Großstädte nicht mehr von Kirchen dominiert

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Religionszugehörigkeiten 2003 und 2011 / Grafik: fowid

DEUTSCHLAND. (hpd/fowid) In den Großstädten hat das moderne Leben Einzug gehalten. Durch Zuwanderungen aus fast allen Teilen der Welt sind kulturelle Einflüsse entstanden, die unter anderem Auswirkungen auf die Religionszugehörigkeit der Bevölkerung haben. Zudem sind Großstädte besser geeignet, nach eigenen Vorstellungen zu leben und sich eher von althergebrachten religiösen Bindungen zu lösen.

In ausgewählten deutschen Städten befanden sich 2003 bei der Hälfte (9 Städte) die evangelischen und römisch-katholischen Kirchenmitglieder in der Minderheit. Neben allen Großstädten in den Neuen Bundesländern — in denen der Anteil der Kirchenmitglieder zwischen 12 und 21 % der Bevölkerung beträgt — sind es auch Hamburg und Frankfurt, in denen die christlichen Kirchenmitglieder im Jahr 2003 nicht mehr die Mehrheit der Bevölkerung stellen.

Bis zum Jahr 2011 ist der Anteil der konfessionell gebundenen Bevölkerung noch weiter zurückgegangen. Auch in den großen Städten wie Hannover, Bremen und München macht die evangelische und katholische Bevölkerung nur noch knapp 50 % der Bevölkerung aus.

Detailstudien aus einzelnen westdeutschen Städten (Stuttgart, Frankfurt, Düsseldorf und Essen) verweisen zudem darauf, dass der Anteil der Kirchenmitglieder sich jährlich weiter um 1 bis 2 Prozentpunkte verringert hat.

Die höchsten Anteile an christlichen Kirchenmitgliedern weisen Essen, Dortmund und Nürnberg auf, in denen ebenfalls ein Rückgang der Kirchenbevölkerung zwischen 2003 und 2011 von rund 5 % zu verzeichnen ist, so dass auch dort nur noch etwas weniger als zwei Drittel der Bevölkerung Kirchenmitglieder sind.

Es zeigt sich zudem, dass es keine durch Religionsgemeinschaften dominierten Großstädte mehr gibt. Die Katholiken machen in München nur 36 %, in Köln und Essen jeweils 38 % aus. Bei den evangelischen „Hochburgen” wie Bremen und Hannover sind es ebenfalls nur noch 38 bzw. 35 % der Bevölkerung.

Für die Veränderung in der Bevölkerungsstruktur hinsichtlich ihrer religiösen Bindung gibt es mehrere Ursachen. Die Erste ist in den verstärkten Kirchenaustritten seit 2005 zu suchen. Als zweite Einflussgröße ist die Wanderungsbewegung zu sehen, wobei besonders in den Großstädten Zuzüge vor allem aus Osteuropa und Asien zu verzeichnen sind, deren Bevölkerung offensichtlich mehrheitlich nicht den beiden großen christlichen Kirchen angehört. Die dritte Größe ist die altersmäßige Veränderung. Es gibt in allen Städten ein Defizit von Getauften zu Verstorbenen.

Es fällt auf, dass besonders in den ostdeutschen Städten die Veränderungen sehr gering sind. Dies liegt an der bereits historisch bedingten geringen Religiosität der Bevölkerung. Selbst nach über zwanzig Jahren der „Möglichkeit der freien Religionsausübung” hat sich an der Tendenz nicht viel geändert.

Nur in den Städten Dresden und Halle ist ein leichter Zuwachs an Kirchenmitgliedern zu verzeichnen. Dies ist vermutlich dem verstärkten Zuzug von Bevölkerungsteilen aus Bayern, Baden-Württemberg u. a. geschuldet.

Elke Schäfer

Detaillierte Zahlen zu Großstädten im Fowid-Datenarchiv.