Schneckenstreicheln und Asteroiden

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H. Oberhummer, F. Freistetter / Foto: F. Nicolai

BERLIN. (hpd) Als ich an der Haltestelle auf den Bus wartete, fuhr eine kleine Kolonne an mir vorüber: vorweg ein blaulichtendes Polizeifahrzeug, zwei Limousinen und hintendran ein weiteres Polizeiauto. An der URANIA eingetroffen sah ich als erstes einen hell und bunt erleuchteten Eingang. Es fehlte nur der rote Teppich. Hat das etwa mit den beiden Wissenschaftlern zu tun, derentwegen ich hier war?

Nun, ganz so war es nicht. Obwohl die beiden Herren offenbar berühmt genug waren, um das Foyer der URANIA im dritten Stock des Hauses fast bis auf den letzten Platz zu füllen.

Heinz Oberhummer ist nämlich nicht nur einer der Köpfe hinter dem Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien in Österreich, er ist auch nicht nur ein Drittel der Science Busters - er ist in erster Linie Wissenschaftler. Und als solcher ist er seit langem bemüht, die Erkenntnisse der Wissenschaft einem breiten Publikum nahezubringen. Das macht er mit Humor und Augenzwinkern. Sowohl in seinem Buch "Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln" als auch live kommt man aus dem Lachen kaum noch heraus – und lernt dabei. Zum Beispiel, dass gegen das Bärtierchen jeder Superheld ein Weichei ist. (Weshalb ihm das wichtig ist, erklärt er im Video.)

Florian Freistetter ist Astronom und der bekannteste Wissenschaftsblogger im deutschsprachigen Raum. Sein Blog Astrodicticum simplex gehört zu den meistgelesenen Seiten im deutschsprachigen Internet. Das war auch später zu hören, als die beiden Herren ihre Bücher signierten. Für fast jeden derer, die ein Autogramm von ihm erbaten, war er "der Blogger" und seltener "der Wissenschaftler". Dabei ist er – genau wie Heinz Oberhummer – in der Lage, Wissenschaft erlebbar zu machen. Sein aktuelles Buch "Der Komet im Cocktailglas" ist dafür das beste Beispiel.

Denn wer denkt schon daran, dass er ein Stück Weltall isst, wenn er in eine Brezel beißt?

Es wäre schön, wenn es mehr von dieser Art an Wissenschaftsvermittlung gäbe. Der Bedarf ist da – das zeigen die vollen Plätze gestern in der URANIA, wie auch das Interesse an den Auftritten der Science Buster. Das zeigen die Leserzahlen des Blogs von Florian Freistetter. Und ein wenig auch die Verkaufszahlen der beiden Bücher, um die es gestern Abend ging.

Um das aufzulösen: die URANIA feiert dieser Tage ihr 125-jähriges Jubiläum. Daher auch der aufwändig gestaltete Empfangsbereich des Hauses.

F.N.