Petition pro Ausgrenzung

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Foto © Thomas Häntsch

STUTTGART. (hpd) Am 08. Januar outet sich der Profi Fußballer Thomas Hitzlperger in Hinblick auf seine Homosexualität und löste damit einen Ansturm auf das Thema in allen Medien aus. Wenn derartige Äußerungen der Auslöser für Artikel auf Titelseiten sind, dann zeigt das doch, dass es mit der Akzeptanz von Homosexualität in Deutschland doch noch nicht so gut bestellt ist.

Das Outing des ehemaligen Bundesliga–Kickers verhalf einer Angelegenheit, die im Südwesten der Republik eher im Untergrund vor sich hin schwelte, an das Licht der Öffentlichkeit. Es geht dabei um den Umgang der Gesellschaft mit Menschen, die anders sind und es auch betrifft auch die Aufklärung im Rahmen der schulischen Bildung.

Die Fraktion B90/die Grünen im Landtag von Baden-Württemberg hat ein Positionspapier mit Forderungen im Bereich Bildung für das Land erarbeitet, dass unter dem Titel "Forderungen für die Umsetzung von zentralen Themen der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN in der Bildungsplanreform 2015" bereits im Mai 2013 veröffentlicht wurde.

In diesem Papier sprechen sich die Grünen für eine allseitige sexuelle Aufklärung aus, die auch die gleichgeschlechtlichen Partnerschaften beinhaltet, und fordern, dies auch an den Schulen zu lehren. Zitat aus dem Papier:

"Sexuelle Orientierung und Akzeptanz sexueller Vielfalt müssen verpflichtend in Form von Lerninhalten / -modulen im Bildungsplan als Querschnittsthema in den unterschiedlichen Fächern und Klassenstufen sowie verpflichtend in der Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte verankert werden.

  • Schulbücher und Lernmaterialien sind in diesem Sinne zu überarbeiten.
  • Eine explizite Vorgabe in den fächerbezogenen Lehrplänen ist nötig, in welchen Fächern und Jahrgängen sexuelle Vielfalt behandelt werden muss (Empfehlung: Prioritätenverschiebung weg vom naturwissenschaftlichen hin zum Ethik-, Sozialkunde- oder Sprachenunterricht).
  • Die Richtlinien zur Sexualerziehung sind in diesem Sinne zu überarbeiten."

Für einen aufgeklärten Menschen, der willens ist, Toleranz zu üben und diese Freizügigkeit auch den nachfolgenden Generationen zu vermitteln, sollte dieses Papier kein Problem darstellen.

In Baden-Württemberg allerdings schlagen die Wellen hoch!

Grund dafür ist eine demokratisch zwar legitime, in Hinblick auf zeitgemäße Weltsicht aber zweifelhafte online Petition gegen die bildungspolitischen Pläne der Landesregierung in Stuttgart. Der Text der Petition schwankt zwischen geheucheltem Verständnis für angeblich "nicht normale Sexualität", gesamtgesellschaftlicher Verantwortung und klarer Ausgrenzung.

Initiiert wurde die Petition von Gabriel Stängle, einem christlich memorierten Realschullehrer aus dem schwäbischen Rohrdorf, der der Prisma-Gemeinschaft e.V. angehört und zudem das Referat Erziehung, Bildung, Schulpolitik im Realschullehrerverband Baden – Württemberg leitet.

Die Mischung der Tätigkeitsfelder des Gabriel Stängle eruiert Zweifel auf eine Schulpolitik ohne den Einfluss von Religion und lokal agierender christlicher Splittergruppen.

Gegen den Realschullehrer ist laut Stuttgarter Nachrichten eine Dienstaufsichtsbeschwerde wegen dieser Petition anhängig.

Letztendlich ist das Handeln des Gabriel Stängle, auch wenn diverse Aussagen und das Vokabular teilweise grenzwertig sind, durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt. Das Pro und Contra ruft so manchen auf den Plan, der seine rückwärtsgewandten Ansichten an die Öffentlichkeit bringt.

Da geht es - wie in diesem Beitrag - auch gegen die in der Sache schweigsamen deutschen katholischen Bischöfe, die, wie man weiß, den homosexuellen Lebensformen eher kritisch gegenüberstehen. Die Kirchenfürsten lassen sich anscheinend von kath.net vertreten und auch idea, das Sprachrohr der Evangelikalen, fordert zum Unterzeichnen der Petition auf.

Im Moment scheint die Petition ins Leere zu laufen, denn sowohl der Baden-Württembergische Landtag als auch die GEW haben sich von der Petition distanziert, wie der SWR berichtet.

Bleibt zu hoffen, dass die Landesregierung unter der Führung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der bekennender Katholik ist, standhaft bleibt und sich nicht von Leuten, deren Anschichten aus überwundenen Zeiten stammen, zum Einknicken drängen lässt.