Erklärung zum Vorwurf des Antisemitismus

MÜHLHEIM/Main. (hpd) Erklärung und Dokumentation zum Vorwurf der Verwendung antisemitischer Klischees.

 

Im Antragstext des Bundesministeriums

an die Bundesprüfstelle wird den Machern des Bilderbuches „Wo bitte geht´s zu Gott? fragte das kleine Ferkel" vorgeworfen, „Rassenhass an(zu)reizen", da das Buch „sich dazu eigne, eine gesteigerte, über eine bloße Ablehnung bzw Verachtung hinausgehende feindselige Haltung gegen eine durch ihre Nationalität, Religion oder ihr Volkstum bestimmte Gruppe zu erzeugen". Beweis dafür sei u.a. die Darstellung („in negativer Weise") eines Rabbis „als wütender Mann mit entgleisten Gesichtszügen und den stereotypen Merkmalen eines streng orthodoxen Juden". Dieser werde „durch die bildliche Darstellung ... verächtlich gemacht", die jüdische Religion gar „als besonders Angst einflößend grausam dargestellt" und damit „scheinen die Verfasser ... zu suggerieren, dass die jüdische Glaubensgemeinschaft andere Religionen vernichten will". Damit sei das Buch geeignet, „Kinder und Jugendliche sozial zu desorientieren".

Noch weiter gehende Vorwürfe erhebt als Reaktion auf diesen Antrag ein Rezensent in der Süddeutschen Zeitung vom 31.01.08 mit der Behauptung, "der Rabbi erinnert an Karikaturen aus den dreißiger Jahren: Schläfchenlocken, ein fanatisches Leuchten in den Augen, ein blitzendes Raubtiergebiss und Hände wie Pranken".

Dieser vorurteilsgeprägten Projektion sowie der vorangestellten auslösenden Ministeriumsvorlage muss hier ganz entschieden widersprochen werden. Beide Ansätze entbehren jeder nachvollziehbaren Grundlage und verfälschen das Buch in unzumutbarer Weise. Sie diskreditieren die Macher des Buches mit einer unverantwortlichen Rufschädigung.

Die Haltlosigkeit der genannten Vorwürfe wird im Folgenden untersucht und belegt.

Angelpunkt der kritischen Argumentation ist die angebliche judenfeindliche Darstellung des Rabbis und die sich daraus scheinbar automatisch ergebenden Konsequenzen. Dabei wird im Antragstext mit dem Wort „stereotyp" indirekt, und in der Rezension mit dem Verweis auf die „dreißiger Jahre" ganz unverhohlen auf die antisemitischen Klischees des Naziregimes verwiesen. Dieser Verdacht einer gestalterischen Nähe ist unhaltbar. Dazu muss man sich Einiges klar machen:

Wie sah das nazigeprägte Hassbild der Juden in der bildlichen Darstellung aus?

Untersuchungen von Karikaturen aus der Hetzzeitung „Der Stürmer" und vergleichende Betrachtungen von judenfeindlichen Kinderbüchern dieser Zeit wie „Der Giftpilz" oder „Traue keinem Fuchs auf grüner Heid´ und keinem Jud´ bei seinem Eid" zeigen ein klares und immer wiederkehrendes Schema. Dieses wird übrigens auch heute auf breiter Front weitestgehend identisch kopiert durch zahlreiche arabische antizionistische Medien. Juden haben danach die folgenden stereotypen Merkmale, die sie insgesamt als minderwertig und verschlagen charakterisieren sollen:

  • lange, nach unten gebogene Hakennase
  • dick und unförmig, oftmals bucklig
  • kleiner Kopf, abfallende Stirn
  • angedeuteter Zwergwuchs
  • hervorstehende Augen
  • ungepflegte äußere Erscheinung (unrasiert, blutverschmiert)
  • Bewaffnung (Messer, spitzer Davidstern, Würgestrick, Schusswaffe, Peitsche )
  • hässlicher, abstoßender Gesichtsausdruck

Wenn sie nicht als (Unter)menschen dargestellt wurden, kam oftmals als Steigerung die Verunglimpfung als Tiergestalt zur Anwendung. Die beliebtesten (Un)tiere waren:

  • Rabe, Wolf, Spinne, Wurm oder Krake

Hinzu kommt, dass sie immer in Verbindung mit einer kriminellen Aktion, also grundsätzlich als Täter beschrieben und gezeichnet wurden, bevorzugt als:

  • Mörder, Diebe, Aushöhler, Blutsauger, Auffresser, Vergifter, Ausbeuter etc.

