Corona in Pakistan

Quarantäne für 40.000 Menschen nach religiöser Massenveranstaltung

In Pakistan hat im März entgegen aller Empfehlungen eine Glaubensveranstaltung mit über 100.000 Teilnehmern stattgefunden. Fast die Hälfte von ihnen wurde nun bereits als Seuchenschutzmaßnahme isoliert. Es ist nicht das erste Mal, dass religiöse Treffen in der Corona-Krise als sogenannte "Superspreader" fungieren.

Als die Corona-Pandemie weltweit schon in vollem Gange war, fand vergangenen Monat in Pakistan eine religiöse Massenveranstaltung der islamischen Glaubensgemeinschaft "Tablighi Jamaat" statt. Die Behörden hatten versucht, das religiöse Event zu unterbinden, dennoch kamen 100.000 Anhänger über mehrere Tage zu ihrem Jahrestreffen in der Stadt Lahore zusammen, wie kurier.at berichtet. Auch wenn der Staat die Konfrontation mit muslimischen Religionsgruppen üblicherweise meidet, versuchten sie nun einzugreifen, nachdem die Veranstaltung vor allem im Internet vielfach kritisiert worden war.

Mehr als 180 Prediger waren schon positiv auf das Coronavirus getestet worden, nun suchen die Behörden nach den Teilnehmern, um sie in Quarantäne zu schicken und so eine zu schnelle Verbreitung des Krankheitserregers in dem Land mit seinen rund 200 Millionen Bewohnern und einem schwachen Gesundheitssystem zu verhindern.

"Tablighi Jamaat" gehört zu den größten grenzübergreifenden muslimischen Bewegungen; man befürchtet, dass die Besucher der jährlichen Versammlung, die auch aus anderen Ländern angereist waren, das Virus auch jenseits der Grenzen weiterverteilen. Mittlerweile wurden in Pakistan 40.000 Prediger quarantänisiert, 300 ausländische Teilnehmer wurden zur Selbstisolation aufgerufen.

Der Informationsminister der Provinz Sindh, Murtasa Wahab, geht laut kurier.at schon jetzt von tausenden Infektionen durch das Glaubensevent aus. Die Stadt, in der sich die Zentrale der religiösen Bewegung befindet, habe man wegen der rasanten Ausbreitung von Covid-19 gleich ganz von der Außenwelt abgeschottet, sogar Moscheen wurden geschlossen. Nach Zahlen der WHO vom 8. April gibt es in Pakistan aktuell 4.072 registrierte Fälle der Erkrankung und 58 Todesfälle.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine religiöse Massenveranstaltung als Brandbeschleuniger der Pandemie fungiert: Im Elsass trafen sich Mitte Februar im Rahmen einer Fastenwoche pro Tag bis zu 2.000 Anhänger einer Freikirche aus verschiedenen Ländern und legten dort wohl den Grundstein für eine der verheerendsten Corona-Notlagen in Europa. Die ausländischen Teilnehmer wiederum nahmen nicht nur den göttlichen Segen, sondern auch die Krankheit mit nach Hause – bis nach Französisch-Guyana.

Ähnliches passierte in Südkorea: Die evangelikale Sekte "Neues Himmelreich" hielt sich nicht an die staatlichen Auflagen und fungierte als Verteilmechanismus. Erstaunlich, dass sich das Virus, das verschiedene Religionsvertreter schon als Strafe Gottes für Nicht- oder Falschgläubige beziehungsweise Sünder bezeichnet hatten, gerade bei einer Zusammenkunft gottesfürchtiger Menschen so gut verbreiten konnte.

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