UN-Missbrauchbericht erstmals auf Deutsch

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UNO-City in Wien, Foto: "BambooBeast" (CC-BY-SA-3.0)

WIEN. (hpd) Erstmals ist der UN-Bericht zum kirchlichen Missbrauch auch auf Deutsch verfügbar. Die österreichische “Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt” bietet das Dokument des Kinderrechtskomitees der UNO exklusiv zum Download an. Die Übersetzung wurde von der UNO freigegeben.

 

Der UN-Bericht vom Januar diesen Jahres ist nun erstmals auf deutsch verfügbar. Er wurde in dieser Übersetzung von den Vereinten Nationen freigegeben.

Der Bericht kritisiert mit großer Schärfe den Umgang des Heiligen Stuhls mit Kinderrechten, insbesondere mit sexuellem Missbrauch durch Priester. Die UNO mahnt Papst Franziskus, eine Kommission zur Prüfung der Vorwürfe sexueller Gewalt zu schaffen. Anlass des Berichts war die Frage, ob der Heilige Stuhl die von ihm ratifizierte UN-Kinderrechtskonvention auch einhalte. Unterzeichnerstaaten verpflichten sich dazu, alle nötigen Maßnahmen zum Schutz von Kindern zu ergreifen und die Belange der Kinder über alles andere zu stellen.

Der UN-Ausschuss forderte deshalb im Januar eine unabhängige Untersuchung aller Fälle von Missbrauch durch Priester. Der Heilige Stuhl müsse klare Regeln für die verpflichtende Meldung von Vorfällen an die Polizei einführen. Dieser Bericht, der in einigen Punkten vom Heiligen Stuhl als “nicht aktuell” und als “Einmischung in wichtige Kirchenlehren”(!) abgelehnt wurde, ist nun auf Initiative der Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt auch auf deutsch verfügbar.

Das 18 Seiten lange Dokument kritisiert den Umgang des Heiligen Stuhls mit Kinderrechten in zahlreichen Punkten:

  • Unehelich geborene Kinder sollen nicht mehr als "illegitim“ diskriminiert werden.
  • Der Heilige Stuhl soll seine Autorität verstärkt dafür einsetzen, um Gewalt gegen Kinder zu verhindern, insbesondere aufgrund ihrer sexuellen Orientierung.
  • Gleichberechtigung beider Geschlechter muss voran getrieben werden, alle in katholischen Schulbüchern verwendeten geschlechtsbezogenen Stereotypen entfernt werden.
  • Kinder, die von katholischen Priestern gezeugt wurden, sollen erfasst und die Identität dieser Priester festgestellt werden. Der Vatikan soll alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um das Recht der Kinder, ihren Vater zu kennen und von diesem angemessen versorgt zu werden, zu gewährleisten.
  • Opfer von Folter oder körperlicher Gewalt durch Kirchenmitglieder sollen angemessen entschädigt werden.
  • Der Heilige Stuhl soll effiziente Präventionsmaßnahmen gegen sexuellen Missbrauch durch Kirchenmitglieder einführen: Kinderschänder von ihren Posten entfernen, Zugriff auf Archive zwecks Strafverfolgung gewährleisten, Meldepflichten bei Beobachtung von Straftaten einführen, Präventivprogramme entwickeln.
  • Der Heilige Stuhl soll seine Einstellung zur Verhütung überdenken, insbesondere aufgrund der Gefahren von HIV und ungewollten Schwangerschaften

“Die Vorwürfe der UN-Kommission an den Vatikan sind vernichtend”, sagt Sepp Rothwangl von der Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt. “Es empört uns, dass der Schutz der Kinderrechte vom Vatikan bis heute dermaßen vernachlässigt wird. Es sollte selbstverständlich sein, dass Kinderschänder an die Polizei übergeben werden. Die Kirche verheimlicht ihre Missbrauchsarchive und stellt sich über das Recht – mit Duldung der internationalen Staatengemeinschaft. Mit unserer Übersetzung wollen wird die Tragweite dieses UN-Berichtes der deutschsprachigen Öffentlichkeit zugänglich machen.”

Der Bericht ist hier komplett verfügbar (PDF).

F.N.