Religiöse Rechte – Notizen April 2010

Ebenso wie das verheerende Erdbeben auf Haiti im Januar wurde auch der Vulkanausbruch auf Island als göttliche Strafe interpretiert. Der konservative Radiomoderator Rush Limbaugh sah in ihm die Antwort Gottes auf die Verabschiedung der US-Gesundheitsreform im Vormonat. Pastor John Hagee war der Ansicht, dass der Ausbruch des Eyjafjallajökull sich direkt gegen Großbritannien richtete. Tatsächlich sorge die Aschewolke im Inselstaat wegen seiner geographischen Lage für das größte Verkehrschaos. Die Entscheidung einer britischen Behörde, israelische Tourismuswerbespots nicht zu senden, da in ihnen die Klagemauer, die sich in besetztem Gebiet befindet, zog den Zorn Gottes nach sich.

Am 17. April trat der ehemalige Präsidentschaftskandidat Tom Tancredo bei einer Veranstaltung der Tea Party in South Carolina auf. Der Republikaner, der für seine harte Haltung in der Einwanderungsfrage bekannt geworden ist, schlug vor, Obama zurück nach Kenia zu schicken. Der ehemalige Abgeordnete Tancredo wird zur Christlichen Rechten gezählt und lehnt die Evolutionstheorie ab.

Am Ende des Monats wurde Franklin Graham, Sohn des berühmten Predigers Billy Graham, von einer Pentagonveranstaltung ausgeladen. Die Absage wurde mit Grahams Aussagen über den Islam als „boshafte Religion“ kurz nach dem 11. September begründet. Diese Entscheidung wurde von Vertretern der Christlichen Rechten, wie beispielsweise Tony Perkins vom Family Research Council, kritisiert. Bryan Fischer sah in dem Vorfall den Beweis dafür, dass das Militär von Schwulen und fundamentalistischen Moslems übernommen wurde: „Dies ist nicht mehr das Militär meines Vaters. Es ist nicht einmal mehr das Land meines Vaters.“

Bei den Wahlen im November strebt der Republikaner Charlie Crist, der derzeitige Gouverneur von Florida, einen Senatssitz in Washington an. Während seiner Amtszeit hatte er in Jerusalem dafür gebetet, dass Gott Florida vor Hurrikans beschützen möge. Auf einer Wahlkampfveranstaltung wurde Crist von einem Mann angesprochen, der ihn fragte, ob er wirklich an die schützende Kraft von Gebeten glaube. Es entspann sich eine hitzige Diskussion, die der Republikaner wütend mit den Worten „Sie tun mir leid“ abbrach, als er erfuhr, dass sein Gegenüber Atheist war.

Auf Hawaii stehen die Evangelikalen als Sieger der Gouverneurswahlen im November bereits fest. Sowohl der Kandidat der Republikaner als auch jener der Demokraten gehören der Christlichen Rechten an.

Bei den Wahlen im November wird Dan Coats sich um den Senatssitz in Indiana bewerben. Dieser wurde bisher vom Demokraten Evan Bayh bekleidet, der nach zwei Amtszeiten allerdings nicht mehr antritt. Coats war bereits in den 90ern Senator von Indiana und von 2001 bis 2005 amerikanischer Botschafter in Berlin. Im Wahlkampf wird er von James Dobson, dem Gründer und ehemaligen Vorsitzenden von Focus on the Family, unterstützt. Wir erinnern uns: Dobson hatte 2008 John McCain die Wahlkampfunterstützung versagt, weil dieser angeblich zu liberal war, und hatte sich erst durch die Nominierung Sarah Palins umstimmen lassen.
 

In eigener Sache:

Diesen Monat erschien auf der IBKA-Website mein neuester Artikel, der sich mit dem Antisemitismus der Christlichen Rechten befasst. Er erklärt, wie Christliche Zionisten wie Hagee Vulkane als natürliche Verbündete Israels ansehen und gleichzeitig jahrhundertealte Klischees über Juden aufrechterhalten.

Lukas Mihr
 

USA: Religiöse Rechte – Notizen Januar 2010 (2.2.2010)

USA: Religiöse Rechte – Notizen Februar 2010 (2.3.2010)

USA: Religiöse Rechte – Notizen März 2010 (1.4.2010)