NÜRNBERG. (hpd/gkpn) Die Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg hat jetzt die Frühjahrsausgabe ihrer Zeitschrift „Aufklärung und Kritik“ (A&K) veröffentlicht und der Herausgeber Dennis Schmolk hat für die Information über die Themen dem hpd sein Vorwort zur Verfügung gestellt.
Liebe Leserinnen und Leser,
an einigen Ecken spürt man schon den Frühling, an den meisten aber hält uns der Winter fest im Griff: Ideale Bedingungen, um sich der Lektüre dieser ersten Ausgabe Aufklärung und Kritik in 2013 zu widmen. Von Ontologie bis Metaphysik, von Wissenschaftstheorie bis Ethik bietet diese Ausgabe das gewohnt breite Spektrum philosophischer Themen – und an erster Stelle ein besonderes Highlight:
Unserem Mitherausgeber Dr. Hans-Joachim Niemann ist es gelungen, Karl Poppers bisher unveröffentlichte erste Medawar-Vorlesung Eine Neuinterpretation des Darwinismus aus dem Jahr 1986 auf der Basis eines Tonbandmitschnitts aufzubereiten und für diese Ausgabe von A&K zu übersetzen. Mit Genehmigung der Karl-Popper-Sammlung der Universität Klagenfurt bringen wir diesen Text Poppers sowie die erläuternden Bemerkungen Niemanns unter dem Titel Alle Lebewesen steuern ihre eigene Evolution. Popper hebt die aktive Rolle der individuellen Lebewesen in der Evolution gegenüber einer passiv-materialistischen Auffassung hervor, in der allein Mutation und Selektion die Entwicklung steuern. Niemanns Beitrag beleuchtet die Vorlesung in ihrer Entstehung sowie ihre zeitgeschichtlichen Wirkung und erläutert deren Grundgedanken.
Prof. Dr. Bernulf Kanitscheider verhandelt in seinem Beitrag zur Ontologie der Quantentheorie und naturalistische Weltauffassung nichts anderes als die Größe der Realität: Kann ein traditioneller naturalistischer Ansatz mit den modernen Erkenntnissen der Physik Schritt halten? Und wenn nicht: Welche Anpassungen sind nötig, um diesen Erkenntnissen einen theoretischen Rahmen zu geben?
Dr. Klaus-Peter Karmann hingegen betrachtet unter dem spannenden Titel Willensfreiheit oder Quantenzufalls-Sklaverei?, ob die aktuellen Fortschritte der Physik einen Raum für Willensfreiheit schaffen – und ob Willensfreiheit und eine physikalische Weltanschauung vereinbar sind.
Prof. Dr. Gerhard Streminger setzt seine in Ausgabe 4/2012 begonnene Reihe zu David Hume fort mit einem Artikel zu dessen empirischer Kritik am Rationalismus in der Ethik. Der letzte Teil zur Humeschen Moralphilosophie erscheint in der nächsten Ausgabe.
Religion und Satire ist nicht erst durch die teilweise die Grenzen des guten Geschmacks auslotenden Covermotive der Satirezeitschrift Titanic zum Thema geworden: Prof. Dr. Thomas Rießinger behandelt in seinem Beitrag den evangelischen Theologen Jürgen Moltmann als unfreiwilligen Vorläufer Monty Pythons und wirft die Frage auf, wie viel Realsatire eine theologische Theorie verträgt.
Prof. Dr. Theodor Ebert besichtigt nach dem Beschneidungsurteil den Deutschen Ethikrat, stellt dessen Mitglieder und ihre Hintergründe vor und übt Kritik an dieser Institution – und insbesondere am Einfluss der Religionsgemeinschaften auf deren Entscheidungen.
Die Kritik am Einfluss religiöser Gemeinschaften auf Gesetze und ethische Positionen steht auch im Zentrum von Dr. Matthias Mindachs Beitrag Das Hirntodkonzept – eine interessengeleitete Fehlkonstruktion? Mindach behandelt u.a. die Merkmale des Hirntods und die Kritik an dessen Kriterien.
Adrian Wagner interviewt Prof. Dr. Roland Benedikter ausführlich zur Zukunft der Erziehung. Der Stiftungsprofessor für Zeitanalyse und Interdisziplinäre Politische Soziologie antwortet auf Fragen zu Erziehungszielen und Herausforderungen der modernen Pädagogik.
Um die Zukunftsfähigkeit der Thesen der Frankfurter Schule zur Ästhetik geht es in PD Mag. Dr. Clemens Stepinas Beitrag. Er betrachtet vor allem, was in der Theoriendebatte geschehen muss, um diesen einen anderen als historischen Stellenwert in der Ästhetikgeschichte zu sichern.
Dr. Michael Jeske begibt sich anlässlich von Ludwig Feuerbachs 140. Todestag auf Spurensuche. Er ordnet Feuerbachs Werk philosophiegeschichtlich ein, um seine Philosophie der Menschlichkeit zwischen Ich und Du zu illustrieren.
Last, but not least, liefert Helmut Walther einen reich bebilderten Überblick über das von GKP und der Humanistischen Akademie Bayern ausgerichtete Symposium zum 300. Geburtstag von Jean-Jacques Rousseau.
Im FORUM versammeln wir wieder diverse Diskussionsbeiträge zu verschiedenen Themen; so beschäftigen sich sowohl Prof. Dr. Hans Albert wie auch Dr. Richard Albrecht mit Jürgen Habermas, Prof. Dr. Dr. Norbert Hoerster liefert einen weiteren Beitrag zum Induktionsstreit, Prof. Dr. Hermann Josef Schmidt unterbreitet einen Vorschlag zur Bildung eines stillen Netzwerks in der Absicht, Philosophie, Wissenschaft und Interpretation nicht weiterhin korrumpieren zu lassen und Dr. Manfred Immler plädiert für eine rationale und eigenverantwortliche Ethik.
Dr. Sebastian Lerch und Christian Winter führen einen Dialog über Fußball und Leben, Gopal Kripalani beschäftigt sich mit Epigenetik, Mohammed Khallouk und Prof. Dr. Udo Steinbach unterhalten sich über die Zukunft der Türkei in der EU, Prof. Dr. Hubertus Mynarek untersucht die Beschneidungsdebatte religionshistorisch; in einem zweiten Beitrag betrachtet er die aktuelle öffentliche Reaktion auf den Rücktritt Benedikts XVI. Josef Falkinger analysiert die Neuauflage von Karl Kautskys Klassiker über das Urchristentum.
Im Rezensionsteil dieser Ausgabe erwarten Sie u.a. Besprechungen von Werken zu Fichte und zu Religionswissenschaft, einem Für-Dummies-Buch zur Philosophie der Aufklärung, Bücher über das Urchristentum, über Neurobiologie, Ökonomie, Journalismus, die Stasi, den Wortschatz des Teufels und die Philosophie bei Batman.
Nach diesem Parforce-Ritt durch die knapp 300 Seiten unserer Frühjahrsausgabe bleibt mir nur, Ihnen im Namen der gesamten Redaktion allzeit gute Lektüre zu wünschen!
Mit vielen Grüßen
Dennis Schmolk
Die Zeitschrift kann bestellt werden bei:
Gesellschaft für kritische Philosophie
c/o Helmut Walther
Obere Schmiedgasse 38
90403 Nürnberg
per Mail: helmutwalther@t-online.de