Berlin: Mehrheit für verbindlichen Ethikunterricht

BERLIN. (hpd) In einer Umfrage zur Meinung zum Ethikunterricht hat eine absolute Mehrheit der Berliner sich für die Beibehaltung

des gemeinsamen Ethikunterrichtes für alle Schüler ausgesprochen. Nur jeder achte Befragte spricht sich für eine Wahlfreiheit zwischen Ethik und Religionsunterricht aus.

 

Pro Ethik, die Initiative zur Unterstützung des gemeinsamen Ethikunterrichts in Berlin – als Zusammenschluss von Verbänden und Einzelpersonen: GEW, Fachverband Ethik, Humanistische Union, Humanistischer Verband, Christen pro Ethik, Abgeordnete aus SPD, Linkspartei und Bündnis 90/Die Grünen – wollte sich vergewissern, wie die Berliner Bevölkerung darüber denkt, dass der Ethikunterricht ein gemeinsames Fach für alle Schüler bleiben soll. Entsprechend wurde das Meinungsforschungsinstitut forsa beauftragt, eine repräsentative Studie zu erstellen. In den ersten drei Maiwochen wurden 1.005 Berliner telefonisch befragt. Die Ergebnisse haben auch die Initiative überrascht.

Eine absolute Mehrheit (von 84 %) der Befragten spricht sich dafür aus, dass es weiterhin einen gemeinsamen Ethikunterricht für alle Schüler geben soll und nur 12 %, also etwa jeder achte Befragte, sind der Meinung, dass eine Wahlpflicht zwischen Ethik und Religionsunterricht eingeführt werden solle und „Schüler, die einen christlichen oder islamischen Religionsunterricht besuchen, künftig nicht mehr am Ethikunterricht teilnehmen."

Absage an das Wahlpflichtfach Ethik/Religionsunterricht

Die Zustimmungswerte liegen, bis auf eine Ausnahme, alle bei 80 % und mehr für die Beibehaltung der jetzigen Regelung des gemeinsamen Unterrichts. Egal ob im Ost-Teil der Stadt (85 %) oder im West-Teil Berlins (84 %), ob es Männer (80 %) oder Frauen (89 %) sind, in allen Altersgruppen und Bildungsabschlüssen, mit oder ohne Kinder im Haushalt, egal welcher Parteipräferenz.

Die einzige Ausnahme findet sich bei den katholischen Kirchenmitgliedern (78 % für Beibehaltung), während die Evangelischen (80 %) und die Konfessionsfreien (87 %) den Haupttrend markieren.

Diese Verteilungen sind insofern beachtlich, da in Berlin 60 % der Bevölkerung konfessionsfrei sind und insgesamt rund 40 % als religiös zu bezeichnen wären (22 % evangelisch, 10 % katholisch und 8 % andere). Das heißt, rund zwei Drittel der Kirchenmitglieder folgen nicht der Auffassung ihrer Kirchenleitungen, sondern haben sich eine eigene Meinung gebildet. Das gleiche gilt zumindest für die CDU-Wähler, die ebenfalls Zustimmung (80 %) zur bestehenden Regelung bekunden.

Gegensatz zu anderen Umfragen?

Diese Ergebnisse stehen in direktem Gegensatz zu einem Umfragergebnis, dass der Verein „Pro Reli e.V." bekannt gab: „Laut aktueller Forsa-Studie (Berlin-Barometer Januar 2008) sprechen sich über 55 % der Berlinerinnen und Berliner für die Wahlfreiheit zwischen Ethik und Religion entsprechend unserem Gesetzesvorschlag aus. Nur 40 % der Berlinerinnen und Berliner sind für die Beibehaltung der jetzigen Senats-Regelung (Ethik als alleiniges Pflichtfach)."

Die Berliner Zeitung hatte diese Umfrage ins Feld geschickt und - wie eine Nachfrage ergab -, lautete die Fragestellung grundsätzlich anders. Religion und Ethik wurden gegeneinander gestellt - als Frage nach der „Wahlfreiheit" - und 40 % der Befragten sprachen sich für die jetzige Regelung aus, während sich 55 % für die Wahlfreiheit aussprachen - also z.B. auch beides belegen zu können.

CF