Die Verbindung von angeblichen charakterlichen oder rassischen Unzulänglichkeiten mit unterstellten kriminellen Untaten sollte ganz offenbar dazu dienen, Juden sowohl als Volks- und Religionsgruppe wie auch als einzelne Individuen pauschal negativ zu stigmatisieren und als emotional unzumutbar zu inszenieren.

Immer wiederkehrende äußerliche Stereotypen

Die Kombination von immer wiederkehrenden äußerlichen Stereotypen und damit offenbar einhergehenden Verbrechen diente dazu, das Klischee vom „Tätervolk" in den Köpfen zu installieren. Dies wurde unterstützt durch das völlige Fehlen von Abbildungen ganz alltäglicher, dem Betrachter möglicher Weise menschlich vertraut erscheinender Charaktere, dem Fehlen von Frauen und Kindern im üblichen Zerrbild, sowie dem Fehlen von sozial positiv gewerteten Ausdrucksqualitäten wie Lächeln, Scherzen, Spielen, Musizieren oder sonstigen empathischen Verhaltensweisen.
Die einzigen in ewigen Wiederholungen dargestellten erkennbaren Gefühle sind Hass und Verschlagenheit.

Dies ist zusammen gefasst das Zerrbild des Juden aus dem Blickwinkel judenfeindlicher Propaganda im Nazistaat und in Teilen der heutigen arabischen Presse. Gegen dieses Zerrbild argumentiert der Antrag an die Bundesprüfstelle.

Wir unterstützen ausdrücklich die Bemühungen der Behörde bei der Bekämpfung solcher Menschen verachtender Klischees in jeder Form, so sie denn berechtigt ist.

Vergleichend dazu die bildliche Gestaltung in der Bilderbuchgeschichte

Bei der Gestaltung des im Antrag beschuldigten Bilderbuchs war den Machern zu jeder Zeit die Gefahr einer möglichen Assoziation dieser Klischees bewusst. Eben darum wurde peinlich genau darauf geachtet, diese Klischees ausdrücklich NICHT zu bedienen. Aus diesem Grund ist unübersehbar, dass KEINES der oben beschriebenen Merkmale antisemitischer Bildgestaltung auf die Darstellung des Rabbis in dem Bilderbuch zutrifft. Im Einzelnen erkennt man deutlich, der Rabbi

  • hat keine Haken-, sondern eine knuddelige Allerwelts-Kartoffelnase
  • ist weder dick, unförmig noch bucklig, sondern normalgewichtig
  • hat weder einen kleinen Kopf noch eine abfallende, sondern eher eine hohe Denkerstirn
  • ist nicht kleinwüchsig, sondern durchschnittlich groß
  • hat keine besonders hervorstehenden Augen
  • ist weder unrasiert noch blutverschmiert, sondern trägt einen gepflegten Bart
  • ist völlig unbewaffnet
  • ist nicht hässlich, sondern zunächst offen aber streng wie ein strenger Lehrer (der er ja als Gelehrter auch ist), dann sehr ernsthaft (beim Erzählen einer sehr ernsten Geschichte), dann sehr schlecht gelaunt (wegen der aus seiner Sicht ungeziemlichen Fragen der Tiere) und am Ende verdutzt und etwas ver-schämt (auf Grund seiner plötzlichen, sehr menschlichen Nacktheit). Seinen Gesichtsausdruck auf den ersten beiden Bildern seines Auftrittes könnte man am Treffendsten mit freundlich-ernst beschreiben, was durch die Kombination von lächelndem Mund und strengem Blick illustriert wird.
  • wird auf keinem Bild als Tier dargestellt oder mit einem Tier verglichen
  • ist nur als Erklärer von Regeln und Erzähler von Geschichten, sowie als menschlich reagierender Mensch zu sehen, nicht (mit einer ganz bewussten Ausnahme s.u.) als Handelnder oder gar als kriminell Handelnder. Vor allem auf dem Bild zur wahren Geschichte der Sintflut ist er klar als Erzähler erkennbar und nicht als Täter. Weder er selbst, noch der eigentliche Verursacher der grausamen Geschehnisse werden im Buch verurteilt oder „verächtlich" gemacht. Die Schlussfolgerung aus den geschilderten Ereignissen, die immerhin dem alten Testament entstammen, und nicht etwa von den Buchmachern in böswilliger Absicht erfunden worden sind, werden in der emotional sehr verständlichen Reaktion der Tiere angedeutet und im Weiteren dem Betrachter selbst überlassen. Die bildliche Umsetzung dieses globalen Massenmordes erfolgte bewusst mit sehr dezenten, nur andeutenden und möglichst wenig schockierenden, kindgerechten Mitteln (z.B. keine sichtbaren Toten bis auf den kleinen Schmetterling). Das Verwerfliche daran ist also nicht die Darstellung der Geschichte oder ihres Erzählers, sondern der grausame Kern der Geschichte selber (und nicht etwa, wie unterstellt, der gesamten jüdischen Religion).

