Die im Jahr 2000 in Lichtenau (Baden) von Hertha Beuschel-Menze und Frohmut Menze gegründete Stiftung zur Förderung der Civil-Courage hat aus Anlass ihres 20-jährigen Jubiläums zum ersten Mal einen eigenen "Preis für Civil-Courage" ausgeschrieben und am 4. Januar in einer kleinen provisorischen Verleihung an Dr. Natalie Grams in Heidelberg übergeben.
Der Preis wird an Menschen vergeben, die mit einem besonderen Maß an ziviler Courage zur Verbesserung gesellschaftlicher Verhältnisse auch unter widrigen Umständen beitragen.
Dr. Natalie Grams hinterfragte als erfolgreich praktizierende homöopathische Ärztin die Grundlage ihrer damaligen Profession (selbst-)kritisch und blieb nicht bei der Erkenntnis stehen, dass die Homöopathie sich nicht als medizinische Methode rechtfertigen kann. Mit Mut und Konsequenz vollzog sie die Abkehr von der Homöopathie und damit von ihrem bisherigen Lebensplan: Sie gab ihre gut gehende Praxis auf und widmete sich fortan der Aufklärung über Pseudomedizin. Sie blieb auch nicht bei der Homöopathie stehen, da sie die Notwendigkeit von Aufklärung auch in anderen medizinischen Bereichen erkannte, insbesondere auch beim Impfthema.
In unzähligen Medienauftritten, Beiträgen, Kolumnen, drei Büchern und in den sozialen Medien betrieb sie zeitgemäße Wissenschaftskommunikation, die sich durch stets wertschätzenden und nicht ausgrenzenden Stil auszeichnete. Dies ist umso mehr hervorzuheben, da sie für ihre öffentliche Aufklärung umfangreich Drohungen, Hassreden und Anfeindungen ausgesetzt war.
Grams kann mit Recht als Leitfigur und Impulsgeberin eines in den letzten Jahren neu belebten Diskurses zum Thema Pseudomedizin und Medizinmythen angesehen werden. In einer Zeit, in der man für das Transportieren von wissenschaftlichen Fakten massive persönliche Anfeindungen und Verleumdungen in Kauf nehmen muss, sind mutiges Aufklären und Haltung wichtiger denn je. Frau Dr. Grams zeigt den Wert von Wissenschaftskommunikation auch gegen solchen Widerstand auf. Die verbreitete und sogar gesetzlich privilegierte Homöopathie spielt dabei nach wie vor eine besondere Rolle. Sie ist für viele der "Einstieg zum Ausstieg" aus dem kritischen Denken, die Basis für eine grundsätzliche Wissenschaftsskepsis und damit ein Weg ins Postfaktisch-Irrationale. Das Akzeptieren des Postfaktischen kann auch und gerade in der Coronakrise zu folgenschwerer Faktenleugnung führen, die letztlich die Gesellschaft gesamtheitlich gefährdet. In der Preisverleihungsurkunde schreibt die Stiftung dazu:
"Frau Dr. Grams hat damit großen Mut und Civil-Courage bewiesen, denn sie hat nicht nur die Diskussion um die evidenzbasierte Medizin auf breiter Basis angestoßen, sie wurde auch in unglaublicher Weise angefeindet und verfolgt. Ihre Ehrlichkeit und ihr Glaube an die Wissenschaft führten dazu, eine finanziell sehr gut gehende Praxis aufzugeben. Dass sie dies über 6 Jahre durchgehalten hat, ohne einzuknicken und sich im Gegenteil wissenschaftlich immer weitere Bereiche erobert hat, sieht die Stiftung zur Förderung der Civil-Courage als einzigartig an und zeichnet Dr. Natalie Grams für diese Lebensleistung mit dem ersten Preis für Civil-Courage der Stiftung aus."
