AMÖNEBURG. (hu/hpd) Mit der Mehrheit der Christlich-Demokratischen Union (CDU), der Amöneburger Wählergemeinschaft (AWG) und der Freien Wählergemeinschaft (FWG) hat die Stadtverordnetenversammlung von Amöneburg sich geweigert, die Umbenennung der Dr.-Josef-Gutmann-Straße überhaupt zu prüfen. Gegen den einstigen Priester und Schuldirektor erheben zahlreiche Betroffene den Vorwurf massiver körperlicher Übergriffe.
Als Ortspfarrer und Direktor der katholischen Stiftsschule St. Johann soll Gutmann beim sonntäglichen Gottesdienst Schüler an den Haaren aus Kirchenbänken herausgezogen haben. Die gesamte Gemeinde habe dabei tatenlos zugesehen.
Nach diesem Mann hatte die Gemeinde eine Straße benannt. Ihm wurden große Verdienste um Amöneburg zugeschrieben.
Diese Verdienste wiegen nach Ansicht der Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung höher als die Misshandlung Schutzbefohlener. Damals sei das Prügeln von Kindern nicht als verwerflich betrachtet worden.
Mit ihrer Weigerung, die Umbenennung der Dr.-Josef-Gutmann-Straße überhaupt zu prüfen und der dazu gegebenen Begründung heißt die Stadtverordnetenversammlung von Amöneburg das Vorgehen des einstigen Schulleiters nachträglich gut. Offenbar stören sich einige Stadtverordnete auch heute nicht an der Brutalität Gutmanns gegen Kinder.
Ohnehin gilt Amöneburg als Ort, wo faschistoide Aktivitäten verharmlost oder zumindest ohne Widerstand hingenommen werden. Die Amöneburger Burschenschaft "Berger 88" hatte durch Angriffe auf den Physiker Dr. Ulrich Brosa bundesweit von sich reden gemacht.
Ein Forum der Oberhessischen Presse (OP) musste die Marburger Tageszeitung wegen zahlreicher Verstöße gegen die Foren-Regeln schon nach kurzer Zeit wieder schließen. Ähnliche Erfahrungen hat bei der Auseinandersetzung um Brosa auch der HU-Ortsverband Marburg gemacht.
Die jungen Männer der verrufenen Burschenschaft sind für viele Amöneburger völlig harmlos. Der prügelnde Priester hat nach Ansicht der örtlichen Parlamentsmehrheit auch höhere Verdienste als dunkle Flecken auf der Sultane.
In der malerischen Stadt auf dem erloschenen Vulkankegel ist die Welt halt noch in "Ordnung". Im Gegensatz zu den Stadtverordneten hatte die Katholische Kirche die Opfer wenigstens zu einem längeren Gespräch eingeladen. Vertreter des Klerus haben sich bei ihnen entschuldigt und die Misshandlungen bedauert.
Gutmanns Namen sollen sie nach Angaben von Opfern in der mehrstündigen Unterredung aber nicht ein einziges Mal genannt haben. Der brutale Prügel-Priester scheint in Amöneburg geradezu sakrosankt zu sein.
FJH