An alle Katholiken: Papst empfiehlt Unterschrift!

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Niko Alm / Foto: konfessionsfrei.at

WIEN. (hpd) Joseph Ratzinger alias Benedikt XVI kann auch positiv überraschen. Er hat zur „Entweltlichtung“ der römisch-katholischen Kirche aufgerufen. Dem Mann kann geholfen werden! Nirgends können das die Katholiken so rasch und effektiv umsetzen wie in Österreich. Einfach das Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien unterschreiben.

Österreichs Katholiken sind nach der Freiburger Rede des Papstes de facto verpflichtet, das Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien zu unterstützen, denn: „Die von ihrer materiellen und politischen Last befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein. Sie kann ihre Berufung zum Dienst der Anbetung Gottes und zum Dienst des Nächsten wieder unbefangener leben. Die missionarische Pflicht, die über der christlichen Anbetung liegt und die ihre Struktur bestimmen sollte, wird deutlicher sichtbar.“ So Joseph Ratzinger.

Na dann, auf zur Unterschrift, liebe Katholiken. Nehmt euren Chef beim Wort.

Wir helfen selbstlos dabei, diesen päpstlichen Auftrag umzusetzen. Wir fordern, dass die Kirche von der materiellen Last ungerechtfertigter staatlicher Zuschüsse in Milliardenhöhe befreit wird. Wir fordern die Befreiung von der politischen (wie auch materiellen) Last, den schwindenden Einfluss in den öffentlichen Schulen sichern zu wollen. Sei es durch den konfessionellen Religionsunterricht, sei es durch dessen Light-Variante, den Ethikunterricht, für den die katholische Kirche gerade so eifrig politischen und medialen Druck aufbaut.

Natürlich ist unser Engagement prinzipiell anders, nämlich weltlich, motiviert. Es entspricht unserem Verständnis eines modernen, liberalen und demokratischen Rechtsstaats auf internationalem Niveau. Aber wenn eine andere Perspektive, die missionarisch-geistliche, zum gleichen Ergebnis führt, werden wir nicht darüber streiten. Der Papst selbst darf als Ausländer leider nicht unterschreiben, aber er hat ja hier geschätzte fünfeinhalb Millionen Anhänger, funktionale Agnostiker, vulgo Taufscheinkatholiken, eingerechnet. Die können das jetzt mit gutem Gewissen für ihn übernehmen und damit eindeutig demonstrieren, dass sie ihn ernst nehmen.

Von der offiziellen katholischen Kirche in Österreich und ihren politischen Anhängern ist das leider nicht zu erwarten. Sie haben bisher alles getan, um Initiativen für eine klare Trennung von Staat und Kirche zu blockieren.

Vielleicht stößt sich die katholische Kirche daran, dass wir nicht nur sie, sondern alle Religionsgemeinschaften in Österreich, „entweltlichen“ wollen. Dann wäre der missionarische Wettbewerbsvorteil weg, wenn diese sich auch finanziellen und politischen Ballasts entledigen müssten. Dann sind sie alle gleich vor den Menschen. Oder vielleicht weiß die offizielle katholische Kirche, dass der Ruf nach „Entweltlichung“ bestenfalls ein abstrakter Gedankengang ist und nur eines nicht ist: Die Forderung, kirchliche Privilegien aus Feudalzeiten abzuschaffen. In dem Fall könnte man den sprachlich eindeutigen Papst-Aufruf als zumindest doppelbödig bezeichnen. Als Signal, über Bescheidenheit zu schwafeln und Laizität weiter zu blockieren. Und die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche schwindet weiter. Ganz ohne Wundern.

Niko Alm