Zahnpasta, Haftpflichtversicherung und Religion

KÖLN. (hpd) Was haben Zahnpasta, Haftpflichtversicherung und Religion gemeinsam? Das fragten sich einige Leser der Januar Ausgabe von ÖKO-TEST.

 

Neben dem Haupttest Zahnpasta („Discounterprodukte günstig und ‚sehr' gut' "), wurden u.a. Haftpflichtversicherungen („Gewaltige Preisunterschiede"), Brühwürstchen („Viele sind nicht knackig genug") und Papiertaschentücher (Tempo konnte nicht überzeugen") getestet. In der Rubrik „Kinder und Familie" gab es dann nach einem Test von „Kakaohaltigen Getränkepulvern" und einem Test „Wickelauflagen" einen Artikel „Kinder und Religion: Mein Gott!".

Auch eine Durchsicht der Seiten, ob über dem Artikel irgendwo das presserechtlich vorgeschriebene „Anzeige" steht, ist nicht zu finden. Auch eine Anfrage bei der Marketingabteilung des Magazins blieb ohne Antwort.

 

Platte Religionspropaganda

Einleitend unter „Glauben macht Stark" stellt sich der Beitrag die Frage, warum man Kinder religiös erziehen solle und es werden die Antworten gegeben, dass Religion ein „Mehr-Als" das Materielle sei, mehr als „das Recht des Stärkeren" und Kinder würden „im Glauben an Gott eine Stütze und Hilfe in ihrem Leben finden (...) idealerweise in einer Kirchengemeinde."

Diesem Wunschdenken folgt dann ein dreister Bezug auf (allerdings ungenannte) „Soziobiologen und Psychologen", die herausgefunden hätten: „Tatsächlich sind religiös erzogene Kinder psychisch stabiler" und „gläubige Kinder weniger anfällig für stressbedingte Krankheiten und sie laufen seltener Gefahr, von Drogen wie Alkohol, Zigaretten, Tabletten oder Rauschgiften abhängig zu werden." Das ist mehr als simplifizierend.

Dumm oder dreist?

In dem Teil, der sich dann die Frage stellt „Warum Feste wichtig sind" - passend mit einem Kind mit Christbaumkugel - wird auf Riten verwiesen und das Besondere erklärt: „Feiern können die Christen in ihren zahlreichen Festen im Jahreskreis: Weihnachten fällt auf die Wintersonnenwende. Wenn die Nacht am längsten ist, kommt das Licht Christi. Das Osterfest richtet sich noch heute nach dem ersten Neumond nach Frühlingsanfang, alles wird wieder grün, Jesus ist auferstanden."

Wenn sich der Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung und das Januar-Heft von ZEIT-WISSEN mit ihrer Propagierung des Religiösen zumindest noch einem gewissen Anspruch stellten, wird hier nur die primitivste Religionspropaganda auf einfachstem Niveau verbreitet.

C.F.