Kirchensteuereinnahmen steigen

Kurz vor dem christlichen Weihnachten titelte das Institut der deutschen Wirtschaft in seiner Information Nr. 51/52-2006 <„Schöne Bescherung">.

Die positive Seite der Information ist, dass die Netto-Kirchensteuereinnahmen der katholischen Bistümer und der evangelischen Landeskirchen nach einer Schätzung für 2006 um 7 % gestiegen seien (zusammen 428 Millionen Euro) und nach einer Prognose für 2007 um weitere 5 % (zusammen 425 Millionen Euro) steigen werden, d.h. dementsprechend werden sich die Kirchensteuereinnahmen in den beiden Jahren gegenüber 2005 um insgesamt rund 850 Millionen Euro erhöhen. Sie liegen dann mit 8,61 Milliarden Euro für 2007 in der gleichen Größenordnung wie in dem letzten „Spitzenjahr" 2000.

Die katholischen Bistümer erhalten einen größeren Anteil von diesen Mehreinnahmen (rund 512 Millionen Euro) als die Landeskirchen (470 Millionen Euro), da die erwerbstätigen katholischen Kirchenmitglieder, die kirchensteuerpflichtig sind, insgesamt jünger sind als die evangelischen Kirchenmitglieder. Eine Folge des <„Pillenknicks"> der Jahre 1965-1975, in dem sich die Kinderzahl von evangelischen Eltern stärker reduzierte als bei den katholischen Eltern, so dass die katholische Kirche heute vergleichsweise jüngere Kirchensteuerzahler hat.

Die <Kirchensteuereinnahmen> der beiden großen Amtskirchen in Deutschland, die bis zum Jahr 1992 kontinuierlich gestiegen waren, bewegten sich danach bis 2005 in einem Auf und Ab und stagnierten im Durchschnitt, mit der Tendenz des weiteren Absinkens, so dass sich Bistümer wie Landeskirchen zu rigorosen Sparmaßnahmen veranlasst sahen.

Das berührt nun die problematische Seite der „schönen Bescherung", da dieser Sparkurs trotz der deutlichen Mehreinahmen fortgesetzt wird, was nicht von allen Mitgliedern verstanden wird.
Als im Laufe des Sommers die ersten Meldungen über das Ansteigen des Kirchensteueraufkommens bekannt wurden, war die Tonlage recht einheitlich. „Der Prozess Erneuern und Sparen wird fortgesetzt" (Bistum Würzburg), „Die Nordelbische Kirche habe für ihren Sparkurs und Strukturumbau mehr Luft bekommen", „Die Mehreinnahmen sollen als Rücklage genutzt werden" (Hessen und Nassau), „Ende des Jahres werde die Landeskirche wieder schuldenfrei sein" (Bayern), „...an ihrem Sparkurs festhalten" (Württemberg), „Die Ziele des Restrukturierungsprozesses dürfen nichts aus den Augen verloren werden". (Münster)

Die Kirchensteuer ist eine Zuschlagssteuer zur Einkommensteuer, d.h. steigen die staatlichen Einnahmen aus der Lohn- und Einkommenssteuer, steigen auch die Einnahmen aus der Kirchensteuer und umgekehrt. Diese Kopplung, bei der die Kirchensteuer – wie ein Hund an der Leine des Einkommensteuerbegünstigten Staat – mit der Einkommensteuer <sehr eng verbunden> ist, war für die beiden Kirchen bis 1992 sehr lukrativ, da die Einnahmen aus der Lohn- und Einkommensteuer anstiegen - u.a. durch die steigenden Löhne und Gehälter in jeweils höhere Steuerklassen -, und so stieg das Kirchensteueraufkommen parallel mit. Da geringes Wirtschaftswachstum, hohe Arbeitslosigkeit und staatliche Steuerreformen das Aufkommen aus der Lohn- und Einkommensteuer insgesamt reduzierten, mussten die Kirchen diesen Weg der „finanziellen Gefangenschaft" mitgehen.

Da jedoch der allgemeine Trend im Rückgang der Mitgliederzahl der Kirchen ungebrochen ist, insbesondere die nachwachsenden Jugendlichen und damit die zukünftigen Kirchensteuerzahler fehlen, sowie die staatliche Steuerpolitik im Europatrend der Erhöhung der indirekten Steuern und Verringerung der Einkommensteuern liegt, wird dieses Ansteigen vermutlich nur ein „Zwischenhoch" sein.

CF