„Atheist Shoes“ in Kreuzberg

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Ladenfront / Alle Fotos (c) Evelin Frerk

BERLIN. (hpd) Der Erfolg einer Weltanschauung wird manchmal auch daran gemessen, welches ökonomische Potential sie hat und ob sie Menschen ‚ernährt‘. Ein britisch-irischer Schuhmacher in Berlin zeigt nun, dass der Atheismus auch in dieser Hinsicht ein großes Potential hat.

Mit dieser Einleitung haben wir den Bericht am 20. März 2012 begonnen, als David Bonney dem hpd ein Interview gab: „David - der atheistische Schuhmacher“. Er hatte damals, vor 15 Monaten, als Existenzgründer, eine Idee und sammelte gerade etwas Startkapital dafür ein. Jetzt hatte uns eine Nachricht aufhorchen lassen: der atheistische Schumacher hat in Kreuzberg ein Ladengeschäft eröffnet. Sollte der Erfolg seiner Idee Recht gegeben haben, dass dieses Potential vorhanden ist?

Die Existenz des Internetshops für die „atheistischen Schuhe“ war uns bekannt und nun auch ein Ladengeschäft in Kreuzberg: "Atheist Shoes". Nicht direkt an der Straße, sondern im Erdgeschoss eines von der Straße entfernt liegenden Gewerbehofes, als Treffpunkt, als Showroom und als Büro. Dort haben wir David getroffen:

Sie seien damals, als sie die „Kick-Start-Kampagne“ gestartet hatten, von der Resonanz überrascht gewesen: Es kam doppelt so viel Geld herein, wie sie es als Startkapital gebraucht hätten. Vor einem Jahr wurde die Internetseite mit dem Shop veröffentlicht und seitdem verkaufen sich die Schuhe auf der ganzen Welt; überwiegend in den USA, aber auch in Asien und in Europa, ganz besonders in Skandinavien, aber eigenartigerweise nicht allzu viele in Großbritannien. Vielleicht gibt es dort bereits so viele Atheisten, dass es nicht Besonderes mehr ist?

Es sei ein großartiger Erfolg. Im März 2013, ihrem bisher besten Monat, haben sie rund 500 Paar Schuhe verkauft. David hat seinen Beruf gewechselt und ist jetzt nur noch als Schuhhändler unterwegs. Mittlerweile arbeiten drei bis vier Leute für das Unternehmen. Es ist aufregend, sie haben viel zu tun und: „Wir lernen schnell“.

Welchen Grund gab es, nicht nur einen Internetshop zu betreiben, sondern ein real vorhandenes Geschäft zu eröffnen?

„Der Laden ist für uns nicht allzu wichtig. Wir wollten vor allem Räume haben, wo alles um uns herum ist, wo wir die Schuhe lagern können, wo ich mein Büro habe und, falls Kunden uns tatsächlich besuchen wollen, können wir uns hier verabreden. Insofern ist es eher ein ‚verborgener’ Laden. Wir wollten keinen Laden haben, in den ständig die Leute von der Straße hereinkommen können, dafür sind wir zu wenige und zu sehr mit dem Internetshop ausgelastet.“
 

Deshalb also die etwas verborgene Lage?

„Ja, auch. Wir wollten auch nicht, dass die Philosophen täglich und direkt von der Straße in den Laden kommen könnten, um mit uns über die Existenz von Gott zu diskutieren… An derartigen Debatten sind wir eigentlich nicht interessiert. Wir sind Atheisten, das reicht, und wir machen gute Schuhe. Wir wollen konkret etwas tun und nicht über etwas debattieren. Zum anderen haben wir hier eine sehr angenehme Umgebung, da es überwiegend Mieter sind, die zu uns passen.“

Produziert ihr nur Schuhe oder auch Tragetaschen und anderes?

„Nein, nur Schuhe. Es war niemals unsere Ansicht mit „Atheismus“ zu handeln, also mit Tüchern, Tassen und so weiter, es gibt genügend Leute, die das bereits tun. Wir lieben Schuhe. Vielleicht werden wir bald Slipper herstellen, aber das ist die gleiche Branche. Wir haben nicht die Absicht eine breite atheistische Produktpalette aufzubauen und unseren Umsatz zu maximieren.“

Die Schuhe gibt es in allen Größen von Schuhgröße 35 bis 48, in besonderen Fällen, vor allem seien es US-Amerikaner, bis Größe 52.

Neben den Sohlen mit „Ich bin Atheist“ gibt es auch Schuhe mit „Darwin Loves“. Es hatte als Wortspiel begonnen, wird aber nun als Ehrung und Anerkennung verstanden für das wegweisende Werk Darwins und alles, was sich aus seinen Beobachtungen und Schlussfolgerungen heraus bis heute entwickelt hat. Und es soll betonen, dass Darwin – was manches Mal noch geleugnet wird, ein Atheist war.

Als kleinen Spaß gibt es auch kleine weiche Babyschuhe, auf die man schreiben könnte: (auf den einen Schuh) „I believe in Mammi!“ und (auf dem anderen) „I believe in Daddy!“.

C.F.