Staat und Kirche

Grünen plädieren für ein "interaktives" Modell

Am vergangenen Wochenende veranstaltete Bündnis 90 / Die Grünen einen religionspolitischen Kongress. Dabei wurde deutlich, dass die Partei für ein sog. "interaktives" Modell plädiert.

"Staat und Religionsgemeinschaften müssen sich aufeinander beziehen", erklärte dazu NRW-Chef Sven Lehmann. So könne nach Meinung der Grünen die Gesellschaft Einfluss auf Religionen nehmen, "etwa durch islamischen Religionsunterricht an Schulen."

Der Artikel in der TAZ weist darauf hin, weshalb es so schwierig ist, innerhalb der Partei laizistische Positionen durchzusetzen: "Die beiden wichtigsten LandespolitikerInnen der Grünen, der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Nordrhein-Westfalens stellvertretende Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann, sitzen im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Bei den Protestanten sind Grüne ebenfalls an vorderster Front dabei, wie das Beispiel der Ex-EKD-Präses Katrin Göring-Eckardt zeigt. Auch die Berliner Landesvorsitzende Bettina Jarasch ist Mitglied im ZdK."

Und gerade Jarasch wurde mit der Leitung einer Kommission beauftragt, die Reformvorschläge für die Neujustierung des Verhältnisses von Staat und Religions- sowie Weltanschauungsgemeinschaften erarbeiten soll.

Frieder Otto Wolf, (Präsident des Humanistischen Verbands Deutschlands (HVD) und ebenfalls Mitglied der Grünen) sagte laut TAZ, dass das deutsche Staatskirchenmodell unwiederbringlich dahin sei. "Der Versuch, den Islam an Bord zu holen, um die Privilegien der Kirchen zu rechtfertigen, wird nicht funktionieren."

Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer forderte auf dem Kongress hingegen, dass der staatliche Kirchensteuereinzug für alle Religionsgemeinschaften zu öffnen sei, auch für den Islam, wenn er die Voraussetzungen einer öffentlichen Körperschaft erfülle.