Die einzige Ausnahme von der Regel, die Religionsvertreter stets nur als rein sprachlich agierende Zentralfiguren der jeweiligen Szenerie auftreten zu lassen, bildet das Bild ihrer handgreiflichen Auseinandersetzung untereinander.

Sehr turbulente, unblutige Klopperei

Es zeigt eine absolut kindgerechte Umsetzung des in Wahrheit ja wesentlich düsteren und blutigeren Themas des ewigen Kampfes der Religionen um Macht und Deutungshoheit in Form einer sehr turbulenten, unblutigen und nicht einmal gefährlich anmutenden Klopperei. Hier wurde, wie an den vorherigen Stellen auch, ebenfalls mit Bedacht peinlich genau darauf geachtet, allen drei Männern vergleichbare Rollen zuzuteilen. Auf diesem Bild haut der Bischof dem Mufti eine Bibel auf den Turban, dieser verdreht seinerseits dem Rabbi den Fuß während jener mit Hilfe der Gebetsrolle versucht, dem Bischof den Mund zuzuhalten. Jeder ist also erkennbar Täter und Opfer zugleich, und keiner von Ihnen wird einem Anderen ernsthaft gefährlich. Aus dieser eher abstrusen und komischen Gemengelage eine Mordabsicht des Rabbis, der angeblich versucht, den Bischof mit einem dünnen Papier zu ersticken (während dessen Nase noch frei ist!) herauszulesen, grenzt schon an eine schwerwiegende Wahrnehmungsstörung. Der daran anknüpfende Vorwurf, in dieser Abbildung scheinen(!) die Autoren zu suggerieren, die jüdische Religion wolle offenbar alle anderen Religionen „vernichten" (ein denkbar unpassendes und respektloses Wort gegenüber einem beinahe vernichteten Volk), ist durch nichts auch nur im Ansatz belegbar und zeugt von einer geradezu unfassbaren Projektion eigener Vorstellungen der Kritiker. Im Übrigen, das sei nur nebenbei bemerkt, ist der einzige textliche Bezug auf die sichtbaren Handgreiflichkeiten die Aktion des Bischofs gegenüber dem Mufti. Der Rabbi bleibt in diesem Zusammenhang als nur allgemein Beteiligter sogar betont im Hintergrund.

Und nur der Vollständigkeit halber noch zu dem Pamphlet aus der SZ:

  • er hat kein fanatisches Leuchten in den Augen (nicht einmal den bei glänzenden Augen theoretisch sichtbaren Lichtreflex)
  • er hat kein blitzendes Raubtiergebiss (weder blitzt es, noch ist daran irgend etwas Tierisches, wie z.B. spitze Reiß- oder Vampirzähne), sondern sehr menschlich schiefe Zähne (übrigens nach dem Muster der Zähne des Zeichners!)
  • er hat keine Hände wie Pranken, sondern völlig normale, sehr differenzierte und ausdrucksstarke Menschenhände

