Christentum

Harry Potter auf dem Scheiterhaufen

Katholische Priester in Polen haben Bücher der "Harry Potter"-Reihe verbrannt – ebenso andere vermeintlich okkulte Gegenstände. Schon in der Vergangenheit wurde die Potter-Lektüre insbesondere von christlich-fundamentalistischer Seite regelmäßig angefeindet.   

Priester und andere Amtsträger einer katholischen Gemeinde in Danzig verbrannten zahlreiche Gegenstände mit angeblich okkultem Bezug – darunter eine afrikanische Maske, ein "Hello Kitty"-Regenschirm, eine Hindufigur sowie "Harry Potter"-Bücher der britischen Autorin Joanne K. Rowling. Die vorangegangene Sonntagsmesse wurde von dem Pfarrer Jan Kucharski, einem Exorzisten aus der Diözese Gdańsk, geleitet.

In einem Facebook-Beitrag, der Fotos von der Bücherverbrennung zeigt, erklärten die Priester ihre bizarre Aktion: "Wir gehorchen dem Wort Gottes". Angeblich hätten die Gegenstände einen "schädlichen Einfluss auf die Menschen". In den polnischen Medien wurden daraufhin Parallelen zu der Bücherverbrennung in Deutschland durch die Nationalsozialisten gezogen.

Kein Einzelfall

Jack Brock, Anführer der radikalen Christ Community Church, ließ bereits 2001 –wie in Danzig – einen Scheiterhaufen im südlichen US-Bundesstaat New Mexico lodern. Nachdem er vor versammelter Gottesdienstgemeinde erklärte, dass es sich bei Harry Potter um einen Teufel handele, der die Menschheit zerstören will, warfen seine Anhänger mehrere Dutzend Potter-Bücher ins Feuer. 

Zu einem ähnlichen Vorfall kam es in der schwäbischen Gemeinde Schramberg, als eine evangelische Jugendgruppe ein Potter-Buch verbrannte, da von diesem angeblich schwarze Magie ausgehe. 

Harry Potter und seine religiösen Feinde

Kurz nach dem Erfolg des ersten Bandes versuchten insbesondere christliche Fundamentalisten die Fantasy-Saga zu diffamieren. Denn hinter den Erzählungen aus der Zauberwelt witterten sie unchristliches Gedankengut, das Kinder und Jugendliche angeblich zum Okkultismus verführen soll.

So veröffentlichte die katholische Fundamentalistin Gabriele Kuby im Jahr 2002 eine Kampfschrift gegen die Harry-Potter-Reihe. In der Geschichte des jungen Zauberlehrlings sah sie nämlich ein "globales Langzeitprojekt", das das "Unterscheidungsvermögen zwischen Gut und Böse" und die "Hemmschwelle gegenüber Magie" in der Gesellschaft zerstöre. 

Joseph Ratzinger alias Papst Benedikt XVI. lobte während seiner Zeit als Kardinal die missionarische Potter-Kritik von Kuby. In einem Schreiben erklärte er: "Es ist gut, dass Sie in Sachen Harry Potter aufklären, denn dies sind subtile Verführungen, die unmerklich und gerade dadurch tief wirken und das Christentum in der Seele zersetzen, ehe es überhaupt recht wachsen konnte."

Becky Fischer, eine US-amerikanische Pastorin der Pfingstbewegung, erkannte in Harry Potter einen Feind Gottes, den es zu bekämpfen gilt: "Würde es nach dem alten Testament gehen, wäre Harry Potter hingerichtet worden. Aus Zauberern macht man keine Helden", erklärte sie während einer Predigt.

Dem Erfolg der Potter-Reihe hat das fundamentalistische Wettern jedoch keinen Abbruch getan. Harry Potter wurde zum größten Bucherfolg der 2000er-Jahre.