In einem historisch einmaligen Urteil hat ein rabbinisches Gericht in Israel eine Mutter dazu verurteilt, ihren Sohn beschneiden zu lassen oder aber für jeden Tag, den ihr Sohn seine Vorhaut behält, 140 US-Dollar Strafe zu zahlen.
Dieses Urteil ist in gewisser Weise das Spiegelbild des Kölner Urteils vom Mai 2012, das in Deutschland die Beschneidungsdebatte ausgelöst hatte. Es wurde im Rahmen eines Scheidungsprozesses gefällt, weshalb das geistliche Gericht überhaupt zuständig war. Im israelischen Fall will der Vater die Beschneidung, die Mutter (inzwischen unter dem Namen Elinor Daniel bekannt geworden) will ihren Sohn intakt lassen. Die Einzelheiten sind hier nachzulesen, und in diesem Interview erklären Elinor und ein israelischer Experte für Familienrecht den Fall genauer.
Das Verhalten des Gerichts bietet genügend Anlass für Empörung. Nicht nur bei Gegnern der Beschneidung, sondern auch bei weniger orthodoxen und säkularen Juden. Die Mutter ist verständlicherweise verzweifelt und bemüht sich darum, eine Revision zu erwirken. Die nächsthöhere Stelle hat das Urteil allerdings bestätigt, und zwar ausdrücklich mit der Begründung, dass dieses Urteil einen Dammbruch verhindern solle und als klare Positionierung gegen die aktuellen beschneidungskritischen Bewegungen in Europa und den USA zu verstehen sei.