Humanistentag 2014

Missbrauchte Domspatzen stören Feierstimmung

"Gegen das Vergessen, Verschweigen, Verleugnen und Vertuschen." Bei der Eröffnung des Katholikentages gingen missbrauchte Domspatzen mit dieser Forderung auf die Straße.

"Was sollen wir jetzt mit denen machen?" "So lange sie friedlich sind, dürfen die das." Auch wenn es etwas kühl ist, als der 99. Katholikentag auf dem Regensburger Domplatz eröffnet wird, laufen die Funkgeräte der Polizei am Mittwochabend für einen kurzen Moment fast heiß. Dabei ist die Stimmung trotz des nasskalten Wetters gut. Joachim Gauck ist da und Horst Seehofer. Die "Sechs lustigen Fünf" und ein Domspatzen-Chor haben eben "Wer glaubt, ist nie allein" gesungen.

Aber gerade als Bischof Rudolf Voderholzer die Anwesenden begrüßt und stolz die Frage stellt, "welcher andere Event" es denn vermöge, "Jugendliche und Greise, Unternehmer und ­Angestellte, Linke und Rechte, Konservative und Fortschrittsenthusiasten, Behinderte und Nichtbehinderte, Nerds und Ballprinzessinnen, Klassikfans und Rapper, Philippinos und Norweger, Juden und Muslime zu einer großen Feier unter einen Hut zu bringen", bahnen sich vier Domspatzen, die man gerne vergessen würde, ihren Weg durch die Massen. Begleitet werden sie von einem Kamerateam und ihre Botschaft ist kaum misszuverstehen.

"Verprügelt und missbraucht", steht auf der Schärpe von Udo Kaiser. "Der missbrauchte Domspatz" hat sich Georg Auer auf die Sandwich-Tafeln geschrieben, die er sich umgehängt hat. Fotos aus seiner Zeit an der Domspatzen-Vorschule in Etterzhausen hat er dazu geklebt. Als Beweis sozusagen. In der Vergangenheit war von Stellen im Bistum Regensburg bestritten worden, dass Auer überhaupt an der Schule gewesen sei. Er gehört ebenso wie Kaiser zu den Empfängern eines Serienbriefs, mit dem das Bistum sie und andere Missbrauchsopfer wissen ließ, dass man ihre (eidesstattlich versicherten) Schilderungen von Prügel und Vergewaltigung "nicht nachvollziehen" könne. "Eine Leistung in Anerkennung von erlittenem Leid erscheint vor diesem Hintergrund nicht gerechtfertigt", heißt es in den wortgleichen Briefen, die Generalvikar Michael Fuchs seinerzeit, 2012, unterzeichnet hatte.