MIZ 2/10 erschienen

ASCHAFFENBURG. (hpd) Soeben erschienen ist MIZ 2/10. Passend zur aktuellen Debatte, ob die gesetzlichen Krankenkassen weiterhin für Homöopathie zahlen sollen, befasst sich das Heft mit irrationalen Überzeugungen, die unsere Gesundheit gefährden.

Im Editorial erinnert Frank Welker daran, dass die Art und Weise, wie das Gesundheitswesen in Deutschland organisiert ist, den „alternativen Angeboten“ den Weg bereitet hat. Denn die Streichung von Leistungen im Bereich der Prophylaxe sowie die Überfrachtung der Ärzte mit Bürokratie habe maßgeblich dazu beigetragen, dass die Bevölkerung das Vertrauen in die Schulmedizin ein Stück weit verloren hat.

Welche Folgen dies nach sich zieht, geht aus dem Beitrag des Team Esowatch hervor, der sich mit der wachsenden Impfmüdigkeit auseinandersetzt. Dabei führen die Impfgegner selten medizinische Argumentationen im engeren Sinne an. Häufig sind es esoterische Vorstellungen, mit der die Ablehnung von Impfungen begründet wird, etwa die Behauptung, das Durchleiden einer Krankheit sei wichtig für die Wiedererlangung einer „unblockierten Lebenskraft“ oder zur Verbesserung des Karmas. Dabei schaden die Impfverweigerer nicht nur sich selbst, sie tragen auch dazu bei, dass die betreffenden Krankheiten sich weiter ausbreiten können und gefährden Menschen, die nicht geimpft werden können oder bei denen sich kein Impfschutz aufbaut.

Homöopathie: Bestenfalls Placebo-Wirkung

Den derzeitigen „Zankapfel“ Homöopathie nimmt sich Colin Goldner vor. Er beschreibt, was beim zentralen Verfahren der Homöopathie, dem „Potenzieren“, vor sich geht und welche Stoffe eingesetzt werden (neben allerlei Pflanzen und Mineralien auch Stierhoden oder Stücke der Berliner Mauer). Allgemein wenig bekannt dürfte dabei sein, dass homöopathische Arzneimittel aufgrund einer 1976 eingeführten Sonderregelung nicht wie alle anderen Medikamente ihre Wirkung in klinischen Tests nachweisen müssen.

Mit grundlegenden Fragen, etwa der Bedeutung des Placebo-Effektes oder Bewertungskriterien für eine Heilung, setzt sich Jürgen Beetz auseinander. Und der prominente Immunologe Beda Stadler vertritt im Interview die Auffassung, dass es „Globuli zur Schwangerschaftsverhütung“ geben müsste – wenn Homöopathie denn wirken würde.

Missionierung in unterschiedlichen Varianten

Chefredakteur Christoph Lammers stellt anhand einiger Beispiele nochmals dar, wie christlich Horst Köhler das Amt des Bundespräsidenten interpretierte, und wirft einen Blick auf das neue Staatsoberhaupt Christian Wulff. Dessen Rolle als Kuratoriumsmitglied der Evangelisierungsshow ProChrist legt nahe, sich auf die Fortführung der Missionierungsbestrebungen mit moderneren Mitteln gefasst zu machen.

Wie Missionierung im deutschen Schulalltag konkret aussehen kann, beschreibt Rolf Heinrich am Beispiel einer Berufschülerin, die dachte, als Konfessionslose müsse sie wohl nicht am Religionsunterricht teilnehmen – und die Rechnung ohne ihren Klassenlehrer gemacht hatte.

Und wie Missionierung im Großen geplant wird, zeigt der Beitrag von Roland Ebert. Er schreibt über die Vorbereitungen für ein Ministerium im Vatikan, das sich allein der „Neuevangelisierung“ in Europa und Nordamerika widmen soll (mittlerweile ist die Gründung vollzogen).

Scientology, Burka und Buddhismus

Einen etwas anderen Geburtstagsstrauß für den Dalai Lama, der Anfang Juli seinen 75. Geburtstag feierte, flicht Peter Nasselstein. Er versucht sich an einer „Massenpsychologie des Buddhismus“. Auffällig erscheint ihm die Diskrepanz zwischen zur Schau gestelltem Mitgefühl und emotionaler Kälte sowie die Verknüpfung von Lebensekel und Sadismus, die Nasselstein vor allem in der tibetischen Mönchskultur sieht.

Andreas Kilian reflektiert anlässlich des Fernsehfilms „Bis nichts mehr bleibt“, der sich kritisch mit Scientology auseinandersetzt, den Umgang mit kleinen Religionsgemeinschaften. Er geht der Frage nach, warum die Reaktionen auf Psycho-Sekten teilweise so hysterisch ausfallen. Und er stellt die Frage, ob die Verbände der Konfessionslosen nicht gut daran täten, den Erfolg der Psycho-Sekten genau zu analysieren. Denn wenn deren Zulauf darauf beruht, menschliche Bedürfnisse zu befriedigen, könnte eine Gegenstrategie an diesem Punkt ansetzen – was vielleicht erfolgreicher wäre, als die stetige Wiederholung moralischer Empörung.

Widerspruch ist zum Beitrag „Freiheit für die Burka?“ zu erwarten. Gunnar Schedel wirft Menschenrechtsorganisationen wie amnesty international oder Human Rights Watch vor, vor dem Problem des Islamismus aufgrund ihres „juristisch geprägten Politikverständnisses“ zu versagen, das Selbstbestimmungsrecht seines Inhalts zu entleeren und somit de facto die Emanzipation der Frauen zu verraten. In einem Zusatzkasten wird der Fall der ehemaligen amnesty-Mitarbeiterin Gita Sahgal behandelt, die ihren Arbeitgeber wegen der Kooperation mit dem freigelassenen Guantanamo-Häftling Moazzam Begg kritisierte und – erfolglos – eine klare Abgrenzung gegenüber islamistischen Organisationen forderte.

Daneben gibt es Berichte über säkulare Veranstaltungen, Pressemitteilungen und Webseiten, Buchbesprechungen sowie die Internationale Rundschau mit einschlägigen Kurzmeldungen aus aller Welt.

 

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