Anlässlich der Rückkehr von Kardinal Woelki möchte das Aktionsbündnis Betroffeneninitiativen daran erinnern, dass nicht nur das Erzbistum Köln den sexuellen Missbrauch in katholischen Einrichtungen unzureichend aufgearbeitet hat. Hierzu hat das Bündnis eine Collage mit Fotos aus mehreren Bistümern in den Sozialen Medien veröffentlicht. Vor den Kirchen in Berlin, Frankfurt, Hildesheim, Magdeburg, Köln, München und Münster zeigen Betroffene ihr Gesicht und dazu den Slogan "Köln ist überall!". Das Aktionsbündnis ruft in den Sozialen Medien dazu auf, dass sich Menschen aus ganz Deutschland an der Aktion beteiligen und sich mit dem Hashtag "KölnIstÜberall" vor einer Kirche fotografieren und dies teilen.
Agnes Wich von der Betroffeneninitiative Süddeutschland e. V. erklärt für das Aktionsbündnis:
"Weder die Rückkehr noch ein Rücktritt von Woelki werden grundsätzlich etwas daran ändern, dass die Betroffenen sich bundesweit von der katholischen Kirche ignoriert, im Stich gelassen und teilweise auch veralbert vorkommen. In jedem Bistum behält sich die Kirche das Recht vor, ihre Verbrechen selbst aufzuarbeiten. In den jeweiligen Aufarbeitungskommissionen sitzen Vertreter der Täterorganisation und die Kirche wählt auch aus, welche Betroffene mit am Tisch sitzen dürfen. So kann eine echte Aufarbeitung nicht gelingen."
Bernd Held von der Initiative Ehemaliger Johanneum Homburg:
"Wieder bietet ein Kardinal erst nach einem Proteststurm seinen Rücktritt an. Wieder lässt sich Papst Franziskus bitten und will erst 'zu gegebener Zeit entscheiden' – dabei hatte er doch fünf Monate Zeit. Wozu noch einmal diese Provokation? Was muss eigentlich noch passieren, damit der Papst erkennt: 'So geht es in Deutschland nicht weiter!'?"
Matthias Katsch, Sprecher des Eckigen Tisch e.V.:
"Woelki hat nicht nur 'Kommunikationsfehler' begangen. Er war die rechte Hand von Kardinal Meisner und will nichts von dessen Ordner 'Brüder im Nebel' gewusst haben? Er hat sich ein zweites Gutachten bestellt, dass bewusst die Haftung der Vertuscher nicht genau geprüft hat. Wir glauben ihm daher nichts mehr."
Jens Windel von der Betroffeneninitiative Hildesheim zeigt an einem ganz konkreten Beispiel, dass die Probleme nicht nur Kardinal Woelki betreffen:
"So wie das Gutachten in Köln, schockte auch der Bericht 'Wissen teilen' im Bistum Hildesheim die Menschen und allen voran die Betroffenen. Daher bemängeln auch wir das Versagen von Weihbischof Bongartz im Umgang mit dem sexuellen Missbrauch sowie die nötigen verantwortungsvollen Konsequenzen nicht eingeleitet beziehungsweise eingestuft zu haben. Trotz eines Rücktrittsgesuchs 2017 an falscher Stelle trat er bis heute nach der neu belastenden Studie 2021 nicht erneut an die Öffentlichkeit, um das Wort an die Betroffenen zu richten. Ein so hoher geistlicher Würdenträger kann aus unserer Sicht das Amt des Weihbischofs sowie seine Mitgliedschaft in der Bischöflichen Arbeitsgruppe für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes nicht weiter ausüben."
