und Laune kritisieren und hinterfragen, da dies zu einer offenen Debatte über Sinn und Zweck von Religion beitragen kann. Herr Hollerich sollte aber tunlichst vermeiden, Meinungen, die von seiner eigenen abweichen, ins undemokratische und intolerante Abseits zu schieben, um diese somit zu diffamieren.

Davon abgesehen ist es schon erstaunlich, dass gerade ein Vertreter der katholischen Kirche anders denkenden Menschen Intoleranz unterstellt. Zur Erinnerung: Es ist die katholische Kirche, die keine Gleichberechtigung von Mann und Frau kennt, die Homosexualität als Selbstzerstörung der Menschheit betrachtet und die allen Bürgern vorschreiben will, wie sie zu leben und zu sterben haben (siehe Euthanasie, Abtreibung, etc.). Einen zusätzlichen Blick in die Geschichtsbücher wollen wir uns an dieser Stelle ersparen.

Schlussfolgernd sei noch einmal daran erinnert, dass es der Vatikan als Kirchenstaat noch immer nicht für nötig empfunden hat, die UN-Menschenrechtskonvention zu unterschreiben.

In diesem Sinne empfehlen wir Herrn Hollerich einen vorsichtigeren Umgang mit Begriffen wie Toleranz und Demokratie.

Allianz vun Humanisten, Atheisten an Agnostiker Lëtzebuerg, www.aha.lu, 2. Mai 2012