SPD: Arbeitskreis Laizismus anerkannt

HEIDELBERG. (hpd) Sozialdemokratische Laizisten sehen sich im Aufwind. Denn seit kurzem gibt es einen Arbeitskreis „LaizistInnen in der SPD“. Anerkannt wurde er vom Vorstand des Heidelberger SPD-Kreisverbandes am vorletzten Montag. Es ist der erste anerkannte Arbeitskreis dieser Art in der SPD. Vom Bundesvorstand der Partei werden die Laizisten weiter blockiert.

Rund zwei Jahre ist es her, dass die Laizistinnen und Laizisten unter den sozialdemokratischen Genossinnen und Genossen begonnen haben, sich innerhalb der SPD zu organisieren. Nach einem Rückschlag im Mai 2011, als der SPD-Bundesvorstand einstimmig die Einrichtung eines laizistischen Arbeitskreises verweigert hatte, gibt es nun einen ersten klaren Erfolg für die Laizisten in der SPD.

„Der Heidelberger AK ist die erste explizit laizistische Gruppierung, die offiziell von einer SPD-Gliederung in Deutschland als Teil der Partei anerkannt wird“, betonte der Sprecher der Heidelberger SPD-Laizisten, Marc Mudrak, in einer ersten Stellungnahme nach der Anerkennung. Erst im Mai gab es eine informelle Gründung der Gruppe, rund einen Monat später ist sie nun offiziell.

Bisher organisieren sich die sozialdemokratischen Laizisten in Deutschland in einem freien Gesprächskreis ohne strukturelle Bindung an die Mutterpartei. Auf Landesebene haben sich bereits mehrere Gesprächskreise zum Thema Laizismus gebildet.

Drei Aufgaben stünden bei der Arbeit im Vordergrund, hieß es in Heidelberg. Zum einen soll für eine starke und gründliche Trennung von neutralem Staat und Religionsgemeinschaften geworben werden, vor allem im Bereich der Bildung und im Arbeitsrecht. „Im politischen Laizismus und der Entwicklung neuer säkularer Wege sehen wir unsere Hauptaufgabe“, sagte Sprecher Marc Mudrak.

Zudem will der Arbeitskreis als Vertretung und Ansprechpartner von Konfessionsfreien und Atheisten dienen. Mudrak: „Wir wollen die Debatte über gesellschaftliche Werte und Normen nicht den Religionsgemeinschaften überlassen, sondern eine säkulare Stimme mit einbringen.“

So sollen bei speziellen Themen humanistische und säkulare Alternativen erarbeitet werden. „Wir haben hier natürlich noch kein Komplettprogramm entwickelt, aber die Lage der Schulen, die Monopole bei Moral- und Lebensfragen in Medien und der Öffentlichkeit wollen wir auf den Plan rufen“, kündigte Marc Mudrak an. Und auch bei den Theologischen Fakultäten des Landes sei ein Reformbedarf vorhanden.

Die inhaltliche Arbeit des Heidelberger SPD-Laizistinnen und –Laizisten begann bereits am vergangenen Mittwoch. Ein Vortrags- und Diskussionsabend  mit dem Titel „Religion und Schule in Baden-Württemberg“ behandelte das Verhältnis der öffentlichen Schulen in Baden-Württemberg zu den Kirchen und Religionsgemeinschaften, etwa im Religionsunterricht. Der Einführungsvortrag wurde von Michael Rux, ehemaliger Lehrer und Schulleiter einer christlichen Gemeinschaftsschule, gehalten.

Die SPD-Politikerin Ingrid Matthäus-Maier begrüßte das Ereignis. „Ich freue mich sehr darüber“, sagte sie in einer ersten Stellungnahme. Die Anerkennung der Laizisten durch den Heidelberger Verband werde nicht die letzte sein, meinte sie. Auch in Bremen und weiteren Bundesländern seien entsprechende Entwicklungen vorhanden. Auf regionaler Ebene seien die laizistischen Gruppen bereits viel weiter als auf der Bundesebene. Mit Blick auf den SPD-Bundesvorstand meinte Matthäus-Maier: „Die Parteispitze wird auf Dauer nicht darum herumkommen, auf unsere Forderungen einzugehen.“ Die Frage der Bezeichnung der Gruppen beurteilte sie als zweitrangig. „Wichtig ist vor allem, dass die Konfessionsfreien endlich ein Sprachrohr in der Partei bekommen.“

Arik Platzek