Natürlich ist der Rabbi, wie alle übrigen Figuren der Geschichte auch, sehr ausdrucksvoll dargestellt, um für jede Rolle dieses kleinen Kammerstücks kein Abziehbild, sondern eine menschlich und charakterlich nachvollziebare Figur zu präsentieren. Dazu gehören, wie im Theater auch, deutliche Gesichtsausdrücke ebenso wie starke Gesten der Hände und eine prägnante Körpersprache. Dies aber trifft, wie gesagt, ausnahmslos auf alle dort vorkommenden Figuren zu, auf die kleinen tierischen Helden wie genau so auf ihre menschlichen Widerparts. Der Rabbi ist weder gestalterisch, noch textlich in irgendeiner Weise gegenüber den anderen Religionsvertretern hervorgehoben, weder negativ noch positiv. Dies war die ausdrückliche Grundprämisse der textlichen und zeichnerischen Gestaltung des Buches. Er steht lediglich deswegen in der auftretenden Reihenfolge der Religionsvertreter am Anfang, weil die jüdische nun einmal historisch die Älteste der drei abrahamitischen Religionen ist.

Dass dem Buch dennoch direkt und indirekt eine Assoziationsnähe oder Verwendung der oben im Einzelnen aufgelisteten Klischees vorgehalten, und daraus folgend von einer Jugendgefährdung ausgegangen wird, offenbart sehr deutlich eine drastische Fehleinschätzung bzw. Fehlinterpretation des Buches.

Fehleinschätzung bzw. Fehlinterpretation des Buches

Die Projektion antijüdischer Klischees in dieses dezidiert alle Religionsvertreter mit Bedacht genau gleich behandelnde Buch sagt vor Allem etwas aus über die klischeegeprägte Betrachtungsweise der Kritiker, dagegen nichts über die Intention der Buchgestalter oder eine etwaige Wirkung auf unbedarfte Beobachter.

Wir warnen im Gegenteil dringend davor, leichtfertig mit dem Verweis auf antisemitische Klischees Vorwürfe in den Raum zu stellen, die viel eher genau das provozieren könnten, was sie eigentlich gerade zu verhindern beabsichtigen.

Rassistische, judenfeindliche und Menschen verachtende Stereotypen sind in den Köpfen heutiger Kinder im Bilderbuchalter mit allergrößter Wahrscheinlichkeit überhaupt nicht vorhanden. Sie kennen diese schlicht und einfach nicht. Daher werden Kinder von sich aus auch bei kritischster Betrachtung des vorliegenden Buches keine solchen Klischees assoziieren können, da diese in ihrem Denken gar nicht vorkommen. Ein wütender Rabbi wird, genau wie der wütende Bischof oder der wütende Mufti allenfalls Assoziationen zu einem ihnen vielleicht persönlich bekannten, ebenfalls in schlecht gelaunter Stimmung erlebten Nachbarn, Opa, Lehrer oder Busfahrer wecken. Das wiederum erzeugt eher Verständnis und Wiedererkennbarkeit, keinesfalls aber eine „über eine bloße Ablehnung bzw Verachtung hinausgehende feindselige Haltung".

Die negativen Assoziationen zu judenfeindlichen Auswüchsen der Nazizeit oder gegenwärtiger dezidiert israelfeindlicher Medien können nur denjenigen betreffen, der solche Vorlagen überhaupt kennt und mit Recht verachtet. Aus dieser Betroffenheit aber darf keine Falschprojektion auf andere Medien erfolgen, denn dadurch ermöglicht man eben diesen unseligen Klischees eine Aufmerksamkeit an Stellen, wo sie absolut nichts zu suchen hat und dient eher ihrer unfreiwilligen Erinnerung und geistigen Verbreitung, als ihrer endgültigen Verbannung aus den Köpfen.

Mit einem solchen gut gemeinten Beschützerreflex gegenüber Kindern bewirkt man leicht das Gegenteil von dem, was man erreichen wollte. Das folgende altbekannte Lehrbeispiel aus der Pädagogik mag dieses Phänomen illustrieren:

Lehrbeispiel aus der Pädagogik

Wenn Sie am Straßenrand einem kleinen Kind sagen, es solle nicht über die Straße gehen, so wird es nicht selten genau dies aber tun. Warum? Weil der ausführlichere Teil der Botschaft „über die Straße gehen" stärker wirkt als das eine Wörtchen „nicht". Richtig wäre hier die Anweisung, stehen zu bleiben, also überhaupt nicht den negativ definierten Anteil der Botschaft ins Geschehen einzubringen. Ähnlich verhält es sich im Falle der Klischeebildung. Wenn Sie einem Kind oder auch einem Erwachsenen (denn dieses Phänomen beschränkt sich keineswegs auf Kinder) sagen, dieses Buch sei schlecht, weil es Juden als „unsympathisch, negativ, verächtlich und zur Vernichtung Anderer entschlossen" charakterisiere, dann bleibt eben genau dieses Vorurteil gegenüber Juden in den Köpfen hängen, nicht aber Ihre Wunschbotschaft, dass eben solche Klischees zu verurteilen sind.

Unsere unübersehbare Botschaft ist dagegen bei aller Kritik absolut kindergerecht, menschlich nachvollziehbar und keinesfalls verächtlich machend, dramaturgisch und pädagogisch wohldurchdacht und ausdrucksvoll miterlebbar gestaltet. Sie vermeidet bewusst ungerechtfertigte Klischees, Verurteilungen oder Gehässigkeiten.

Tatsächlich sichtbare Klischees

Die einzigen tatsächlich sichtbaren Klischees ergeben sich aus den jeweiligen Kleiderordnungen der dargestellten Religionsvertreter. Diese sind genau so gezeichnet, wie es ihren eigenen Regeln und Gewohnheiten entspricht. Weder die Kopfbedeckung, der schwarze Anzug oder die Schläfenlocken des orthodoxen Rabbis, noch die Kopfbedeckung und das Ornat des Bischofs oder des Muftis sind für das Bilderbuch erfunden, in unzulässiger Weise übertrieben oder verfälscht worden. Für eine eindeutige Rollenzuweisung ist ihre Darstellung notwendig und absolut vertretbar. Durch die gleichzeitige absolute Gleichbehandlung der Drei Herren wird ihre spezifische Zuordnung aber im selben Zug auch wieder relativiert bzw aufgehoben, und alle Drei erscheinen eher als drei Ausprägungen ein und desselben Phänomens. Damit ist klar gezeigt, dass es hierbei keines Falls um eine negative Heraushebung eines der drei Religionsvertreter geht. Andere Interpretationen entbehren daher absolut jedweder Grundlage.

Fazit:

Bei der Darstellung des Rabbis wurde in dem angeprangerten Bilderbuch seitens der Macher mit großer Sorgfalt und Bedacht darauf geachtet, keine stereotypen negativen Klischeebilder zu verwenden, die diesen Mann persönlich oder als Repräsentant einer bestimmten Gruppe in irgendeiner Weise verächtlich machen könnten. Seine Person ist durch eine menschlich nachvollziehbare Charakterisierung, zu seiner Rolle passenden, wertfreien Äußerlichkeiten und schlüssige emotionale Reaktionsmuster in seiner Körpersprache definiert. Eine besondere Hervorhebung seiner Person gegenüber den drei anderen Herren findet nicht statt.

Von diesen Grundbedingungen ausgehend kann von einer sozial desorientierenden Gefährdung von Kindern und Jugendlichen bei Betrachtung des Buches keine Rede sein. Im Gegenteil - die Darstellungen sind ganz bewusst von einer Nähe und Offenheit geprägt, die viel Raum lässt für die Herausbildung eines eigenen Urteils bzw. eines eigenen, selbst bestimmten Reaktionsverhaltens auf die gezeigten Gegenüberstellungen, die Fragen, Antworten, bildlichen Eindrücke und empathischen mimischen Ausdrücke der auftretenden Personen. Gegenüber den dramatischen Beschuldigungen und Unterstellungen des Antrags auf Indizierung verdient dieses sehr verantwortungsbewusst gestaltete Buch viel mehr eine hohe Anerkennung und einen Freispruch erster Klasse.

Zur Dokumentation der oben aufgeführten Klischeebilder liegen mehrere deutliche Bildbeispiele aus den erwähnten Medien zur Einsicht vor. Diese werden jedoch von uns aus Gründen der Vermeidung weiterer Verbreitung antijüdischer Hetzpropaganda ganz bewusst nicht zur Ansicht ins Netz gestellt.

Helge Nyncke
(Illustrator des „Ferkelbuchs")