Mehrheit für Trennung von Kirche und Politik

konrad-adenauer-stiftung_be.jpg

Konrad-Adenauer Stiftung, Berlin / Foto: Magnus Bäck (wikimedia commons)

BERLIN. (hpd) In der Auswertung einer repräsentativen Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung wird auf die Verringerung religiöser Bindungen der Wähler an die Parteien verwiesen, eine weitgehende Ablehnung des Einflusses der Kirchen auf die Politik, und dass die Befragten sich für eine klare Trennung von Kirche und Politik aussprechen.

In einer Online-Publikation zu "Religion, Kirchen und Gesellschaft" legt die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) jetzt die Ergebnisse einer Umfrage aus dem Jahr 2009 vor, die zum Teil mit früheren Ergebnissen verglichen werden, um Entwicklungen zu benennen.

Abschwächung traditioneller Milieus im Wahlverhalten

Eine der Kernaussagen zum Verhältnis von politischen Parteien zu traditionellen Milieus kommt zu dem Schluss: „Die Gruppen, die aufgrund ihrer sozialstrukturellen Bedingungen und so aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einem sozialen oder weltanschaulichen Milieu ein bestimmtes Wahlverhalten zeigen, werden kleiner. Betrug der Anteil der Katholiken mit starker Kirchenbindung 1969 noch über 40 Prozent an der CDU-Wählerschaft, so sank er bis 2009 auf 11 Prozent. Für die SPD ist parallel der Anteil der gewerkschaftsorientierten Arbeiter in der Wählerschaft von 25 auf 9 Prozent zurückgegangen.“

Als Autorin der Studie zeichnet die Teamleiterin des Teams Empirische Sozialforschung bei der KAS, Dr. Viola Neu, d.h. den Aussagen der Studie liegt die höchste fachliche Kompetenz der KAS zugrunde.

Bemerkenswert sind dabei aus säkularer Sicht, dass methodisch korrekt erläutert wird, dass, und warum, in Umfragen konfessionell gebundene Wähler im Vergleich zur Bevölkerung überrepräsentiert sind - viele der Konfessionsfreien sind noch jünger als 18 Jahre, nicht wahlberechtigt und werden durch die Umfragen (noch) nicht erfasst. Dadurch ist aber anzunehmen, dass die erfassten Trends sich noch weiter in Richtung Säkularität verändern werden.

Je jünger die Befragten, desto ausgeprägter wird die Verringerung einer Kirchenbindung und es sind nur noch vor allem die über 60-jährigen Frauen, die sich der Kirche noch stark verbunden fühlen. Auch wenn die CDU/CSU noch etwas stärker davon profitiere, werden die generellen Unterschiede zwischen den Parteien als eher bescheiden dargestellt. Mit Ausnahme der Linkspartei, die als Partei der Konfessionslosen zu verstehen sei, seien 70 bis 80 Prozent der übrigen Parteienwähler Mitglied in einer der beiden großen Kirchen.

Abseits dieser formalen Zugehörigkeiten würden sich die religiösen Prägungen im Elternhaus moderat aber stetig verringern, wobei sie sich bei der CDU-Wählern noch am stärksten erhalten. Aber auch dort sind es vor allem die Älteren, die diesen Unterschied zu den anderen Parteien markieren.

In den Einstellungen zu „Religion ja, Kirche nein“ machen gut die Hälfte aller Befragten (56 %) keinen Unterschied, während für 38 Prozent die Religion deutlich positiver besetzt ist als die Kirche. Während es bei der CDU ein Drittel der Wähler sind, die diesem Unterschied zustimmen, meinen bei den Wählern der anderen Parteien jeweils mehr als 40 Prozent „Religion ja, Kirche nein“.

Hinsichtlich der persönlichen Feststellung „Mit Kirche und Religion habe ich selbst nichts im Sinn“, sind es 40 Prozent der SPD-Wähler, die das über sich selbst sagen und 57 Prozent der Wähler der Linken.

Religion, Kirche und Politik

Diese insgesamt freundlichen persönlichen Ansichten zur Religion stoßen dann aber auf eine erhebliche Ablehnung, wenn es um die Vermischung von Religion und Politik geht. Dem Statement „Es wäre besser für Deutschland, wenn mehr Menschen mit einer starken religiösen Überzeugung öffentliche Ämter inne hätten“, stimmen insgesamt 70 Prozent der Befragten nicht zu. Von den SPD-Wählern wollen 75 Prozent diese religiöse bestimmten Politiker nicht, bei den Wählern der Linken sind es 85 Prozent.

Ebenso sind sich zwei Drittel Wähler (63 %) weitestgehend einig, dass die Kirchenoberhäupter nicht versuchen sollten, die Entscheidungen der Regierung zu beeinflussen. Je älter die Befragten sind, desto eher wird der kirchliche Einfluss akzeptiert (bei den über 60-jährigen Frauen zu 41 %), bei den 18- bis 34-jährigen Männern sind es nur 14 Prozent, die einen kirchlichen Einfluss auf die Politik als positiv betrachten.

Zwei generelle Befunde sind dabei hervorzuheben. „Die ursprünglich konfessionelle Konfliktlinie hat sich über die Jahrzehnte zu einer religiösen entwickelt. Demnach ist weniger die Konfession ausschlaggebend für das Wahlverhalten denn die religiöse Grundeinstellung und die Intensität des Glaubens. Protestanten und Katholiken, die über eine starke Kirchenbindung verfügen (gemessen an der Kirchgangshäufigkeit), stehen sich inhaltlich sehr nahe. Je geringer die Bindung an die Kirchen ist, desto stärker lehnen die Befragten beider Konfessionen politischen Einfluss ab.“ (S. 27)

Trennung von Kirche und Politik

Zum anderen heißt es: „Doch wie sehen die Bürger die Rolle, welche Kirchen und Glauben im politischen Diskurs einnehmen sollen? In der Umfrage haben wir nach unterschiedlichen Dimensionen des Einflusses von Religion auf die Politik gefragt. Insgesamt ist der Wunsch, dass Religion im politischen Leben einen größeren Einfluss haben sollte, nicht stark ausgeprägt. Die Befunde sprechen dafür, dass sich die Befragten für eine klare Trennung von Kirche und Politik aussprechen.“ (S. 25)

Diese Ergebnisse, die bei einer Untersuchung und Auswertung durch die Konrad-Adenauer-Stiftung die Möglichkeit einer säkulare Parteilichkeit noch nicht einmal im Ansatz annehmen lassen, verdeutlichen in diesen Fragen ein großen Unterschied zwischen den Führungen aller im Bundestag vertreten Parteien und ihren jeweiligen Wählern, d.h. der Bevölkerung insgesamt.

C.F.