Buskampagne startet am Samstag

BERLIN. (hpd) Auf einer „rollenden Pressekonferenz“ erläuterten die Initiatoren der „Buskampagne“ gestern in Berlin ihr Konzept, berichteten über bisherige Erfahrungen und die weitere Planung.

Sachgemäß hatten die Initiatoren der „säkularen Buskampagne“ gestern, am Donnerstag, in den Doppeldecker eingeladen, um den Bus auch in Fahrt erleben zu lassen und ‚an Bord’ Informationen und Auskünfte zu geben.

Der Bus wird morgen, Samstag um 12:00 Uhr vom Alexanderplatz, Neptunbrunnen zu einer dreistündigen „atheistischen Stadtrundfahrt“ starten, danach noch eine kleinere Rundfahrt absolvieren und um 17:00 Uhr vom Brandenburger Tor aus zu seiner Deutschland-Rundfahrt starten. Damit ist die tatsächliche Buskampagne eröffnet.

Philipp Möller, der Pressesprecher der Buskampagne, erläuterte noch einmal die Intention der Initiatoren, säkular denkende Menschen in Deutschland in einer nicht-religiösen Weltanschauung zu bestärken und dafür öffentlich mit dem Bus zu werben. Zusätzlich wird es Buttons, Aufkleber und T-Shirts geben, um die Auffassung „Gottlos glücklich“ und „Werte sind menschlich. Auf uns kommt es an“ weiter zu tragen.

In dieser Betonung des Humanen sehen die Initiatoren auch nicht primär eine Religionskritik, sondern die Bestärkung eines nicht-religiösen Selbstbewusstseins. Allerdings ließen die Slogans ihre unterschiedliche Ansicht in der Wertefrage nicht verleugnen, denn im Herbst 2007 hatte sich die Evangelische Kirche in Berlin mit Großplakaten gegen den neuen Ethikunterricht positioniert und plakatiert: „Werte brauchen Gott“.

Die Erwartungen an die kommenden drei Wochen sind unterschiedlich, da bisher noch niemand Erfahrungen mit einer solchen Kampagne habe. Ob man auf Zustimmung, Ablehnung - und wenn ja, in welcher Intensität -, treffen werde, es werde sich zeigen. Zumindest seien die Klebefolien mit einer speziellen Beschichtung versehen worden, um sie bei Beschmutzungen leichter säubern zu können.

Bei der Fahrt durch die Straßen der Hauptstadt zeigte sich ansatzweise, dass der rote Doppeldecker ein „Hingucker“ werden könnte. Trotz der Reizüberflutung in der Innenstadt Berlins, wo überall Werbung präsent ist und viele mit Werbeaussagen beklebte Doppeldecker unterwegs sind, gab es zwei unterschiedliche Reaktionen, wenn die Passanten den Bus überhaupt bewusst anschauten. Bei älteren Paaren kniff der Mann erst einmal die Augen zusammen, als würde er nicht richtig gelesen haben, und stieß dann seiner Frau in die Seite. Bei Jüngeren ging nach Erkennen des langen Schriftzuges eher ein Lächeln über die Gesichter und ein fröhliches Zeigen auf den Bus.

Wie dem hpd am Nachmittag bekannt wurde, hat das christliche Missionswerk „Campus für Christus“ sich kurzfristig entschlossen, einen Reisebus zu chartern und zu bekleben, um sich mit diesem Bus an die säkulare Buskampagne anzuhängen. Da ja der Fahrplan öffentlich bekannt sei, wolle man, so heißt es, den Atheistenbus begleiten und sich, falls möglich, in den Städten daneben aufstellen. Die Initiatoren der Buskampagne sehen es eher gelassen und wollen erst einmal abwarten, ob und wie aufdringlich sich die Missionare verhalten.

Fritz Harder
 

Fotografien © Evelin Frerk