Die Partei "Die PARTEI" ist der Stadtverwaltung Bad Kreuznach sowie Pfarrer Dr. Claus Clausen von der evangelischen Kirchengemeinde zu Dank verpflichtet. Beide haben sich für ein Verbot der humanistischen "Jesus is a dancer"-Heidenspaß-Tanzparty ausgesprochen, die die PARTEI ursprünglich im Keller des AJK-Jugendzentrums am Karfreitag ab 21 Uhr durchführen wollte.
"Wir danken Stadt wie Kirche, dass sie dadurch aufzeigen, dass wir immer noch in Zeiten leben, in denen Christen ihren nicht-christlichen Mitmenschen ihren Willen aufzwingen können statt den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen", sagen der PARTEI-Landesvorsitzende Sebastian Evelyn Beuth sowie PARTEI-Kreisvorsitzender Stefan Butz.
Die PARTEI beruft sich für ihre Heidenspaß-Tanzparty auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2016, nach dem es weltanschaulichen Gruppierungen erlaubt sein muss, eine weltanschauliche Veranstaltung – selbst als Tanzveranstaltung – am Karfreitag durchzuführen. Dazu müssen Besucher der Veranstaltung schriftlich versichern, dass sie weder an Götter, Dämonen, Elfen oder andere Fabelwesen glauben, ein humanistisches Weltbild haben und dass sie dies durch Tanz zum Ausdruck bringen. Mit diesem Ansatz schafften es der Bund für Geistesfreiheit München (BfG) im Verbund mit der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) im Jahr 2017, in der bayrischen Hauptstadt eine Heidenspaß-Tanzparty durchzuführen. Auch jetzt sind in verschiedenen Städten Deutschlands solche Veranstaltungen vorgesehen. "Bis in die rheinland-pfälzische Provinz scheint jedoch nicht durchgedrungen zu sein, dass die Kirchen heute nicht mehr jeden zwingen können, nach ihrer Pfeife zu tanzen – oder eben nicht zu tanzen", macht Beuth deutlich. Statt dem Bundesverfassungsgericht zu folgen, folge man an der Nahe wohl lieber den Mächten des Mittelalters.
"Dass das Amt für Recht und Ordnung der Stadt Bad Kreuznach sich über das Bundesverfassungsericht stellt, ist irgendwie niedlich – aber trotzdem falsch."
Was genau war nun in Bad Kreuznach geschehen? Den ersten Zug machte die Partei "Die PARTEI". Der Kreisvorsitzende Stefan Butz meldete die Veranstaltung bei der Stadt Bad Kreuznach am Montag, 26. März, an. Zuerst hatte das Kulturzentrum "Alternative Jugendkultur Kreuznach" (AJK) darunter zu leiden: Nicht nur, dass dort ab Mittwoch die Beschwerden eingingen, obwohl man ja nur den Raum vermietet hatte, nein, Pfarrer Clausen forderte von dem gemeinnützigen Verein, die Veranstaltung abzusagen. Die AJK bat daraufhin die PARTEI um eine andere Lösung. Die war schnell gefunden: Der frühere PARTEI-Liebeslandratskandidat Philipp Dietrich machte eine andere Location klar, eine Musikkneipe in Bad Kreuznach.
Dann jedoch lag in Butz' Briefkasten das Schreiben der Stadt Bad Kreuznach, nach dem es entsprechend dem Landesfeiertagsgesetz nicht möglich sei, diese Tanzveranstaltung zu genehmigen. Der Grund: Für eine Ausnahmeregelung zu Karfreitag müsste den Kirchen zehn Tage Anhörungsfrist eingeräumt werden. Der Antrag sei jedoch zu spät eingegangen. Nur: Die PARTEI hat gar keine Ausnahmeregelung beantragt, sondern wollte den Weg, der durchs Bundesverfassungsgericht erlaubt war, gehen. "Dass das Amt für Recht und Ordnung der Stadt Bad Kreuznach sich über das Bundesverfassungsericht stellt, ist irgendwie niedlich – aber trotzdem falsch", machen Butz und Beuth deutlich.
Deswegen wird die PARTEI einerseits Rechtsmittel gegen den Bescheid der Stadt Bad Kreuznach einlegen. Zudem sollen eine Nachttanzdemo sowie eine Mahnwache angemeldet werden. "Mal sehen, was der Staat für die Kirche in einer Demokratie noch so alles verbieten kann", freuen sich der Landes- wie der Kreisvorsitzende auf weitere kreative Ablehnungsgründe der Stadtverwaltung.
(Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung der Partei "Die PARTEI" – Kreisverband Bad Kreuznach.)
12 Kommentare
Kommentare
Wolfgang am Permanenter Link
Ich verstehe den Karfreitag nicht: Da wird ein halbnackter Mann an ein Kreuz geschlagen aber es darf nicht getanzt werden. Das ist ja Religion, christlich gemein schafft!
Paul am Permanenter Link
Dies zeigt doch wieder einmal mehr die komplette Unfähigkeit dieses Gottes, mit Pauken und Trompeten dazwischen zu fahren und die Rechtmässigkeit dieser Forderung nach einem stillen Feiertag beim weltlichen Fussvolk d
Marcus Liedschulte am Permanenter Link
Die PARTEI Castrop-Rauxel wehrt sich ebenfalls gegen das Verbot ihrer Tanzdemo am Karfreitag.
Gerd Hübner am Permanenter Link
Ich denke, das ist nur wieder ein Versuch der PARTEI auf Stimmenfang im muslimischen Lager zu gehen...
Progressiv Denker am Permanenter Link
Wer die Ursache nicht akzeptieren kann, sollte nicht von den Folgen profitieren.
Wenn die ach so toleranten Humanisten das akzeptieren, kann man auch über ein Ende des Tanzverbotes reden. Dieses ist übrigens die einzige Einschränkung die man durch die Christen hinnehmen muss mit sehr vielen freien Tagen, die man auch als Nicht-Christ hat.
Paul am Permanenter Link
Woher wollen sie denn wissen, dass es mir als "Heiden" nicht zusteht, diese Tage ebenso zu feiern, schon lange vor der Anmassung der Christen ein Anrecht auf diese Tage zu besitzen.
Luisa am Permanenter Link
.... Es sind ein paar Feiertage, die Jahrtausende lang existieren. Wie wäre es mit Akzeptanz und Kompromissfähigkeit? Wenn es von 365 Tagen im Jahr ca.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ich lach mich schlapp...
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Wie wäre es mit Akzeptanz und Kompromissfähigkeit?"
Hat Religion sich in diesen Jahrtausenden, auf die Sie sich beziehen, je Akzeptanz und Kompromissfähigkeit anderer Meinungen gezeigt? Außerdem muss ich keine Akzeptanz und Kompromissfähigkeit zeigen, wenn ich Ihnen gestattet, von mir aus an 360 von 365 Tagen nicht zu tanzen. Sie müssen von mir aus nie tanzen. Das ist Ihnen völlig unbenommen.
Nur: Warum sollte es einen temporären Nichttänzer etwas angehen, wenn ein anderer an anderem Ort tanzt - und sei es 365 Tage im Jahr? Geht dann Ihre Akzeptanz und Kompromissfähigkeit nicht so weit, dies zu dulden?
Luisa am Permanenter Link
.....bisweilen recht beleidigend, was hier an Kommentaren Gläubigen an den Kopf geworfen wird.
Jeder freut sich über den freien Tag, also ran, Urlaub nehmen....wäre schon mal konsequent, Punkt 1.
An dieser Stelle viel Spaß.
Ganz ehrlich, ich höre hier nichts als Diffamierung Gläubigen gegenüber, das nenne ich mangelnde Akzeptanz und wie es in den Wald hineinschallt, so kommt es dann auch heraus!
An dieser Stelle klinke ich mich aus dieser Diskussion aus. Es hört sich nach Kindergarten an, nicht aber an einer sachlichen Auseinandersetzung, die ein gewisses Maß an geistiger Bildung voraussetzt!
War im übrigen ein sehr schöner andächtiger Tag, der letzte Karfreitag!
Matthias am Permanenter Link
Ach herrlich sehr gut gemacht von Der PARTEI, die Kirche ist so super Rückständig und überholt... Es wird langsam Zeit, dass sie ihr eigenes Geld verdienen wie in den USA
Manfred am Permanenter Link
folgender Beitrag belegt, wie zwiespältig bis scheinheilig die großen Glaubenskonzerne weitgehend nur noch als reine Geldmaschinen agieren.
Mit Recht oder völlig zu Unrecht?
http://www.dfld.de/Presse/PMittF/P.php?P=2014/140917a.htm