Hintergrund:
Das Verleger-Ehepaar Hertha Beuschel-Menze und Frohmut Menze hat im Jahr 2000 mit einer Million DM Stiftungskapital gemeinsam mit Otto Herz die Stiftung zur Förderung der Civil-Courage in Lichtenau gegründet und mit zahlreichen Publikationen, Seminaren, engagierten Lehrerinnen und Lehrern, Schülerinnen und Schülern versucht, die Zivilcourage im Alltag der Schulen zu verankern. So sollte beispielsweise jedes Jahr bei den Schulabschlussfeiern neben anderen Schulpreisen wie zum Beispiel dem Scheffel-Preis auch ein Preis für Zivilcourage vergeben werden. Dieses Ziel wurde nur in Einzelfällen erreicht.
Zudem hat sich der Handlungsspielraum aller gemeinnützigen Stiftungen durch die sinkenden Erträge des angelegten Kapitals extrem verringert. Deswegen wurde die als Ewigkeitsstiftung angelegte Stiftung zur Förderung der Civil-Courage im Jahr 2017 mit der Genehmigung des Regierungspräsidiums Karlsruhe in eine sogenannte Verbrauchsstiftung umgewandelt, die nach dem Willen der Stifter so schnell wie möglich in die Giordano-Bruno-Stiftung überführt werden soll, deren breit angelegte und sehr erfolgreiche Arbeit mit den Zielen der Stiftung zur Förderung der Civil-Courage in hohem Maße übereinstimmt.
Gleichzeitig wollen die Stifter die Zivilcourage weiter fördern: Laut Beschluss vom 31. Dezember 2020 haben die Stifter entschieden, zum ersten Mal in den 20 Jahren ihrer Stiftertätigkeit einen "Preis für Civil-Courage" auszuschreiben und ihn an Dr. Natalie Grams aus Heidelberg zu verleihen – in einer kleinen provisorischen Feier am 4. Januar 2021 in Heidelberg. Eine offizielle Preisverleihung soll im Sommer 2021 am Stiftungssitz der Giordano-Bruno-Stiftung in Oberwesel stattfinden.
11 Kommentare
Kommentare
Petra Pausch am Permanenter Link
Glückwunsch! Das ist mehr als verdient!
Sigrid Meißner am Permanenter Link
Herzlichen Glückwunsch auch von mir aus Dessau Sigrid M.
Bettina Frank am Permanenter Link
Diese Auszeichnung für Natalie Grams freut mich ganz besonders, da sie sich mit Mut und Entschlossenheit für die Aufklärung entschieden hat.
Daher ganz herzlichen Glückwunsch, liebe Natalie und bleib einfach wie Du bist.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Gute Entscheidung der Stiftung und Lohn für deine unermüdliche Aufklärungs-Arbeit, liebe Natalie!
Ulrike Dahmen am Permanenter Link
Ich bin begeistert; ganz herzlichen Dank an die Stifter!
Muriel am Permanenter Link
Ich freu mich ja, dass Natalie Grams sich so gegen Homöopathie einsetzt. Und einen so zentralen persönlichen Irrtum anzuerkennen, verdient auch Respekt, irgendwie.
Mathias Berner am Permanenter Link
Auf einer Minderheit rumzuhacken, die sichtlich Erfolge verzeichnet, wo die Allopathie scheitert, empfinde ich nicht besonders mutig.
Sorry, es scheint eher von Interessengruppen finanzierte Polemik zu sein.
Ich wünschte es wäre anders und vor allem humanistisch.
Johannes Lutscher am Permanenter Link
Es geht mir wie Herrn Berner. Ich finde es sehr traurig und nicht mutig, dass etwas sehr Gutes wie Homöopathie so abgetan wird und dafür jemand dann noch ausgezeichnet für Civil-Courage wird.
Irene Lang-Reeves am Permanenter Link
Also Zivilcourage ist für mich etwas anderes. Für mich ist das Meinungsmache, was sie betreibt - braucht es dazu etwa Mut? Gibt es eine breite Mehrheit an gewaltbereiten Homöopathen, die sie bedrohen?
Ernie am Permanenter Link
Offensichtlich verstehen Sie nicht den Unterschied zwischen Aufklärung und Meinungsmache.
Karl Linz am Permanenter Link
Glückwunsch zum Preis für Natalie Grams.