2013 – Jahr der Aufklärung

denis_diderot.jpg

Denis Diderot (1767) / Gemälde von Louis-Michel van Loo (1707–1771)

REGENSBURG. (hpd/dfw) Der Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V. ruft auf, das Jahr 2013 zum Jahr der Aufklärung zu gestalten und sich intensiv mit den historischen und aktuellen Inhalten freien aufklärerischen Denkens und seinen gesellschaftlichen und weltanschaulichen Wirkungen zu beschäftigen.

Anlass ist der 300. Geburtstag eines der schillerndsten und inspirierenden Köpfe der europäischen Aufklärung: Denis Diderot (1713–1784), der freidenkende Philosoph, Wissenschaftler, Schriftsteller, Dramatiker und Enzyklopädist. Aus der Zeit der Aufklärung heraus entwickelten sich die Geistesfreiheit, säkularer Humanismus und Menschenrechte.

Im Mittelpunkt der Befassung mit der historischen und aktuellen Aufklärung stehen

  • die Entwicklung und Proklamierung der Menschenrechte und die Durchsetzung der bürgerlichen Verhältnisse für „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“
  • die geistigen Vorbereitungen gesellschaftlicher Änderungen zur Überwindung knechtender und ungerechter sozialer Verhältnisse
  • das Programm zur Überwindung der Unmündigkeit des Menschen und zur Entwicklung der kritischen Vernunft für die Beurteilung der Wirklichkeit
  • die Befreiung der Wissenschaften von Theologie und kirchlicher Bevormundung sowie der Kampf gegen die Allianz von Thron und Altar
  • ein beginnendes Entwicklungsdenken in Natur und Gesellschaft

Die Rekonstruktion der über 300-jährigen Aufklärung in Europa, in England, Schottland, Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland und anderen Ländern ist eine nicht vollendete Aufgabe. Die Weltanschauung der Aufklärung beinhaltet einen Komplex verschiedener Fragen und Aspekte und entwickelt sich selbst fort. Wenn wir auch feststellen können, dass die Aufklärung in den fortschrittlichen bürgerlichen Umwälzungen des 18. Jahrhunderts die größten Wirkungen erzielt hat, so ist sie nach wie vor nicht abgeschlossen. Sie hat grundlegende Werte- und Daseinsfragen des menschlichen Denkens und Zusammenlebens aufgeworfen, die für unsere Gegenwart und Zukunft von eminenter Bedeutung sind.

Die europäische Aufklärung hat Konsequenzen für Philosophie und Weltanschauung. Sie führte zu einer naturalistischen Wende der Philosophie, zu einem Pantheismus, Deismus und atheistischen Materialismus, der die Welt aus sich selbst heraus und als naturgesetzlichen Prozess – ohne übernatürliche Kräfte – auffasst, erklärt und erkennt. Die Welt wird nichttheistisch erklärt.

Gerade Denis Diderot ist für unser modernes aufgeklärtes Weltbild von besonderer Tragweite. Er repräsentiert neben Voltaire, Rousseau, Holbach und anderen den umfassenden Begriff des philosophe im Frankreich des Ancién Regime und geht vorurteilsfrei, enzyklopädistisch und kritisch an die Entwicklungen in Wissenschaft, Literatur, Gesellschaft und Denken heran. Für die alleinige kirchliche Deutungshoheit über die Welt und die Wissenschaften, für einen Gott und für religiöse Vorstellungen von übernatürlichen oder irrationalen Mächten ist kein Platz mehr im aufgeklärten Europa. Diderot kann auch als Protagonist des (evolutionären) Humanismus betrachtet werden: Seine Erklärung des menschlichen Individuums und dessen naturgeschichtlicher Entwicklung führt zu einer humanistischen Ethik, die bisher noch wenig ausgelotet ist.

Der DFW und seine Mitgliedsverbände werden der unabgeschlossenen Aufklärung und Denis Diderots als europäischem Aufklärer in mehreren Veranstaltungen gedenken und das aufklärerische Erbe für gegenwärtige Problemstellungen nutzbar machen.

Präsidium des DFW